Eine Kita unten, Appartements für Flüchtlinge oben – und das Gebäude vom Dach bis zum Keller energetisch saniert: Der neue Eigentümer des Klinkerkomplexes an der Ecke Kapitän-Dallmann- und George-Albrecht-Straße hat genaue Vorstellungen, was werden könnte. Inzwischen hat er seine Ideen nicht nur mit Entscheidern der Baubehörde besprochen, sondern ist dabei, aus ihnen ein Konzept zu machen, das der Stadt vorgelegt werden soll. Auch eine Gesellschaft für das Vorhaben ist jetzt gegründet: die Bremen-Blumenthal-Projekt GmbH.
Im Sommer haben sich beide Seiten das erste Mal vor Ort getroffen. Der Käufer und seine Planer zeigten den Vertretern des Ressorts, wie alles werden soll. Es geht um eine Menge Platz. Das Eckhaus ist eines der größten Gebäude im Blumenthaler Zentrum. Es kommt auf rund 3000 Quadratmeter reine Nutzfläche. Und künftig eventuell auf einige mehr. Der neue Eigentümer überlegt, das Dachgeschoss auszubauen. Er kommt aus der Schifffahrtsbranche, ist Geschäftsführer mehrerer Unternehmen und will anonym bleiben. Das Blumenthaler Vorhaben ist nicht sein einziges Immobilienprojekt.
Aus dem Eckhaus soll mehr werden, als es jetzt ist. Wie bei vielen Immobilien im Blumenthaler Zentrum stehen auch bei diesem Gebäude die unteren Geschäftsräume leer. Früher gab es im Parterre ein Fitnessstudio. Am Eingang und auf Schaufenstern wird noch für das Sportangebot geworben. Im Sommer hat der Betreiber das Erdgeschoss geräumt. Seither liegt eine Fläche brach, die rund 1000 Quadratmeter misst – und nun zur Kitafläche werden könnte. So der Plan. Der neue Hauseigentümer sagt, dass der Platz für vier Gruppen reicht. Was rund 80 neue Betreuungsplätze bedeuten würde.
Momentan werden ausschließlich die beiden Obergeschosse genutzt. Die Stadt hat sie gemietet. Sie bringt dort Menschen aus Krisenregionen unter. Das Übergangswohnheim für Flüchtlinge soll bleiben, aber nicht so, wie es jetzt ist. Der Käufer des Gebäudes will aus den großen Mehrfamilienzimmern kleinere Appartements machen. Er spricht von einer Aufwertung und davon, den Träger des Wohnheims gefragt zu haben, ob er auch die angedachte Kita übernehmen würde. Die Flüchtlingsunterkunft wird von den Johannitern gemanagt. Der neue Hauseigentümer sagt, dass sie Interesse signalisiert hätten.
Das besteht offensichtlich auch bei der Behörde. Nach dem Treffen im Sommer hat es weitere Gespräche gegeben. Die Stadt braucht zusätzliche Tagesstätten, Horte und Krippen. Zuletzt hieß es aus dem Bildungsressort, dass es in Blumenthal in diesem Jahr etwa 1600 Kitakinder gibt, aber nur 900 Plätze, um sie zu betreuen. Dass trotz Bauoffensive die Nachfrage immer noch größer ist als das Angebot, erklärte eine Projektplanerin den Beiratsfraktionen mit einer Reihe von Vorhaben, die zwar angekündigt waren, aber am Ende aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt werden konnten.
Bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist es ähnlich. Es gibt Appartements für einzelne Personen und Familien, aber nicht genug. Die Zahl der Sammelunterkünfte ist größer als die der Übergangswohnungen. Darum will der Käufer auch das Dachgeschoss ausbauen, wenn die Stadt seinem Konzept zustimmt. In den nächsten Wochen soll es vorliegen. Der neue Eigentümer hofft, mit den Behördenvertretern im ersten Quartal des neuen Jahres vertragseinig zu werden. Er will die Stadt zu einem größeren Mieter machen, als sie es jetzt ist – eben nicht nur für das Übergangswohnheim, sondern auch für die Kita.
Ginge es nach ihm, soll mit dem Umbau des Hauses begonnen werden, sobald der Vertrag geschlossen wurde. Und klar ist, welche Auflagen der Behörden zu erfüllen sind. Das Gebäude steht nicht in irgendeinem Gebiet der Stadt, sondern seit diesem Jahr in einem Sanierungsgebiet.