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Street-Art Kunstvolle Fassaden in Lüssum erstrahlen in neuem Glanz

In Lüssum erstrahlen zwei kunstvolle Fassaden in neuem Glanz. Street-Art-Künstler Markus Genesius hat die Graffiti-Werke in monatelanger Kleinarbeit restauriert.
04.06.2024, 08:19 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Mit prüfendem Blick mustert Markus Genesius zwei kunstvolle und bunte Fassaden in der Lüssumer Heide. Insgesamt zufrieden, fällt ihm nur noch eine Kleinigkeit ins Auge: „Auf der einen Fläche sind unten noch zwei kleine Grautöne, die ich nochmal auffrischen muss. Durch das Gerüst war es mir vorher nicht möglich, dort heran zu kommen.“

Wie viele Stunden Genesius in den vergangenen sechs Monaten auf eben jenem Fassadengerüst im Quartier zubrachte, um die großformatigen Graffiti durch mühevolle Detailarbeit in frischem Glanz erstrahlen zu lassen, kann er nicht genau sagen. „Es war doch ein bisschen mehr als gedacht – aber es hat sich gelohnt: Beide Fassaden sehen jetzt ja wieder recht frisch und gut aus“, befindet der zeitgenössische Künstler.

Internationale Künstler hatten sich verewigt

Etwa zehn Jahre ist es her, dass sich verantwortliche Entscheidungsträger der Gewoba auf ein gewagtes Experiment in Sachen Fassadenmalerei einließen: Gleich vier internationale Graffitikünstler wurden seinerzeit beauftragt, gemeinsam zwei Fassaden an der Lüssumer Heide mit großformatigen Bildern zu verzieren.

Jene avancierten nach ihrer Fertigstellung nicht nur zu einer Art Wahrzeichen für die Lüssumer Heide, sondern wurden in der Szene auch über Bremen-Nord hinaus wahrgenommen. „Gerade die rechte der beiden Fassaden hat international viel Feedback bekommen, unter anderem von einem bekannten amerikanischen Magazin. Die haben das damals in einem tollen Artikel gewürdigt“, blickt Genesius zurück.

Über die Jahre hinterließen Witterung und weitere äußere Einflüsse ihre Spuren an den großformatigen Murals. Da diese von den Verantwortlichen der Wohnungsbaugesellschaft jedoch als erhaltenswert erachtet werden, wurde Genesius im Vorjahr mit der Restauration beauftragt. Schließlich zählt der international renommierte Künstler, der seine kreative Laufbahn in der Bremer Neustadt begann und dort noch immer ein Atelier unterhält, zu den vier Schöpfern der großformatigen Wandgemälde. Die weiteren Bildschöpfer stammen aus London, Spanien und München.

Respektvoller Umgang mit den Kollegen

Bevor er sich an die Restaurationsarbeiten machte, versicherte sich Genesius zunächst der Zustimmung seiner damaligen Projektkollegen – schließlich gilt für den Künstler, der seine kreative Laufbahn als Graffitisprayer unter dem Szenenamen „Wow123“ begann, nach wie vor größter Respekt vor der kreativen Arbeit anderer. „Natürlich ist das Graffiti-Thema insgesamt wohl ziemich ego-belastet“, sinniert Genesius. „Bei mir und meinem damaligen Szeneumfeld stand jedoch schon zu Beginn meiner Laufbahn im Fokus, gemeinsam mit anderen Menschen kreativ zu sein“.

Mit entsprechend großem Respekt überarbeitete Genesius über einen Zeitraum von insgesamt sechs Monaten beide Murals in liebevoller Detailarbeit – sowohl aus Respekt vor den weiteren beteiligten Künstlerkollegen als auch aus Dankbarkeit für die entgegen gebrachte Wertschätzung der eigenen Arbeit. „Ich fand es auf jeden Fall sehr schön, dass die Gewoba mich angefragt hat, ob es mir möglich wäre, beide Wandbilder zu restaurieren.“

In fünfzig Ländern aktiv

Dieser Respekt wurde den kunstvollen Fassadenverzierungen in der Vergangenheit indes offensichtlich nicht von allen Bewohnern des Quartiers erbracht: „Gerade die beiden Gesichter in der unteren Hälfte der linken Fassade dienten offenbar so einigen Kids als Zielscheiben zum Steineschmeißen; da waren ganz schön viele Löcher drin“, konstatiert Genesius – attestiert dem Quartier insgesamt indes eine überaus positive Entwicklung: „Vor zehn Jahren gab es hier noch viel Leerstand und es wirkte auch alles noch ein bisschen wilder. Als wir damals hier angefangen haben, stand hier beispielsweise noch das Wrack eines recht frisch abgebrannten Autos“.

In fünfzig Ländern hat Genesius, dessen Kreativkarriere in den Neunzigerjahren in der seinerzeit frisch erblühenden Neustädter Hip-Hop-Szene begann, bereits seinen kreativen Stempel hinterlassen. Ob der Lüssumer Heide weitere Restaurationsaufträge seiner bisherigen Arbeiten folgen werden, kann er derzeit nicht einschätzen. Die unter seiner maßgeblichen Beteiligung entstandenen Werke in der Lüssumer Heide, die zudem auch Elemente des Testbilds beinhalten, welches sich Genesius als Icon und kreatives Markenzeichen aneignete und immer wieder auszugsweise in seine Arbeiten einfließen lässt, erstrahlen jedenfalls nun in frischem Glanz.

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