Das Bild englischer Landschaftsgärten aus dem 18. und 19. Jahrhundert prägen neben exotischen Gehölzen, antiken Tempeln, künstlichen Ruinen und Grotten auch Teiche und Seen. Die Gewässer waren gleichermaßen gestalterisches Element und Erholungsorte. Die Menschen spazierten an den Ufern entlang und nutzten die Teiche für Bootsfahrten. So auch in Wätjens Park. Anknüpfend an das frühere Erscheinungsbild des Parks, der zwischen 1830 und 1870 nach Plänen von Isaak Albert Hermann Altmann angelegt wurde, soll in der historischen Blumenthaler Grünanlage jetzt ein großer Teich neu angelegt werden.
Rainer Frankenberg, Vorsitzender des Fördervereins Wätjens Park, hofft, dass die Arbeiten bereits im kommenden Frühjahr beginnen können. Hintergrund des Vorhabens ist neben dem historischen Aspekt auch die Wiederherstellung einer früheren Ausgleichsmaßnahme, mit der Laichgründe für Amphibien geschaffen wurden.
Nach dem Konkurs des Vulkan entstand auf dem ehemaligen Werftgelände ein neues Gewerbegebiet, das durch eine Straße am Rande des Parks erschlossen wurde. Der Bau verursachte einen Eingriff in Natur und Landschaft mit Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und das Landschaftsbild. Auch ein wichtiges Amphibienbiotop ging teilweise verloren. „Das führte zu Ausgleichsforderungen nach dem Naturschutzgesetz“, erläutert Rainer Frankenberg. Und damit ergaben sich auch neue Möglichkeiten zur Gestaltung beziehungsweise Wiederherstellung des Parks.
Vor 20 Jahren wurden als Ausgleichsmaßnahme drei Amphibienteiche in Wätjens Park angelegt. „In einem dieser Teiche war allerdings bereits nach kurzer Zeit das Wasser wieder verschwunden“, schildert Frankenberg, der damals noch Leiter des Bauamtes Bremen-Nord war. Der Förderverein existierte damals noch nicht. Zwar habe es eine Verpflichtung der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) beziehungsweise deren Vorläufer gegeben, die Teiche instand zu halten, so Frankenberg. „Das hat der Umweltbetrieb übernommen und dafür auch Ausgleichszahlungen bekommen.“ Doch nachdem der Teich kein Wasser mehr hatte, sei niemand der Angelegenheit nachgegangen.
Standort für Teich Park besprechen
Bis jetzt der Förderverein aktiv wurde. „Wir haben Kontakt mit dem Umweltressort, der Wirtschaftsförderung und dem Umweltbetrieb aufgenommen und verlangt, dass der Teich wiederhergestellt wird.“ Tatsächlich, das bestätigt Juliane Scholz, Pressesprecherin der WFB, soll der dritte Teich nun neu angelegt werden. „Zurzeit sind wir dabei, mit der Naturschutzbehörde und dem Parkverein den künftigen Standort für den Teich in Wätjens Park zu besprechen. Anschließend kann die Planung des Teichs durch einen Landschaftsplaner erfolgen. Der nächste Schritt ist dann die Ausschreibung der erforderlichen Baumaßnahmen.“
Laut Frankenberg soll der Teich im östlichen Teil des Parks, nahe dem Gewerbegebiet entstehen. „Die topografische Lage ist geeignet, weil dort ohnehin eine Vertiefung im Boden ist. An dieser Stelle waren auch früher große Gewässer angelegt“, erzählt Frankenberg. Seinen Worten nach soll der Teich durchaus stattliche Ausmaße haben. „In der Längsrichtung etwa 40 bis 50 Meter und in die andere Richtung 20 bis 30 Meter.“ Die genaue Lage müsse allerdings noch geplant werden, „weil dort mehrere Bäume stehen, die in die Planung einbezogen und berücksichtigt werden sollen“.
Die Planung wird laut Frankenberg das Garten- und Landschaftsarchitekten-Büro „Müller-Glaßl und Partner“ übernehmen, das mehrfach in Wätjens Park tätig war und 2001 auch die Ausgleichsmaßnahmen, darunter die Teiche, geplant hat. Frankenberg geht von einer Summe von rund 70.000 Euro für die Anlage aus. „Das ist aber grob geschätzt.“
Juliane Scholz kann noch keine Angaben über die Höhe der Kosten machen. „Die 70.000 Euro sind lediglich eine sehr grobe Daumenschätzung, die weder Planungskosten noch spezifische Erfordernisse des Vorhabens berücksichtigt. Wie hoch die Kosten sein werden, kann man erst im weiteren Projektverlauf sagen.“ Finanziert werde die Maßnahme durch die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, so die Pressesprecherin.
Blickachsen auf das Schloss wiederherstellen
Fest steht bereits, dass der Förderverein sich ebenfalls einbringen und einen Teil der Summe, die aus dem Erlös der Bürgerpark-Tombola 2019 für den Park zur Verfügung gestellt wurde, für die Anlage eines Weges zum Teich und die Gestaltung der Umgebung einsetzen wird. Auch eine Bank kann Rainer Frankenberg sich an dieser Stelle gut vorstellen. Einen anderen Teil des Geldes – insgesamt sind es rund 50.000 Euro – will der Verein einsetzen, um im Park einige Blickachsen auf das Schloss wiederherzustellen.
Wann genau die Arbeiten für die Anlage des Teiches losgehen, steht nach den Worten von Scholz noch nicht fest. Zunächst müsse unter anderem mit der Naturschutzbehörde geklärt werden, inwieweit beispielsweise auf das Brutverhalten von Vögeln zeitlich Rücksicht genommen werden muss.