Alljährlich kürt die Stiftung Buchkunst die schönsten und innovativsten Bücher. Damit möchte die Stiftung den Blick über den Inhalt des Buchs hinaus auf gestalterische und herstellerische Spitzenleistungen lenken. Ziel ist, dass dem Medium Buch und seiner Form mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Jury zeichnet 25 Bücher aus fünf Kategorien für herausragendes Design und Herstellung sowie innovative Inhalte aus. Die prämierten Bücher werden in einer Wanderausstellung gezeigt. Aktuell präsentieren der Kunstraum Lesum und die Buchhandlung Lesumer Lesezeit, Hindenburgstraße 57, sie unter dem Titel "Die schönsten deutschen Bücher 2022".
Den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält in diesem Jahr das Buch "Babyn Yar – Past, Present, Future" von Nick Axel, Ilya Khrzhanovsky, Nicholas Korodody und Martin Dean. Es ist im Leipziger Buch- und Kunstbuchverlag Spector Books erschienen. Herausgeber sind Nick Axel und das Holocaust-Gedenkzentrum Babyn Jar in Kiew. In der Mitte des Buches, als Herzstück mit 39 Seiten, bilden 28.016 Namen enge Spalten, "in winziger, silberner Schrift", heißt es in der Beschreibung des Buches. Es sind die Namen der Menschen, die 1941 im Tal Babyn Yar bei Kiew getötet wurden, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches bekannt waren.
In ihrer Begründung schreibt die Jury der Stiftung: "Das Forschungsprojekt des Babyn Yar Holocaust Memorial Centers untersucht das Unfassbare, das an zwei Tagen im September 1941 unweit des Zentrums von Kiew geschah: der Massenmord von über 33.000 Kiewer Juden durch die nationalsozialistischen Besatzer." In dem Buch werden historische Texte und Fotografien dokumentiert. Darüber hinaus gibt das Buch einen Eindruck des heutigen Memorialparks mit seinen Erinnerungsorten und architektonischen Plänen für die Zukunft.
Räume des Gedenkens
"Die vielen weißen Seiten in den Aufsätzen sind keineswegs bloß leer. In ihnen entstehen Räume des Unbekannten, des Verharrens, der Stille, der Sprachlosigkeit – eben: des Gedenkens. Irritierenden Weißflächen begegnet man auch auf den Bildseiten. In die Straßenansichten von heute schneiden sie sich hinein, als ob eine oberflächliche Schicht abgetragen würde. Passgenau steht auf dem folgenden Blatt eine alte Aufnahme – die Überleitung zu historischen Bildern. Hier und da überlappen sie sich, gewissermaßen als mentale Collagen. Auf schwarzem Hintergrund werden in modernen, fast archäologisch anmutenden Visualisierungen Schlüsselmomente rekonstruiert."
Das Buch ist der Kategorie "Ratgeber – Sachbücher" zugeordnet. Die weiteren Kategorien des Wettbewerbs sind "Allgemeine Literatur", "Fachbücher – Wissenschaftliche Bücher – Schulbücher", "Kunstbücher – Fotobücher – Ausstellungskataloge" und "Kinderbücher – Jugendbücher". Die Ausstellung kann noch bis Freitag, 28. Oktober, zu den Öffnungszeiten der Buchhandlung Lesumer Lesezeit, Hindenburgstraße 57, angeschaut werden. Diese sind montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr sowie 14.30 bis 18.30 Uhr und sonnabends von 9 bis 14 Uhr.