"Ich gehe mal eben ans Fenster." Ein Satz, der in Borgfeld oft fällt, wenn sich jemand am Handy meldet. Die Borgfelder Pastorin Elisabeth Saenger sagt ihn, wenn sie sich in ihrem Arbeitszimmer befindet, genauso wie Maria Schnakenberg, die gerade in der Küche steht. Die Nachbarschaft in der Querlandstraße geht nach eigenen Aussagen gerne mal vor die Haustür, wenn sie mobil telefonieren möchte, genauso wie Anwohnerinnen und Anwohner im Moorkuhlenweg. "Der Handyempfang in Borgfeld ist zum Teil sehr bescheiden. Ich muss sehr oft ins Freie gehen oder in meinem Büro das Fenster öffnen und mich rauslehnen, damit ich von meinen Gesprächspartnern gehört werde", bericht Pastorin Elisabeth Saenger. Sie habe bereits den Netzanbieter gewechselt, doch auch das habe "keine sonderliche Verbesserung gebracht". Man habe sich bereits an Wortfetzentelefonate und metallische Klänge in der Leitung gewöhnt, berichten Anwohner aus dem Ortskern. Vielleicht eine gute Einstellung, denn fest steht: So schnell wird sich an der Qualität des Handyempfangs an der Wümme wohl nichts ändern. Drei Jahre nachdem zunächst beschlossen wurde, einen neuen Mobilfunkmast im Stadtteil aufzustellen, liegen die Pläne erst mal auf Eis. Von "langwierigen Abstimmungsgesprächen" ist die Rede.
Was sagen Deutsche Telekom und Deutsche Funkturm GmbH?
"Wir befinden uns nach wie vor in einer frühen Planungsphase, in der wir zu konkreten Daten der Maststellung noch keine Angaben machen können", erklärt die Sprecherin der Deutschen Funkturm GmbH, Lena Naber, drei Jahre nach Projektbeginn auf Nachfrage. Vor knapp zwei Jahren äußerte sich der Mutterkonzern, die Deutsche Telekom, noch optimistischer: "Wir haben grünes Licht bekommen. Die Stadt ist bereit, am Standort der Wendeschleife der Linie 4 in Borgfeld einen Platz für den Mast zu vermieten", kündigte eine Telekomsprecherin im Jahr 2023 an. Doch diese Aussage gelte nicht mehr, so Naber. "In Deutschland dauert es aktuell etwa zwei bis vier Jahre, bis ein neuer Mobilfunkmast geplant, genehmigt, gebaut und ans Netz angeschlossen ist", stellt die Sprecherin klar. "Auch wir würden am liebsten jeden unserer Masten schnellstmöglich errichten und so zu einer verbesserten Mobilfunkversorgung beitragen. Leider geht das nicht immer so schnell, wie wir uns das wünschen würden."
Was sagt die Bremer Baubehörde?
Laut Bremer Baubehörde könne sich das Projekt Funkmast in Borgfeld an der Wendeschleife der Linie 4 noch weiter in die Länge ziehen. Ein Zeitpunkt für die Aufstellung des Turmes ist derzeit laut Behördensprecher Aygün Kilincsoy "nicht absehbar". Vorab müssten noch "mehrere technische Fragen geklärt werden", berichtet der Sprecher. "Unter anderem ist unklar, wer für einen Kanal an der geplanten Stelle zuständig ist. Zudem lässt die beengte Situation vor Ort kein normales Fundament zu – es müsste ein sogenanntes Rammfundament errichtet werden", heißt es. Ob so ein Verfahren technisch umsetzbar sei und insbesondere die angrenzende Technik der BSAG nicht beeinträchtige, sei derzeit Gegenstand einer Prüfung. Solange diese Punkte nicht geklärt seien, könne weder ein Bauantrag gestellt noch mit dem Bau begonnen werden, teilt Kilincsoy mit.
Kommt ein anderer Standort infrage?
Dem Vernehmen nach habe die Stadt geprüft, ob auf dem angrenzenden Park-and-Ride-Parkplatz am Hamfhofsweg Platz für einen Funkmast wäre. Diesen Vorschlag habe man dann jedoch wieder verworfen. "In Bremen-Borgfeld befinden wir uns nach wie vor in Abstimmungen mit der Stadt bezüglich des konkreten Standorts", berichtet Lena Naber von der Deutschen Funkturm GmbH.
Wie viel Zeit brauchen die Genehmigungsverfahren?
Der Prozess der Standortsuche und -sicherung sowie die Genehmigungsverfahren nehmen laut Naber "eine lange Zeit in Anspruch". Dem Vernehmen nach ist aus gut unterrichteten Kreisen die Standortsuche in Borgfeld auch weiterhin nicht ganz abgeschlossen, weil es am Standort der Wendeschleife der Linie 4 gravierende Problemen gebe. Die Verfahren seien "recht komplex", sagt Naber.
Was sagt die Bremer Straßenbahn (BSAG)?
Im Jahr 2016 hat die BSAG laut Unternehmenssprecher Andreas Holling einen Bauantrag für einen eigenen Betriebsfunkmast auf dem Gelände der Wendeschleife der Linie 4 in Borgfeld gestellt. Ein Jahr später wurde der Bau genehmigt. "Damals wurde uns eine gemeinsame Nutzung mit Mobilfunkunternehmen untersagt", so Holling weiter. Daran habe sich bis heute nichts geändert.
Wie lässt sich weitgehend störungsfrei über Wlan mobil telefonieren?
Mobilfunkexperten empfehlen, die Funktion "Wlan-Anrufe" auf dem Smartphone zu aktivieren. Bei Apple-Geräten funktioniert das über die Klicks "Einstellungen-Mobilfunk-Wlan-Anrufe". Bei Android-Betriebssystemen gehen Benutzerinnen und Benutzer über die Telefoneinstellung, wählen dann die Dreipunktleiste (Menü) an und gehen von dort aus auf die Funktion "Wlan-Anrufe". Das Besondere: Das Handy stimmt sich automatisch mit dem Mobilfunknetz ab, dass es das Gespräch nicht über die schlechte Funkstrecke zum nächsten Sendemast schicken soll, sondern über die Internetleitung und den Wlan-Router, erklären Experten.