Das Feuerzeug ist quietsch-orange und trägt eine Botschaft, formuliert von der CDU: "Feuer und Flamme für Bremen". Feuer und Flamme, nichts weniger als das. Es gibt Tütchen mit Blumensamen, allerlei Flyer, Bierdeckel ("Gute Bildung ist unser Bier") und Minzbonbons von Mentos ("Frisch in die Bürgerschaft"). Die Tische sind reich gedeckt, aber das ist es nicht, was die Menschen interessiert. Sie sind an diesem Abend wegen "Frankie" gekommen, wie Frank Imhoff von seinen Leuten angekündigt wird: "Frankie, Dein Einsatz!" Und dann legt er los. So sehr, dass er zwischendurch ein Schluck Bier nehmen muss, damit die Kehle geschmeidig bleibt. Der Präsident als Wahlkämpfer. Imhoff will Bürgermeister werden.
Der Raum in der Borgfelder Milchmanufaktur ist gesteckt voll. Es müssen zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden, damit alle Platz finden. Bevor Imhoff seinen Auftritt hat, geht er durch die Reihen und begrüßt die rund 70 Gäste per Handschlag. "Moin", sagt er, "na, wie geiht?" So ist er, und so kann er hier sein. Ein Heimspiel.
Borgfeld hat sich seinen ländlichen Charakter bewahrt, so wie der Ortsteil Strom am anderen Ende von Bremen, wo Imhoff zu Hause ist und seine Familie einen Bauernhof hat. Der Mann ist Landwirt von Beruf, "wir melken 110 Kühe", hat sich aber längst ganz und gar der Politik verschrieben – erst als einfacher Abgeordneter, seit knapp vier Jahren als Präsident der Bremischen Bürgerschaft und nun als Spitzenkandidat der CDU.
Einer vom Land also, und das kommt schon mal gut an in dem idyllischen Ort an der Wümme, wo Bremens legendärer Nachkriegsbürgermeister Wilhelm Kaisen gelebt und seinen Acker bestellt hat. Kaisen begründete die Machtstellung der SPD im kleinsten Bundesland, seit seiner Zeit als Senatspräsident hat es in dem Amt nie jemand anderen gegeben als einen Sozialdemokraten. Imhoff will diese Serie durchbrechen. Borgfeld ist dabei eine Bastion für ihn. Rein menschlich, durch die Nähe zu den Menschen. Aber auch politisch. Vor vier Jahren erreichte die CDU bei der Wahl zum Ortsbeirat fast die Hälfte der abgegebenen Stimmen.
Die Beiratsmitglieder der CDU sind gut vertreten bei der Veranstaltung. Imhoff umgarnt sie, lobt die Ortspolitik insgesamt, "das sind die Leute, die am besten wissen, was auf lokaler Ebene notwendig ist". Ein Aufgalopp, und dann lässt er die Zügel schießen, redet sich in Rage gegen eine Politik des rot-grün-roten Senats, die er für gescheitert hält: "Ob Bildung, Verkehr, Armut oder Sicherheit – man geht in diesem Land die Probleme nicht mehr an." Bremen habe einen Wechsel verdient, "und dafür stehe ich".
Applaus, als Imhoff Sprachförderung schon im Vorschulalter fordert, die Vergabe von Noten in Ziffern ab der dritten Klasse und das Sitzenbleiben als Möglichkeit, den Stoff zu wiederholen. Applaus, als er bei den Radwegen dagegen wettert, dass sie nicht repariert werden. Zustimmendes Gelächter, als er den Verkehrsversuch in der Martinistraße aufspießt: "Wenn ich dort mit dem Trecker durchfahre, habe ich Angst, geblitzt zu werden, es gilt ja Tempo 20."
Imhoff trägt das launig vor, wie ihm der Mund gewachsen ist. Der Mann ist ganz bei sich, und seine Zuhörer sind bei ihm. Wahlkampf muss er hier eigentlich nicht machen, niemand, scheint es, der ihm in der Milchmanufaktur nicht gewogen wäre. Imhoff ist kein stilles Wasser, er trinkt Bier, "mit, bitte!", sagt er bei der Bestellung. Es macht ihm Spaß, für sich und seine Partei zu werben: "Ich bin ins Laufen gekommen."