Regelmäßig fällt die Bahn an ihren Strecken Bäume, auch in Bremen-Nord. Für Bäume, die außerhalb eines sechs-Meter-Raumes rechts und links der Gleise gefällt werden, schafft das Unternehmen Ersatz. Das ist nicht immer an Ort und Stelle möglich. Ortsnah sollten die Ausgleichspflanzungen dennoch sein, finden Kommunalpolitiker aus Burglesum. Sie wollen jetzt die Umweltbehörde bitten, dafür zu sorgen, dass Bäume, die in Bremen-Nord gefällt werden, von der Bahn auch in Bremen-Nord ersetzt werden – beispielsweise in Knoops Park. In der Sitzung des Beiratsausschusses für Umwelt und Klimaschutz informierten sich die Ortspolitiker über die sogenannte Vegetationspflege der Deutschen Bahn.
Als Reaktion auf den Klimawandel und extremes Wetter wie Trockenheit und Stürme kümmert sich die Bahn seit 2018 intensiver um Bäume und Sträucher an ihren Strecken. Genau in dem Jahr hatten Arbeiten an den Nordbremer Gleisen erstmals für Aufregung gesorgt. Nahezu die gesamte Vegetation war damals entfernt worden. Die Bahn nannte die Arbeiten einen Pflegerückschnitt, die Umweltbehörde sprach von einer Totaloperation und forderte ortsnahe Ersatzpflanzungen.
Vorschläge für Ausgleichsstandorte
Das Umweltressort machte Vorschläge, wo neue Bäume gepflanzt werden können. Zu den genannten Ausgleichsstandorten gehörte neben Bürgerpark und Rhododendronpark bereits damals auch Knoops Park. Laut Sebastian Deike, der bei der Gesellschaft DB Fahrwegdienste, einer Tochtergesellschaft der DB Netz AG, für die Vegetationspflege an Zugstrecken zuständig ist, sind Ersatzpflanzungen aktuell im Bürgerpark geplant. "Wir haben eine Vereinbarung mit der Stadt", erläuterte Deike. "Neue Bäume werden nach Absprache gepflanzt." Die kahlen Böschungen in Bremen-Nord wurden nach dem Eingriff 2018 immerhin mit kleinen Sträuchern begrünt.
Seit dem Kahlschlag im Jahr 2018 sind die Bürger sensibilisiert. "Es melden sich häufig Bürger bei uns, wenn sie Abholzungen an der Bahnstrecke sehen", sagte Ortsamtsleiter Florian Boehlke. Matthias Hagen von der DB Netz AG erläuterte, warum die Arbeiten aus Sicherheitsgründen notwendig seien. Er nannte unter anderem die Sicht auf Signalanlagen, Arbeitsschutz für Streckenmitarbeiter, Brandgefahr und Auswirkungen von Stürmen. Tätig werden die Mitarbeiter regelmäßig zur Prävention, nach Stürmen und wenn Rückschnitte für die Einrichtung von Baustellen notwendig sind, wie derzeit in Vegesack.
Glyphosat-Verbot hat Auswirkungen
Im Zuge ihres Präventionsprogramms hält die Bahn die Gleise und eine Rückschnittzone mindestens sechs Meter rechts und links der Gleise ganzjährig von Bewuchs frei. In diesem Areal, den die Bahn U-Zone nennt, wird einmal im Jahr sowie bedarfsorientiert gearbeitet. "Der Bereich im Gleis wurde bisher mit Glyphosat behandelt. Das Verbot des Stoffes wird uns vor Probleme stellen", prognostizierte Sebastian Deike. Denn auch thermische Verfahren mit Heißwasser seien aus Naturschutzgründen nicht überall anwendbar. "Deshalb müssen wir auf mechanische Verfahren zurückgehen. Dafür fehlt uns erstens die Manpower und zweitens können wir nur arbeiten, wenn der Zugverkehr steht. Das wird zu Beeinträchtigungen führen", so Deike.
Der Bereich neben der U-Zone heißt bei der Bahn Stabilisierungszone. "Dort kontrollieren wir regelmäßig die Bäume", erläutert Deike. Umsturzgefährdete oder kranke Bäume werden in ein Negativkataster aufgenommen und je nach Gefährdungskategorie zeitnah gefällt. Die Häufigkeit des Rückschnitts in dieser Zone ist abhängig von der Art der Vegetation und den örtlichen Gegebenheiten. "Auf der Strecke nach Vegesack sind wir jetzt mit der grundsätzlichen Pflege durch." Im Sommer müssen die Sträucher im Randbereich laut Deike aber noch ein bis zwei weitere Male geschnitten werden. "Das hängt mit dem Verbot von chemischer Bearbeitung zusammen."
Arbeiten am Gleis auch im Sommer
Der Rückschnitt der Vegetation erfolge im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben aus dem Umwelt- und Naturschutz, betont Deike. "Die Mitarbeiter sind im Natur- und Artenschutz unterwiesen." Grundsätzlich bestehe ein allgemeines Schnittverbot in den Monaten März bis September. "Wir versuchen, Arbeiten in der Brut- und Setzzeit zu vermeiden." Ganz auf die Arbeiten verzichten könne die Bahn jedoch nicht, insbesondere im U-Bereich werde auch im Sommer gearbeitet. "Betriebliche und öffentliche Belange gehen vor."
Die Lesumerin Anke Scheffler-Hincke meldete sich in der Sitzung zu Wort und bat darum, bei den Arbeiten auch an die Bienen zu denken. Nach Angaben der Vorsitzenden des Imkervereins Bremen-Blumenthal seien vor zwei Jahren etliche Bienenvölker eingegangen, weil Brombeerbüsche direkt vor der Blüte abgemäht worden seien. "Außerdem wurden Linden gefällt." Sowohl Linden als auch Brombeeren seien wichtige Bienenweiden.