Es war in der Hochzeit der Corona-Pandemie, als Bremen in sozial benachteiligten Quartieren erstmals Gesundheitsfachkräfte einsetzte. Sie sollten helfen, die Bewohner mit niedrigschwelligen Informationen zum Coronavirus, zu Impfungen und zu Pandemie-Maßnahmen zu versorgen. Im September vergangenen Jahres beschloss der Senat, den Einsatz der Gesundheitsfachkräfte in den Quartieren, die durch das Programm "Wohnen in Nachbarschaften" gefördert werden, bis Ende 2023 zu verlängern. Inzwischen haben sich die Schwerpunkte der Gesundheitsfachkräfte verändert und die Aufgabenfelder erweitert. Die Corona-Pandemie ist zwar nach wie vor ein Thema. Es rücken jedoch andere in den Vordergrund. Es geht zum Beispiel um Bewegung, gesunde Ernährung, Zahnpflege und Medienkonsum.
Aktuell sind mit Tanja Murawska (Lüssum), Pia Hebbeler (Blumenthal und Grohn) sowie Elizaveta Gidion (Marßel) drei Gesundheitsfachkräfte im Bremer Norden im Einsatz. In der gesamten Stadt sind es zwölf, drei weitere arbeiten in Bremerhaven. Die Organisation des Projekts liegt von Beginn an bei der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen (LVG & AFS).
Die Nordbremer Quartiersmanager hatten schon zu Beginn des Projekts betont, dass gesundheitliche Aufklärung und Angebote in sozial benachteiligten Gebieten dauerhaft wichtig ist. Christian Ganske, Quartiersmanager in Grohn, wies darauf hin, dass beispielsweise die unterschiedlich hohe Lebenserwartung in den Stadtteilen zeige, dass Armut und Gesundheit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Nicht zuletzt deshalb hofft Projektkoordinator Marcus Wächter-Raquet, dass die Gesundheitsfachkräfte langfristig in den Quartieren arbeiten können und das Projekt verstetigt wird. Die Vorzeichen stehen seiner Einschätzung nach gut. "Das Thema Gesundheit im Quartier ist momentan sehr im Fokus und wir sind aktuell mit Senatorin Claudia Bernhard darüber im Gespräch."
Gesundes Frühstück und Sportangebote
Lisann Focke, die zunächst als Gesundheitsfachkraft in Marßel im Einsatz war und inzwischen als Koordinatorin des Projekts für den Bremer Norden zuständig ist, erläutert, dass sich die Aufgaben nicht nur thematisch verändert und erweitert haben: "Es geht inzwischen nicht mehr nur um inhaltliche Beratung, sondern auch darum, konkrete Angebote in die Quartiere zu bringen."
Das machen die Gesundheitsfachkräfte auf ganz unterschiedliche Weise. Im Bewohnertreff Grohner Düne ging es beispielsweise in Elterngruppen um gesundes Frühstück und gesundes Pausenessen für Kinder. In der Kita Helsinkistraße in Marßel wurde an einem Stand über gesunde Lebensmittel informiert. Auch Bewegungsangebote organisierten die Gesundheitsfachkräfte in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen bereits. So gab es beispielsweise ein offenes Sportangebot auf dem Platz der Grundschule in Marßel und nach Lüssum kam das Bewegungs- und Ernährungsmobil (Bemil).
In Lüssum beteiligten sich die Gesundheitsfachkräfte an der Organisation eines Zahnfestes, bei dem es um Zahnpflege ging. Eine ähnliche Veranstaltung soll auch in Marßel stattfinden. Und auch die Beratung von Senioren, beispielsweise zu Themen wie Sturzprophylaxe und Versorgung mit Vitamin D, ist angedacht, ebenso wie Aufklärung über das deutsche Gesundheitssystem im Allgemeinen.
Demnächst werden die Gesundheitsfachkräfte zudem eine Kampagne der Bremer Gesundheitsbehörde unterstützen und in den Quartieren entsprechende Flyer verteilen. Mit der Kampagne wird über Bremer Anlaufstellen in Krankheits- und Notfällen informiert. "Weil es in anderen Ländern oftmals anders ist, wissen die Menschen zum Teil einfach nicht, dass man in Deutschland mit leichten Erkrankungen nicht in ein Krankenhaus, sondern zu einem Hausarzt geht", erläutert Lisann Focke den Hintergrund.