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Mobilität im Ortsteil Warum das Bürgerbus-Projekt in Borgfeld gestoppt wurde

Das Bürgerbus-Projekt in Borgfeld ist vorerst gescheitert. Trotz großer Bemühungen fehlt es an einer entscheidenden Größe. Doch die Hoffnung auf eine Wiederbelebung bleibt.
28.02.2025, 10:00 Uhr
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Warum das Bürgerbus-Projekt in Borgfeld gestoppt wurde
Von Antje Stürmann

Das Projekt Bürgerbus in Borgfeld ist vorerst gescheitert. Wie Initiator Jannis Fricke berichtet, gab es zu wenige, die bereit waren, sich in dem Verein ehrenamtlich zu engagieren. Anfang dieses Jahres haben sich Fricke und seine Mitstreiter deshalb aus dem Vorhaben zurückgezogen. "Das soll nicht heißen, dass die Gründung eines Bürgerbusvereins nicht weiterverfolgt werden kann", betont der Borgfelder.

Der angehende Wirtschaftsingenieur und ausgebildete Zugdisponent hatte vor einem Jahr gemeinsam mit Julian Fesser und Tilman Görlitz versucht, Interessierte zu werben. Zu zwei Info-Veranstaltungen hatten sie eingeladen, um über ihr Projekt zu informieren. Auch ein Vertreter des Zweckverbandes Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) war mit an Bord. Elf Borgfelderinnen und Borgfelder zwischen Mitte 50 und 70 Jahren haben sich daraufhin gemeldet. "Das Publikum war gut, genau die Zielgruppe, die wir ansprechen wollen: Leute, die in Rente gehen oder in Altersteilzeit sind", sagt Fricke – aber leider zu wenige, wie sich herausstellte. "Wir brauchen mindestens 30 Leute, wenn jeder, der fahren kann, ein bis zweimal im Monat zum Einsatz kommt." Selbst wenn man, wie ZVBN-Sprecher Stefan Bendrien, von einem sehr engagierten Team ausgeht, in dem jeder rund vier bis fünf Stunden in der Woche einen Bürgerbus steuert, müsste es "so um die 20 Fahrerinnen und Fahrer geben".

Menschen in Randgebieten besonders betroffen

"Wir wollten den Aufschlag machen und Leute zusammenbringen", sagt Fricke. Das Dreierteam habe im vergangenen Jahr Anfragen gestellt, Kontakt mit dem Beirat in Oberneuland aufgenommen und zahlreiche Informationen gesammelt. Jetzt bedauert der 25-Jährige, "es hat leider nicht geklappt". Dabei seien einige Bereiche in Borgfeld nach wie vor vom Netz des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abgeschnitten.

Das Problem wachse, je älter die Bevölkerung werde. Aber auch junge Menschen ohne Führerschein seien betroffen. "Gerade abends kommt man aus den Randgebieten Bremens schlecht weg", sagt Fricke. Das wissen Julian Fesser und Tilman Görlitz nur zu gut, denn sie sind ebendort aufgewachsen. "Deshalb haben wir Ideen gesammelt, wie man das ändern könnte" – und zwar aus dem Stadtteil heraus. Jannis Fricke, der Mitglied des Beirats ist und den CDU-Ortsverein leitet, ist schon lange der Meinung, Mobilität und Teilhabe dürften nicht vom Geldbeutel und Alter der Menschen abhängen.

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Eine gute Idee und Engagement reichen dafür offenbar nicht aus. Eine große Hürde sei neben der zu geringen Anzahl an Ehrenamtlichen auch die fehlende finanzielle Unterstützung. "In Bremen gibt es keine Bürgerbusse und auch keine Fördermittel", so Fricke. Das Nachbarland Niedersachsen hingegen übernehme bis zu dreiviertel der Kosten beim Kauf eines Fahrzeugs. Außerdem gewährt das Land Bürgerbusvereinen jährlich eine Organisationspauschale in Höhe von 5500 Euro. Im Land Bremen fördert nach Angaben des Bremer Senats der ZVBN den Kauf von Fahrzeugen.

Kein Geld im Haushalt

In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU in der Bremischen Bürgerschaft räumt der Senat ein, dass Bürgerbusse eine gute Sache seien. Sie könnten in Bremer Ortsteilen mit geringer Nachfrage "sinnvoll Angebotslücken schließen". Der Senat selbst plant jedoch weder die Einführung von Bürgerbussen, noch deren finanzielle Förderung. Derzeit liege dem Senat, der BSAG und dem ZVBN keine konkrete Anfrage zur Gründung eines Bürgerbusvereins vor, heißt es. Geld wäre dafür ohnehin nicht vorhanden. Ob im Bedarfsfall ein Teil der Mittel für die Weiterentwicklung des ÖPNV genutzt werden könnte, müsste geprüft werden.

Jannis Fricke bleibt zuversichtlich. Die Hoffnung, dass es in Borgfeld doch noch einen Bürgerbusverein geben wird, gibt er nicht auf. "Die Gründung eines solchen Vereins ist ein Prozess", glaubt der Borgfelder. "Das ist nichts, was in ein, zwei Jahren steht." In der Regel dauere es mehrere Jahre, bis sich herausstelle, ob es klappt. "Sollte es Leute geben, die das weiterführen wollen, stehen wir ihnen mit unserem gesammelten Wissen zur Seite", verspricht Fricke. In Borgfeld verfolge zudem der Beirat das Thema Anbindung an den ÖPNV weiter. Nicht zuletzt steht das Ziel der Bremer Straßenbahn AG, irgendwann Quartiersbusse einzuführen. Sie sind Teil des Maßnahmenkatalogs, den der Senat vor drei Jahren im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans beschlossen hat.

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