Plötzlich 35.000 Euro auf dem Konto: Für F. aus Bremen-Nord hätte der 25. April. 2019 ein Glückstag sein können. Doch das fremde Geld bringt ihn stattdessen vors Amtsgericht Blumenthal. Er soll die Summe des Geschädigten R. von der Solaris Bank auf ein weiteres seiner Konten - bei der Bitpanda Bank in Österreich - transferiert haben. "Hier wurde es in Kryptowährung umgewandelt und ist nun nicht mehr nachzuverfolgen", so der Oberamtsanwalt. Der Angeklagte F., dem Computerbetrug vorgeworfen wird, wirkt fassungslos. Er weiß nach eigenen Worten nichts davon, dass er Zehntausende hat verschwinden lassen.
„Ich habe kein Konto eröffnet oder Geld“, sagt der 1988 geborene Mann vor Gericht. Er arbeite zurzeit auf einem Pferdehof. „Ich verdiene 1000 Euro, das war’s.“
Dass F. die Konten bei der Solaris Bank und der Bitpanda Bank eröffnet hatte, steht für Richterin und Oberamtsanwalt zunächst jedoch außer Frage. Sie zeigen dem Angeklagten Fotos von ihm und seinem Personalausweis, mit denen die Konten online eingerichtet wurden. „Ja, das bin ich, ja das ist mein Ausweis“, wundert sich der Angeklagte. Doch er bleibt dabei: „Ich habe damit nichts eröffnet. Ich habe nur ein Konto bei der Commerzbank.“
Beim Betrachten der Fotos fällt F. plötzlich ein, dass er vor Jahren in der Bremer Innenstadt von einem Unbekannten auf Kryptowährung angesprochen worden sei. Dieser habe ihm ein Prospekt in die Hand gedrückt. "Der Herr sagte, mit Kryptowährung kann man Geld verdienen. Ich sollte mich irgendwo anmelden, aber das habe ich nicht gemacht.“ Allerdings: „Der Herr hat von mir und meinem Ausweis Bilder gemacht.“
Der Angeklagte kann sich weder an einen Namen noch ein Gesicht erinnern. Den Prospekt hat er nicht mehr. "Ich bin so oft umgezogen. Das war damals bei mir alles sehr durcheinander. Ich war zu der Zeit von Substanzen abhängig. Ich habe mir überhaupt keine Gedanken gemacht“, erklärte er auf Nachfragen der Richterin, warum er seinen Ausweis sorglos Fremden überlässt. Die Frage, ob er von dem Unbekannten in den Wallanlagen Geld bekommen habe, verneint der Angeklagte.
„Es gibt diese Masche“, stellt der Oberamtsanwalt klar. „Sich und seinen Ausweis fotografieren lassen – einen größeren Fehler kann man nicht machen. Wer weiß, was mit Ihren Daten alles gemacht worden ist. Wer weiß, was noch alles auf Sie zukommt.“
Ob der Angeklagte Opfer von Betrügern geworden ist, soll jetzt festgestellt werden. „Wir ermitteln weiter“, so die Richterin, „wenn Ihnen noch irgendetwas von damals einfällt, schreiben Sie es auf.“