Borgfeld. Im Ringen um den Erhalt der offenen Kinder- und Jugendarbeit auf der Borgfelder Jugendfarm setzt sich auch der örtliche Bildungsausschuss für einen städtischen Zuschuss ein. Scharfe Kritik übten die Ausschussmitglieder am Dienstagabend während ihrer Sitzung an dem ihrer Ansicht nach unfairen, fehlerhaften Vergabeverfahren für die öffentlichen Gelder.
Für alle Angebote der Kinder- und Jugendarbeit in Borgfeld stehen in diesem Jahr nach Angaben der Behörde regulär rund 100.000 Euro zur Verfügung. Weil sich die Mitglieder im zuständigen Controllingausschuss Ende 2023 aber offenbar nicht über die Verteilung der Mittel einigen konnten, hatte die Behörde entschieden, dass die gesamte Summe an das DRK-Freizi geht. Auskömmlich sei das, was das Freizi erhalte, jedoch nicht, hieß es beim DRK.
Reaktion auf Proteste
Die Jugendfarm der Hans-Wendt-Stiftung ging leer aus. Leiterin Friederike Reinsch hatte einen Zuschuss in Höhe von 11.000 Euro beantragt, um einen Teil der Betriebskosten für die Farm schultern, die Tiergehege weiter für Kinder und Jugendliche im Ortsteil öffnen und lehrreiche Veranstaltungen zu den Themen Umwelt und Natur anbieten zu können. Auch aufgrund der Proteste in anderen Stadtteilen hatte die Bremer Sozialsenatorin im Februar dieses Jahres zusätzlich 718.000 Euro für die offene Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung gestellt. "Wir haben Sorge, dass wir auch von diesen Mitteln nicht profitieren werden", sagte Friederike Reinsch am Dienstag in Borgfeld.
Sowohl der Borgfelder Beirat als auch Stiftungsvorstand Jörg Angerstein hatten sich an die Behörde gewandt – bislang ohne Erfolg. "Wir haben noch keine Antwort", so Reinsch. Die Not sei groß, denn die Stiftung ziehe sich Stück für Stück aus der Finanzierung der Farm zurück. Jeder Spenden-Euro müsse zweimal umgedreht werden. Die einzige angestellte Pädagogin werde über einen überregionalen Topf bezahlt. Geld fehle für Tierfutter, Arztkosten und ein Veranstaltungsangebot.
Auf Nachfrage von Jörn Broeksmid (CDU), der stellvertretend für Carsten Roelecke als sachkundiger Bürger am Ausschuss teilnahm, sagte Reinsch: "Wir haben darauf gewartet, dass die Behörde mal fragt, wie viele Kinder die Angebote der Farm nutzen." Circa 36 sogenannte "Stammkinder" seien mehrmals in der Woche auf der Farm anzutreffen. "Viele kommen aus Borgfeld, Horn-Lehe und Oberneuland", einige aus Schwachhausen und Findorff. Unter den jungen Besuchern seien viele mit Förderbedarf. Die einzige pädagogische Kraft der Farm könne aber nicht gleichzeitig Freizeit- und Förderangebote machen. "In den Sommermonaten sagen wir regelmäßig Kindern ab, weil wir uns beides nicht leisten können", so Reinsch. Von den Kindern, die vor der Tür stehen, "können die ersten zwölf an einem offenen Angebot teilnehmen". Manchmal seien es auch nur acht. Die Übrigen werden laut Reinsch wieder nach Hause geschickt.
Ausschuss sieht Verfahrensfehler
Unterstützt werde die Pädagogin der Farm von drei Helfern im Freiwilligen Sozialen Jahr und vereinzelt von Praktikanten. Sie helfen vor allem, wenn Kinder und Jugendliche gefördert werden. Die entsprechenden Maßnahmen werden laut Reinsch auf anderen Wegen finanziert als die offene Kinder- und Jugendarbeit. Mittlerweile bestehe das Team der Borgfelder Farm inklusive Verwaltung, Übungsleiter und Praktikanten aus 17 Personen. "Es wäre gut, wenn sie Sicherheit hätten", sagte Reinsch. Anders als bei der Stadtteilfarm in Huchting, wo zum 1. Mai fünf Ein-Euro-Jobber gehen müssten, sei in Borgfeld bislang niemandem gekündigt worden.
Doch sie sei sehr in Sorge, wenn sie an die Zukunft denke, sagte Reinsch. "Wir brauchen politische Unterstützung, damit wir wenigstens in die institutionelle Förderung reinkommen." Als erstes will sich der Bildungsausschuss dafür einsetzen, dass im Controllingausschuss neben den zwei Borgfelder Beiratsmitgliedern, zwei Behördenmitarbeitern und einem Vertreter des DRK-Freizi auch die Jugendfarm eine Stimme erhält. Bislang entscheidet an ihrer Stelle ein Vertreter des Freizi in Horn.
Die Sprecherin des Borgfelder Bildungsausschusses, Carolin Balzer (Grüne), schlug vor, einen gemeinsamen Antrag für den Beirat auszuarbeiten, um diesen "Verfahrensfehler" zu beseitigen. Die Jugendfarm müsse künftig finanziell unterstützt werden und Geld von dem Einmalbetrag für die offene Kinder- und Jugendarbeit abbekommen. Heike Klatte und Jannis Fricke (beide CDU) sagten, wenn die Stadtbürgerschaft die Farm und das Freizi nicht ausreichend fördern wolle, müsse sie sich zu einer von beiden Einrichtungen bekennen. Alles andere, so Broeksmid, sei für beide Institutionen ein "Sterben auf Raten".