Stimmungsvoller geht es kaum: Große weiße Wolken schweben am blauen Himmel über der Lesum, Kajakfahrer trainieren auf dem Fluss, ein sanfter Wind streift durch die hohen Bäume am Ufer, und dann erklingen die schwingenden Rhythmen der Band „Youphoric“, die sich in den spätsommerlichen Abend einfügen.
„In diesem Jahr läuft alles wie immer, wir begrüßen unsere Gäste an drei Tagen am Lesumhafen“, sagt bei der Eröffnung Lutz Hößelbarth, der Organisator des Dixieland-, Jazz- und Swing Festivals, das bereits zum siebenten Mal stattfand.
Die Fans von Musik aus New Orleans und anderswo konnten bei freiem Eintritt und unter freiem Himmel mit mehreren hochkarätigen Bands ein abwechslungsreiches Programm genießen. Im Jahre 2020 war das Festival ausgefallen, und 2021 fand es in Kooperation mit dem Blumenthaler Festival Folk im Park an nur zwei Tagen statt.
Zur Eröffnung waren auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Ortsamtsleiter Florian Boehlke gekommen. „Sie gaben sich sehr bürgernah und haben sich auch an die Tische zu den Leuten gesetzt“, sagt Lutz Hößelbarth, „und am Eröffnungstag hatten wir auch großes Glück mit dem Wetter: Die angekündigten Schauer blieben aus, und es gab endlich die ersehnte abendliche Abkühlung.“ Die Stimmung war locker, und vor der Bühne wurde sogar getanzt, so Lutz Hößelbarth, der seit 2014 mit seiner Agentur H & W Weserevents Macher der Dixieland-, Jazz- und Swing-Tage ist. Er hat die Bands, die an den drei Tagen auftreten, selbst ausgesucht. „Ich möchte auch jungen Bands ein Podium geben“, sagt er und begrüßt mit „Youphoric“ eine vierköpfige Gruppe aus Hamburg, die elektronische und akustische Klänge verschmelzen lässt. Viele Stücke, die an diesem Abend gespielt werden, hat Janosch Pangritz, der Schlagzeuger der Gruppe, selbst geschrieben. „Bei einer der Kompositionen ergab sich aus den Buchstaben bestimmter Namen eine Melodie – daraus habe ich dann das Stück gemacht“, sagt Pangritz, der schon in zahlreichen Konstellationen gespielt hat, darunter mit Nils Landgren, einem der erfolgreichsten Jazzmusiker Europas.
Jazz-Rock-Fusion, den die Gruppe „Youphoric“ vertritt, ist ein Stil, in dem die oftmals exzentrischen Tonfolgen des Jazz mit Rhythmen aus Funk und Rock verbunden werden – was eine kraftvolle und intensive Verschmelzung ergibt. Ein wichtiger Auslöser für die Popularität dieser Musikrichtung waren die Platten von Miles Davis, der auch elektrische Instrumente wie E-Gitarre und Keyboards einsetzte, die für Hintergrund-Kontraste sorgen.
Schnell baut sich in den Stücken von „Youphoric“ Hitze auf, die durch kurze Gitarrenriffs gleich wieder abgekühlt wird, wobei das Schlagzeug entspannte Rhythmen beisteuert. Lange meditative Teile und energetische Passagen im Wechsel bestimmen auch die Kompositionen der Band: Gezogene Töne an der E-Gitarre und kurze, abgehackte Passagen wechseln einander ab.
Die vier Köpfe der Band überraschen auch durch zahlreiche Instrumentalsoli: Besonders die Trompete sticht mit kletternden und absteigenden schnellen Tonfolgen und vielen Tremolos heraus, gefolgt von langen Bass-Soli, bis auch das Schlagzeug allein zu hören ist. Ruhige, fast minimalistische Musik wechselt ab mit feurigem Bossa Nova.
Am letzten Tag des Festivals kamen auch die Liebhaber von Oldtimern auf ihre Kosten. Helmut Behrens aus Ritterhude zum Beispiel hat seinen weißen Mercedes 230 SL, Baujahr 1965 mitgebracht, der wegen seines nach innen faltbaren Daches auch „Pagode“ genannt wird. „Ich gehöre einem Club in Bremen an, dessen Mitglieder sich für dieses Auto begeistern“, sagt Helmut Behrens, der pro Jahr drei bis viertausend Kilometer mit seinem Mercedes fährt.
Wer alle drei Festivaltage besuchte, konnte die volle Bandbreite von Jazz, Swing und Dixieland genießen: von den frühen Anfängen in den 1920er- und 30er-Jahren bis zu modernen Kompositionen, die erst vor Kurzem entstanden sind. „Alles ist rund gelaufen und die Besucher haben das Festival sehr genossen“, fasst Lutz Hößelbarth zusammen.