Blumenthal. Alles auf Anfang. Nachdem der Beirat Blumenthal sich im Juli für einen Abriss des ehemaligen Bibliotheksgebäudes an der Landrat-Christians-Straße ausgesprochen hat, beginnt die Suche nach einem Standort für eine Stadtteil-Bibliothek von Neuem. Dass Blumenthal wieder eine Zweigstelle der Stadtbibliothek Bremen bekommen soll, hatte Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) bereits im November 2018 in einer Beiratssitzung zugesagt. Im Koalitionsvertrag, der 2019 unterzeichnet wurde, ist die Zweigstelle für den Stadtteil als Ziel verankert. Doch wo die Bibliothek entstehen könnte, ist auch nach mehr als zweieinhalb Jahren unklar.
Das Gebäude neben dem alten Rathaus kommt jedenfalls nicht mehr infrage. Dabei hätte es aus Sicht der Stadtbibliothek Bremen fast alle Kriterien erfüllt, die ein Standort mitbringen sollte, sagt Lucia Werder. Die stellvertretende Direktorin der Stadtbibliothek Bremen erläutert, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen: "Der Standort muss zentral und sichtbar sein, das sind ganz wesentliche Punkte", sagt sie. Das Umfeld sollte ihren Worten nach möglichst belebt sein, um ein breites Publikum zu erreichen.
Zu Sichtbarkeit und Transparenz soll eine Erdgeschosslage mit möglichst großen Fensterfronten beitragen. "Es soll von außen sichtbar sein, was drinnen passiert, um unser Angebot möglichst niedrigschwellig zu machen. Wer vorbei geht, soll neugierig werden", erläutert Werder. Barrierefreiheit, eine Größe von 500 Quadratmetern und ein einzelner, möglichst großer Raum, seien weitere Kriterien.
In dem Gebäude neben dem alten Rathaus war die städtische Bibliothek bis 1996 schon einmal ansässig. Werders Worten nach wären einige Um- und Anbauten sowie eine energetische Sanierung erforderlich gewesen. "Wir hätten mehr Transparenz erzeugen müssen." Weitgehend habe das Haus die Kriterien aber erfüllt. Hintergrund der Entscheidung der Stadtteilpolitiker, den Abriss des Gebäudes voranzutreiben, ist eine geplante Verbindung und Sichtachse zwischen dem künftigen Berufsschulcampus und dem Blumenthaler Zentrum. Das Haus würde diesem Vorhaben im Wege stehen.
Ende des Jahres wird entschieden, ob das Blumenthaler Zentrum zum Sanierungsgebiet wird. "Bis dahin möchte ich Vorschläge für einen Bibliotheksstandort auf den Tisch legen können", sagt Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich. Sowohl der Ortsamtsleiter als auch der Beirat wollen das Projekt Stadtteil-Bibliothek nicht länger einzeln, sondern als Teil eines Gesamtkonzepts für Blumenthal betrachten, bei dem ein mögliches Sanierungsgebiet und der Berufsschulcampus einbezogen werden.
Einige Bibliotheksstandorte sind schon seit Längerem im Gespräch. Aus Sicht der Stadtbibliothek sind einige davon eher ungeeignet. Darunter ist das Sparkassen-Gebäude an der Landrat-Christians-Straße. "Dort ist die Transparenz von der Straßenseite nicht gegeben, barrierefrei ist das Haus nur von hinten. Außerdem müsste im Gebäude einiges angepasst und umgebaut werden", sagt Lucia Werder. Auch die Idee, die Stadtteil-Bibliothek auf dem künftigen Berufsschulcampus anzusiedeln, ist aus ihrer Sicht nicht optimal. "Dort könnten wir unser Potenzial als Stadtteil-Bibliothek nicht ausspielen. Die Öffnung in den Stadtteil hinein wäre dort nicht so möglich, wie wir es uns wünschen. Wir würden in die Situation einer Schulbibliothek kommen und der Standort Campus könnte für Besucherinnen und Besucher eine Hürde sein."
Das kann Beiratssprecher Hans-Gerd Thormeier nicht nachvollziehen. Seinen Worten nach könnte die Bibliothek dort entstehen, wo ursprünglich ein fünftes Berufsschulgebäude für die kaufmännische Ausbildung geplant war: direkt an der geplanten Sichtachse und am Eingang des Campus. "Die Möglichkeit ist für mich noch nicht vom Tisch", sagt Thormeier. Das Gebäude der Schule an der Lüder-Clüver-Straße, Standort der Beruflichen Schule für Hauswirtschaft und Sozialpädagogik des Schulzentrums Blumenthal, ist eine weitere Standort-Option, die sich Beiratssprecher Thormeier und Ortsamtsleiter Fröhlich vorstellen können. Für die Schule ist ein Umzug auf den Berufsschulcampus geplant.
Ebenfalls infrage kommt ein Standort an der Mühlenstraße. "Wenn Blumenthal Sanierungsgebiet wird und e
s einen Investor gibt, ist es durchaus denkbar, dass dort ein neues Gebäude gebaut wird, in das die Bibliothek einziehen könnte", erläutert Thormeier. Auch das Wohn- und Geschäftshaus, das ein Investor an der Landrat-Christians-Straße beim Blumenthaler Busbahnhof bauen will, ist im Gespräch. Laut Lucia Werder wäre das Gebäude aber aufgrund des geplanten Zuschnitts der Fläche im Erdgeschoss nicht geeignet.
Es wird also offenbar noch einige Zeit ins Land gehen, bis die Blumenthaler wieder eine städtische Bibliothek bekommen. Eine Übergangslösung könnte nach Angaben von Werner Wick, Sprecher des Kulturbehörde, die Erweiterung des Angebots durch einen Bibliotheksbus mit Halt in Blumenthal sein. Die Pläne für eine Stadtteil-Bibliothek seien jedoch nicht auf Eis gelegt, versichert er. Die Kulturbehörde werde die Standortfindung in Blumenthal weiterhin begleiten.
Die Bürgerinnen und Bürger können sich auf jeden Fall auf das Angebot der ehrenamtlich geführten Bücherei in Blumenthal verlassen. Sie ist zentrale Anlaufstelle für die Medien- und Informationsvermittlung im Stadtteil. Der Förderverein Bibliothek Blumenthal werde, das betont, Wick, weiterhin finanziell durch die Kulturbehörde unterstützt.