Borgfeld/Blockland. Die Auszählung läuft noch, Schlüsse aber lassen sich aus den Zwischenergebnissen der Bürgerschaftswahl in Bremen allemal ziehen. Am Tag nach dem Urnengang standen auch die Ortspolitikerinnen und -politiker in Borgfeld und im Blockland noch unter dem Eindruck des Wahlsonntags.
Juliane Filser etwa, die Spitzenkandidatin der Grünen für den Borgfelder Beirat, hatte am Montag emotional noch gehörig mit der Wahlniederlage ihrer Partei zu tun. Zwar sei "nichts Besseres zu erwarten" gewesen, ordnete sie die Ergebnisse ein. Die äußeren Umstände hingegen brachten sie auf die Palme: Nach Filsers Empfinden ist die grüne Spitzenkandidatin Maike Schaefer das Opfer einer "unglaublichen Medienkampagne" geworden und unfair behandelt worden. Das Bild, das man von ihr gezeichnet habe, sei einseitig, ihre Verdienste dagegen unter den Tisch gefallen.
Am Montagmittag lagen die Bremer Grünen in den aktuellen Hochrechnungen bei etwa 12 Prozent der Stimmen, mehr als fünf Prozentpunkte unter dem Ergebnis der Bürgerschaftswahl vor vier Jahren. Schaefer erklärte daraufhin, nicht mehr als Senatorin zur Verfügung zu stehen.
Aus Sicht ihrer Borgfelder Parteikollegin Juliane Filser, die in Borgfeld um Zustimmung für die grüne Politik geworben hatte, ein richtiger Schritt. Aus ihrer Sicht wäre es einem "politischen Selbstmord" gleich gekommen, wenn die zuletzt viel kritisierte Schaefer am Verkehrsressort festgehalten hätte. Sie selbst, so Filser, habe der Spitzenkandidatin vorgeschlagen, sich in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr an der Landesregierung zu beteiligen und in eine "kraftvolle Opposition" zu gehen.
Eine Konstellation, die den Sozialdemokraten Alexander Keil, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Borgfeld-Lehesterdeich, zumindest nicht umhauen würde. Zwar habe die Zusammenarbeit mit den Linken in der Landesregierung aus seiner Sicht gut funktioniert. Und auch eine Erneuerung des Linksbündnisses mit den Grünen könnte er sich vorstellen, wenn es denn – wie Keil noch vor deren Rücktrittsankündigung unterstrich – ohne Maike Schaefer möglich sein würde. Der Borgfelder SPD-Chef wollte aber auch eine Große Koalition mit der Union nicht ausschließen: "Wir sollten auf jeden Fall mit der CDU sprechen."
Dort würde man zumindest mit sich reden lassen. Der Spitzenkandidat der Union, Frank Imhoff, hatte schon am Wahlabend für eine Groko geworben. Und auch in Borgfeld kann man sich eine solche Zusammenarbeit vorstellen. "Mitregieren ist besser, weil man dann agieren kann", sagte Jörn Broeksmid, CDU-Fraktionschef im Borgfelder Beirat. Und natürlich falle das Agieren aus der Oppositionsrolle heraus schwer. Es komme aber auch auf das Paket an – ein Regieren um jeden Preis dürfe es auch nicht geben, so Broeksmid, der bei der Beiratswahl als Spitzenkandidat seiner Partei angetreten war und nun auf die Ergebnisse der Auszählung wartet. Die Ergebnisse der Wahlen der Ortsbeiräte werden bis Ende der Woche erwartet.
Broeksmid betont, dass er sich bei der Bürgerschaftswahl für die CDU ein besseres Ergebnis als einen Stimmenanteil um 25 Prozent gewünscht habe. Aus Borgfelder Sicht sei es aber vor allem wichtig, einen Ansprechpartner in der Bürgerschaft zu haben. Die Hoffnung in dieser Hinsicht lagen auf dem Borgfelder CDU-Kandidaten Jannis Fricke, der aber mit einem hinteren Listenplatz ausgestattet war und es vermutlich nicht in die Bürgerschaft schaffen wird.
Eher positiv bewertet der Blocklander CDU-Politiker Jan Hendrik Schumacher den Wahlausgang. Man habe gesehen, dass die Bevölkerung viele Dinge anders sehe, sagte er mit Blick auf die Grünen. Das CDU-Ergebnis sei in Ordnung und eröffne die Möglichkeit, eine Große Koalition einzugehen. Er finde es gut, so der Blocklander Beiratssprecher, dass Frank Imhoff in dieser Hinsicht seinen Hut in den Ring geworfen habe.