Der Geruch nach gebrannten Mandeln und Bratwurst liegt in der Luft, während man im Hintergrund hin und wieder ein lautes Knallen hört. Es ist Schützenfest-Saison. Vergangenes Wochenende veranstaltete die Farger Schützengesellschaft von 1895 ihr traditionelles Schützenfest. In diesem Jahr feierten sie ein besonderes Jubiläum. Seit 130 Jahren erhalten sie diese Tradition am Leben. „Wir haben das größte Schützenfest in Bremen-Nord“, sagte der erste Vorsitzende Thorsten Johann. Dementsprechend lang und ausgelassen wurde das Fest im Verein in Farge gefeiert. Von Freitagmittag (11. Juli) bis Montagabend (14. Juli) erwartete die Mitglieder und Gäste ein aufwendig geplantes Programm auf dem Festplatz und im Vereinsheim.
Dabei war für alle Besucherinnen und Besucher etwas geboten. Mit acht Buden auf dem Marktplatz konnte der Vorstand trotz der schwierigen Suche nach Schaustellern einen kleinen Rummel aufbauen. Mit Eis von Bohne, einer Crêpe-Bude, Backfisch von Bracht oder dem Bratwurst-Stand Osterholzer Lümmel waren viele lokal bekannte Schausteller vor Ort. Die Besucher genossen die Auswahl sichtlich und fanden sich in vielen Grüppchen auf dem Festplatz zum Essen und Plaudern zusammen.

Viele Vereine zogen am Sonntag durch den Ortsteil.
Nach einem Frühstück und Gottesdienst am Sonntagvormittag stand mittags der Festumzug durch die Straßen in Farge an. Viele befreundete Schützenvereine und andere Vereine der Dorfgemeinschaft wie die Feuerwehr und der Heimatverein Farge-Rekum kamen dafür zusammen. Thorsten Johann freut sich besonders, dass der große Jubiläumsumzug von einem Spielmannszug begleitet wurde. In traditioneller Schützentracht oder anderweitigen Kostümen und Uniformen zogen sie zu Fuß, mit dem Wagen oder dem Trecker durch die naheliegenden Straßen und verteilten Süßigkeiten an die Besucher und Schaulustigen. Holger Jahn, erster Schriftführer vom Heimatverein Farge-Rekum, erklärt, dass es für seinen Verein ein großes Anliegen sei, die Heimat und Gemeinschaft im Ortsteil zu pflegen. Er habe sich sehr darüber gefreut, dass Thorsten Johann den Verein zum Jubiläum einlud. Dabei zeigt sich deutlich, dass der Farger Schützengesellschaft die Beziehungen zu anderen Vereinen im Ort am Herzen liegt. „Wahrscheinlich auch durch den ländlichen Charakter hier können wir diese vielen Beziehungen erhalten“, sagte Timo Reitzig, der Mitglied der Farger Schützengesellschaft ist.
Auch der sportliche Aspekt sollte am Wochenende nicht zu kurz kommen. Neben dem traditionellen Königsschießen am Montagnachmittag wurde auch das Böllerschießen ausgeübt. „Das ist eine ziemlich alte Tradition, die hier nicht mehr so bekannt ist. Wir sind die Einzigen, die es noch veranstalten.“, erklärte Johann. Das wollte sich auch der Ehrengast und Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte nicht entgehen lassen. Nachdem er mit dem Vorstand den Festumzug anführte, nahm er selbst beim Böllerschießen teil. Feierlich wurde er vom ersten Vorsitzenden mit einer Ehrenurkunde zum Ehrenböllerschützen ernannt. Die Tradition des Böllerschießens stößt unter den Gästen nicht bei allen auf Anklang. „Das Böllern finde ich furchtbar. Gerade bei so vielen Kindern. Und mir persönlich ist das einfach zu laut“, sagte Besucherin Brigitte Appel.

Auf dem Rummel wurde viel geboten.
Für die Farger Schützengesellschaft bedeutet die Ausrichtung des Schützenfestes auch ein Spagat zwischen der Erhaltung und Weiterführung ihrer Tradition und der viel betonten Offenheit für Besucher, für die der Sport bisher fremd war.
Abgerundet wurde der Sonntagnachmittag beim Kinderprogramm mit Kinderschminken, Kindertanz und Angeboten der Kinder- und Jugendfeuerwehr Farge. Die Kinder standen besonders für bunte Süßigkeiten und Zuckerwatte beim Süßwarenstand und beim Entenangeln an. „Es ist schön zu sehen, wie viel hier für Familien angeboten wird“, sagt Sabrina Stolp, eine Besucherin aus der Umgebung. Es zeige sich aber trotzdem deutlich, dass der Rummel früher noch größer gewesen sei und damit mehr Besucher angezogen habe. Trotzdem freue sie sich, dass das Schützenfest noch so einen hohen Stellenwert als Ort der Gemeinschaft habe.