Borgfeld. Im Supermarkt an der Borgfelder Heerstraße backt jetzt Bäckermeister Haferkamp die Brötchen. Und zwar frisch, wie Verwaltungsmitarbeiter Malte Thiele betont. Die gleichnamige Gesellschaft mit Sitz in Delmenhorst hat die Filiale samt Café in Borgfeld übernommen, nachdem die Bremer Bäckerei Garde pleite gegangen ist. Deren insgesamt 26 Filialen sind unter verschiedenen Bäckereibetrieben aufgeteilt worden.
In den vergangenen Tagen musste es schnell gehen. "Wir haben einen Tag vor der Eröffnung gereinigt, aufgeräumt und die neuen Kassen aufgestellt", berichtet Malte Thiele von der Bäckermeister Haferkamp GmbH. Das Unternehmen beschäftigt in der Region Delmenhorst, Bremen, Bremerhaven und Umland über 400 Mitarbeiter und betreibt insgesamt 53 Filialen. Bei der jüngsten Übernahme von Garde sind 25 bis 30 Mitarbeiter an den drei Standorten Hemmstraße (Rewe), Vegesacker Innenstadt und Borgfeld hinzugekommen, sagt Malte Thiele. Alle Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter seien übernommen worden.
So auch die drei Angestellten in Borgfeld. Das Unternehmen wolle in den nächsten Jahren weiter expandieren, so Thiele. "Wenn sich eine Möglichkeit eröffnet, dann nutzen wir die." Am Standort Borgfeld stimme der Umsatz und es gebe genügend und gute Kunden, sodass sich eine Investition lohne. Garde im Rewe-Supermarkt abzulösen, das habe Haferkamp bereits vor mehr als drei Jahren geplant, verrät Thiele. Solange sei der Mietvertrag für mindestens zehn Jahre unterzeichnet.
Zum 1. September nun durfte Haferkamp durchstarten. Optisch hat sich in der Filiale bislang nicht viel verändert. An der Wand wie auf dem Parkplatz lädt noch der Schriftzug Garde zu Kaffee und Kuchen ein. Die Holzregale vor schwarzen Wänden wirken modern, aber nüchtern. So, wie Garde sie vor nicht langer Zeit erneuert und dann hinterlassen hat. Daran soll sich vorerst wenig ändern, nur die Garde-Logos sollen ersetzt werden. Später werde eine neue Kaffeemaschine aufgestellt, auch sollen ein Ofen und ein Küchenbereich mit Kühlzelle hinzukommen. "Bis zum Umbau ist nur ein leichtes Facelift geplant", erklärt Haferkamps Projektverantwortlicher Thiele.
Große Pläne fürs Café
Den großen Wurf plant das seit 150 Jahren bestehende Familienunternehmen für 2024. "Wir wollen das Café kernsanieren und bis auf 60 bis 80 Sitzplätze vergrößern", kündigt der Verwaltungsmitarbeiter an. Die über 30 Jahre alte Einrichtung werde dann ebenfalls ausgetauscht. Voraussetzung für die Erweiterung sei, dass die laufenden Verhandlungen mit dem Vermieter über mehr Fläche zum Erfolg führen. Am Standort in Delmenhorst hat die Haferkamp GmbH erst kürzlich drei Millionen Euro in neue, moderne Technik investiert, neue Kapazitäten geschaffen und damit den Betrieb entzerrt, wie Thiele sagt. "Um für die Zukunft gerüstet zu sein."
In Borgfeld dürfen sich die Kunden auf vor Ort gebackene statt angelieferte Brötchen freuen. "Bei uns werden die Teiglinge in den Filialen gebacken", erläutert Thiele eine Neuerung. Die Mitarbeiterinnen seien dafür bereits geschult. Die Kunden erwarte weiterhin ein Angebot aus Brötchen, Brot, Snacks, Kaffee und Kuchen mit dem Unterschied: "Wir produzieren alles selber und frisch in Delmenhorst."
So positiv das klingt, so angespannt ist die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen. Sie warten ab, was mit dem Arbeitgeberwechsel auf sie zukommt. Malte Thiele hat dafür Verständnis. "Sie müssen das neue Sortiment kennenlernen, sich ins Kassensystem einarbeiten und haben mit neuen Leuten zu tun." Der Umbruch sei für alle Parteien stressig. Doch Thiele betont, Haferkamp lege Wert auf die Zufriedenheit seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein gutes Betriebsklima. "Wir müssen gut mit unseren Mitarbeitern umgehen, schon wegen der Personallage", sagt er. "Ich glaube, dass die neuen Mitarbeiter bei uns mehr verdienen werden als vorher." In einem Monat, so der Assistent der Geschäftsführung, werde die Aufregung hoffentlich vergessen sein.
Die ersten Kunden indes sind froh, dass das Café bestehen bleibt. "Besonders die älteren Leute sitzen dort gern und trinken nach dem Einkauf Kaffee", hat die Borgfelderin Christa Grabow beobachtet. "Oder auch Bauarbeiter und Gärtner, die im Ort zu tun haben." Sie selbst findet es angenehm, nach dem Besuch im Supermarkt direkt Brot, Brötchen und Kuchen einkaufen zu können. Jan Klinckradt aus Borgfeld hat sich bereits von der Qualität der Haferkamp-Produkte überzeugt. Brötchen, Kürbisbrot und Plundergebäck – alles schmecke genauso gut wie vorher. "Das Einzige, was ich nicht schön finde, ist, dass mit Garde ein über 200 Jahre altes Unternehmen zumacht", sagt er und sieht in solchen Fällen die Bremer Politik in der Pflicht. "Gerade die Bremer Betriebe müssten erhalten bleiben."