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Übergangswohnheim Weiter Ärger in der Sandkuhle

An den Plänen für das Übergangswohnheim Am Rastplatz in Lesum scheiden sich weiter die Geister. Das Sozialressort möchte dort dauerhaft Menschen unterbringen - Beirat und Anwohner sind dagegen.
04.11.2021, 15:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Lesum. Das Signal ist eindeutig, doch Beachtung dürfte es wohl nicht finden: Zwar hat der Beirat Burglesum  die Umwandlung des Übergangswohnheims in der Straße Am Rastplatz in ein dauerhaft genutztes Wohngebäude auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig abgelehnt. Doch das Sozialressort besteht darauf, es weiterhin ohne zeitliche Begrenzung für Menschen offen zu halten, die händeringend ein Dach über dem Kopf benötigten und auf die Hilfe der Kommune angewiesen seien.

Die Hoffnungen der Anwohner in der Nachbarschaft, dass der einst für 13 Millionen Euro errichtete Wohnkomplex in einer ehemaligen Sandgrube beim Sportplatz des TSV Lesum-Burgdamm nach fünfjähriger Belegung mit bis zu 270 Geflüchteten und Asylbewerbern wieder demontiert werden würde, haben sich damit wohl endgültig zerschlagen.

Umwandlung in Wohngebäude

Das deutete sich allerdings schon im Juni dieses Jahres an. Damals befasste sich der Senat mit einer Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion nach der Verwendung des Geländes, wenn der Nutzungsvertrag für das Wohnheim abgelaufen sei. In einer Tischvorlage, die der Redaktion vorliegt, wurde als Antwort unter anderem vorgeschlagen: Das Übergangswohnheim solle nach Paragraph 63 der Landesbauordnung in ein Wohngebäude umgewandelt werden.

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Als das Vorhaben bekannt wurde, reagierten Anwohner mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht, die abgewiesen worden ist. Und nach aktuellen Informationen, so der Burglesumer Ortsamtsleiter Florian Boehlke während der jüngsten Beiratssitzung, habe das Oberverwaltungsgericht auch den Einspruch des Klägers ablehnend beschieden.

Kritik an Plänen

Quer durch alle Fraktionen machten die Burglesumer Kommunalpolitiker gleichwohl kein Hehl aus ihrer Kritik an den Plänen des Sozialressorts:  Schon vor fünf Jahren habe man vor einer dauerhaften Nutzung des Gebäudes Am Rastplatz gewarnt, weil sie ein Wohnungsbaukonzept für das gesamte Gebiet zwischen den Straßen Am Heidbergstift und Am Rastplatz torpediere. Zudem, so heißt es im Beiratsbeschluss, sei nicht gesichert, dass, wie geplant, künftig höchstens hundert Menschen in den 80 Wohnungen des Gebäudes untergebracht würden. Nach Angaben von Immobilien Bremen spricht die Sozialbehörde aktuell von rund 110 Menschen.

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Bevor sie einziehen, sind noch umfangreiche Umbauarbeiten an dem Wohnkomplex in den Sandkuhle vorgesehen. So sollen in die offenen Treppenhäuser transparente Lärmschutzwände (Glasfassaden) eingebaut und zudem Parkplätze angelegt werden, wie Heribert Aleweld von Immobilien Bremen erläuterte. Aufgrund der Beschwerden aus der Nachbarschaft ist nach den Worten von Natalie Wahlers vom Bauamt Bremen-Nord zudem ein Lärmgutachten erstellt worden. Was eigentlich nicht nötig sei, weil Wohnen das Wohnen normalerweise nicht stören könne, erklärte sie.

Maßnahmen zur Integration

Die Sozialbehörde weist im Übrigen darauf hin, dass in der Vergangenheit viele Maßnahmen zur Integration des Übergangswohnheims in den Stadtteil  Burglesum unternommen worden seien. Im Zuge der Umwandlung des Wohnheims in ein Wohngebäude aber würden Belegung und Betreuung deutlich reduziert. Vor Ort blieben ein Hausmeister sowie ein Quartiersmanagement, was auch in anderen Bremer Wohngebieten bewährte Praxis sei.

Jan Klepatz und Marcel Freihorst von der CDU sowie Ulrike Schnaubelt (Grüne) bezweifelten während der Beiratssitzung in der Aula des Schulzentrums an der Bördestraße, dass künftig höchstens hundert Menschen in dem Gebäude Am Rastplatz wohnen werden. Während Schnaubelt darauf hinwies, dass in einem  Bauantragsverfahren keine Belegungsgrenzen festgelegt würden, befürchten Klepatz und Freihorst, dass „der Laden“ vollgemacht werde und die Einflussnahme des Beirats gleich null, also eine Farce sei. Und Freidemokrat Pius Heeremann bezeichnete die neue Nutzungsgenehmigung für ein Gebäude, das eigentlich wieder demontiert werden sollte, als „Schurkenstück.“ Die Forderung aus dem Publikum in der Schulaula, das Übergangswohnheim abzureißen, wurde mit Beifall quittiert.

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