Herr Fröhlich, dieses Jahr war das erste, in dem Sie zwölf Monate am Stück als Ortsamtsleiter im Einsatz waren. Wie etabliert, würden Sie sagen, sind Sie mittlerweile im Stadtteil?
Oliver Fröhlich: Auch wenn die Pandemie viele Veranstaltungen zu Online-Veranstaltung gemacht hat und Präsenztreffen schwierig waren, glaube ich doch, mich im Stadtteil etabliert zu haben.
Und wie häufig kommt es noch vor, dass Sie mit Ihrem Amtsvorgänger verglichen werden?
Inzwischen kann ich sagen, dass das kein einziges Mal mehr vorkommt.
Peter Nowack ist gelegentlich bei Online-Sitzungen des Beirates zugeschaltet. Was löst das bei Ihnen aus?
Er ist ein Ur-Blumenthaler, darum freut es mich, dass er nach wie vor Interesse am Stadtteil hat.
Angetreten sind Sie 2020 als parteiloser Kandidat. Wie steht es heute damit?
Genauso wie damals. Ich bin überzeugt davon, dass das Sinn macht, weil die Position des Ortsamtsleiters eine neutrale ist. So gesehen fällt es mir leichter als anderen Ortsamtsleitern, alle Fraktionen gleich zu behandeln.
Und es gab tatsächlich keinen einzigen Versuch, Sie zum Parteigänger zu machen?
Ich habe allen Parteien meine Sicht der Dinge klargemacht. Darum gab es auch keinen Versuch ihrerseits, mich umzustimmen.
Und wie ist Ihre Sicht der Dinge?
Ich bin für gute Ideen zu haben und nicht für irgendeine Partei.
Als Sie vor anderthalb Jahren angetreten sind, kündigten Sie an, erst einmal in Beverstedt wohnen zu bleiben. Wann wird denn nun aus dem Niedersachsen Oliver Fröhlich ein Bremer?
Im Grunde finde ich, dass es Vorteile hat, wenn es jemanden gibt, der von außen kommt.
Wollen Sie damit sagen, dass Sie sich mittlerweile gegen einen Umzug entschieden haben?
Ich will damit sagen, dass die Angelegenheit für mich noch offen ist. Ich denke, dass ich vor den nächsten Sommerferien zusammen mit meiner Familie eine Bilanz ziehen werde.
Inwiefern?
Im Sommer 2022 steht der Schulwechsel meiner Tochter an. Dann könnten, wenn man so will, die Karten neu gemischt werden. Bisher sehe ich dazu allerdings keine Veranlassung, genauso wenig der Beirat. Alles läuft gut so, wie es jetzt ist.
Auch in Beverstedt haben Sie für die Verwaltung gearbeitet. Wie leicht oder schwer ist Ihnen die Umstellung von einer Land- zu einer Stadtgemeinde gefallen?
Ausschließlich die Struktur ist anders. In Beverstedt hatte ich ein Budget, aus dem geschöpft werden konnte. In Bremen muss ich dagegen die zuständige Stelle fragen, ob sie die Kosten übernimmt. Der Rest ist gleich: Projekte werden angeschoben und im besten Fall auch abgeschlossen.
Die beiden Beiratssprecher sagen, dass es keinen Nordbremer Stadtteil gibt, in dem so viel los ist, wenn es um die Zahl von Projekten geht, wie in Blumenthal. Was sagen Sie?
Dasselbe. Und dass genau das der Grund war, warum ich mich auf die Ortsamtsleiterstelle beworben habe. Es gibt viel Potenzial durch neue Projekte, den Stadtteil zu verändern.
Und welches Vorhaben von den vielen stellt für Sie die größte Herausforderung dar?
Die größte Herausforderung ist für mich, dass eine Vielzahl an Vorhaben, vor allem im Stadtteilzentrum, wie Zahnräder ineinandergreifen sollen. Der geplante Bildungscampus, die Sanierung des alten Ortskerns, die Neunutzung des früheren Rathauses, die Neubauten am Bahnhof – alles zusammengenommen bildet für mich ein XXL-Projekt, das Blumenthal nachhaltiger prägen wird als alle vorangegangenen Vorhaben.
Wie groß ist der Druck, weil es gleich mit so vielen Millionenprojekten vorangehen soll?
Der Druck, den ich mir mache, ist ziemlich groß. Ich möchte, dass nun nach und nach sichtbar wird, worüber Monate, manchmal Jahre gesprochen wurde. Das gilt nicht nur für die Vorhaben im Zentrum, sondern auch für alle anderen.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel mit dem Bau neuer Grundschulen. Zum Beispiel mit der Planung weitere Kindergärten. Zum Beispiel mit der Ausweisung zusätzlicher Baugebiete.
Beim Bildungscampus geht es langsamer voran als geplant. Anfangs hieß es, dass die ersten Klassen 2022/2023 im Kämmerei-Quartier starten, jetzt soll es frühestens 2024/2025 so weit sein. Wie gehen Sie mit dieser Verzögerung um?
Ich kann verstehen, dass die Arbeit an Projekten in Zeiten einer Pandemie schwieriger und damit auch langwieriger ist. Dennoch erwarte ich von den Behörden, dass im nächsten Frühjahr klar sein wird, wann welche Schule auf den Campus kommt. Und dass sie bei dem Plan bleiben, die ersten Hallen auf dem Gelände in den nächsten Monaten abzureißen.
Und wie sehen Ihre zeitlichen Prognosen für die Sanierung des Zentrums aus?
Dieser Prozess wird genauso wie der Bau der Berufsschulen mehrere Jahre dauern. 2022 muss allerdings das Konzept stehen, wann welches Sanierungsvorhaben umgesetzt werden soll – und wie viel Geld es geben wird.
Und was ist, wenn auch das länger dauert, weil das Vorhaben wie der Bildungscampus ein Großvorhaben ist?
In diesem Fall, da bin ich mir sicher, wird der Beirat daran erinnern, lange genug darauf gewartet zu haben, dass das Zentrum zum Sanierungsgebiet wird. Ich setze darauf, dass mit ersten Projekten im nächsten Jahr zumindest begonnen wird.
Was, meinen Sie, ist Ihnen in den vergangenen anderthalb Jahren gut gelungen?
Ich denke, einen Anteil daran zu haben, dass das Impfmobil häufig nach Blumenthal gekommen ist. Dass es jetzt mehr Corona-Test-Stationen im Stadtteil gibt. Und dass bei den Behörden das Verständnis dafür größer geworden ist, in Blumenthal etwas zu verändern.
Und was ist Ihnen nicht gelungen?
Dass einige Projekte, über die schon lange gesprochen wird, immer noch nicht über den Planungsstatus hinaus sind. Ich hätte mir gewünscht, dass manches sichtbarer und greifbarerer geworden wäre.
Was denn?
Die Sporthalle des Farger Vereins für Turn und Tanz im Kämmerei-Quartier etwa. Und das Bad, das Schwimmsportler in der Nachbarschaft planen. Aber gute Dinge brauchen Zeit. Ich hoffe, dass es mit beiden Vorhaben nun im nächsten Jahr losgeht.