Gut drei Wochen vor der Bürgerschaftswahl setzen sich die Sozialdemokraten in der Wählergunst leicht ab, bleiben für die CDU aber in Schlagdistanz. Das signalisiert eine aktuelle Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag von Radio Bremen und der Nordsee-Zeitung. Demnach käme die SPD auf 31 Prozent und würde sich nach dem Debakel von 2019 (24,9 Prozent) wieder deutlich erholen. Auch die CDU baut ihren Anteil weiter aus und kommt nun auf 28 Prozent. Die Grünen sieht Infratest bei 17 Prozent, die Linken bei sieben und die FDP bei sechs Prozent. Die Liberalen lagen bei einer Umfrage im Auftrag des WESER-KURIER Ende Februar noch unter der Fünf-Prozent-Marke. Auch die Bürger in Wut (sechs Prozent) würden in die Bürgerschaft einziehen, und zwar erstmals in Fraktionsstärke.
Ihren Aufschwung haben die Sozialdemokraten offenbar der Popularität ihres Bürgermeisters zu verdanken. Denn während eine knappe Mehrheit der befragten Bremer und Bremerhavener mit der Arbeit der Landesregierung unzufrieden ist, genießt Andreas Bovenschulte hohes Ansehen. Könnten sie den Bürgermeister direkt wählen, würden sich laut Infratest gegenwärtig 52 Prozent der Wahlberechtigten für den Amtsinhaber entscheiden. 17 Prozent nannten CDU-Herausforderer Frank Imhoff, fünf Prozent die grüne Spitzenkandidatin, Bürgermeisterin Maike Schaefer. Sogar unter denjenigen CDU-Anhängern, die in der Umfrage eine Bürgermeister-Präferenz äußerten, gab es eine Mehrheit für Bovenschulte. Gleiches gilt für die Wähler von Grünen, Linken und FDP.
Bei den wichtigsten Problemen, die die Wähler gelöst sehen wollen, rangiert in der aktuellen Umfrage der Komplex Bildung weit vorn. Es folgen die Themen Mobilität/Verkehr, Innere Sicherheit/Kriminalität, Soziale Ungerechtigkeit/Armut/Bürgergeld, Zuwanderung/Flucht, Umweltschutz/Klimawandel, Wohnen/Mieten, Arbeitslosigkeit/Arbeitsmarkt sowie Haushaltslage/Verschuldung des Landes. Ganz unten in der Tabelle rangiert das Stichwort Wirtschaft. Zwischen den beiden Kommunen des Bundeslandes gibt es bei der Problemwahrnehmung aber auf einigen Feldern deutliche Unterschiede. So sehen Bremerhavener im Bildungssektor deutlich weniger Handlungsbedarf als die Bremer. Dafür sind den Seestädtern die Themen Arbeitslosigkeit und Soziale Ungerechtigkeit wichtiger als den Bremern. Sehr weit gehen die Werte auch beim Komplex Mobilität/Verkehr auseinander. Während ihm in Bremen 32 Prozent der Befragten hohe Bedeutung beimessen, sind es in Bremerhaven lediglich zehn. Hier spiegeln sich offenbar die leidenschaftlichen Bremer Debatten um die Verknappung von Parkflächen im öffentlichen Raum.
Die aktuelle Umfrage hat auch das Meinungsbild zu zwei weiteren Streitthemen erhoben, die in jüngster Zeit die politische Debatte prägten. Eines ist die Frage nach einer möglichen Wiedereinführung von Ziffernnoten in der Grundschule. Mit einem entsprechenden Vorstoß war die FDP kürzlich noch in der Bürgerschaft an der rot-grün-roten Koalition gescheitert. In der Bevölkerung können sich die Liberalen dagegen auf eine Mehrheit stützen. 68 Prozent aller Befragten halten Ziffernnoten auch im Primarbereich für sinnvoll. Nur bei den Anhängern der Linken gibt es eine leichte Mehrheit, die dies ablehnt. Die flächendeckende Einführung von Tempo 30 im innerstädtischen Verkehr lehnen fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer ab. Selbst unter denjenigen Verkehrsteilnehmern, die vor allem mit dem Rad unterwegs sind, will nur eine knappe Mehrheit Tempo 30 für Kraftfahrzeuge.