Die neue Lesumer Grundschule, die im Sommer 2025 in Mobilbauten eröffnet werden soll, wird nun doch nicht in Kooperation mit dem Förderzentrum Paul-Goldschmidt-Schule an den Start gehen. Probleme sind die Baukosten und der Zeitfaktor. "Wir haben mit dem Finanzressort und Immobilien Bremen geprüft, ob es möglich ist, einen Mobilbau zu errichten, der von vornherein auch das Inklusionsprojekt ermöglicht", erläutert Patricia Brandt, Sprecherin der Bildungsbehörde. Das Ergebnis: Aus finanziellen, aber auch aus terminlichen Gründen ist das zum Schuljahr 2025/2026 nicht umsetzbar.
Um körperlich und motorisch eingeschränkte Kinder unterrichten zu können, bräuchte es neben barrierefreien Räumen auch eine geeignete verkehrliche und infrastrukturelle Situation. Die müsste auf dem vorgesehenen Schulgelände erst geschaffen werden. Wie berichtet, soll die neue Grundschule Lesum zunächst am Schulstandort Heisterbusch der Oberschule Lesum in Mobilbauten untergebracht werden. Erst zu einem späteren Zeitpunkt, in einigen Jahren, soll sie dann in einen Neubau umziehen, der laut Plan am Schulstandort Steinkamp entstehen wird.
Auch unter Berücksichtigung der an dem Standort bestehenden Oberschule gebe es keine Möglichkeit, in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, heißt es seitens der Behörde. Somit kann das Konzept der inklusiven Grundschule, bei der Regelschulkinder und Kinder mit körperlichem und motorischem Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden, vorerst nicht wie geplant realisiert werden.
Noch keine Entscheidung über Finanzierung
Gegründet wird die Grundschule in Lesum nach Angaben von Patricia Brandt "nach jetzigem Planungsstand" trotzdem zum neuen Schuljahr. "Am 16. Oktober verschicken wir die Elternbriefe", kündigt sie an. Die Anmeldungen übernimmt ihren Worten nach die Paul-Goldschmidt-Schule. "Wegen der gestiegenen Schülerinnen- und Schülerzahlen brauchen wir jetzt sehr schnell eine neue Grundschule in Lesum." Laut den Zahlen vom Einwohnermeldeamt werden in Lesum drei zusätzliche Klassenverbände benötigt, die in den bestehenden Schulen räumlich nicht untergebracht werden können. Die Deputation für Kinder und Bildung hat die Gründung der neuen Grundschule am 3. September beschlossen. Damit besteht laut Brandt die Grundlage für die Erteilung eines Gründungsauftrags. Nun steht noch der Beschluss des Haushalts- und Finanzausschusses für die Finanzierung aus.
Grundsätzlich, das betont die Sprecherin, hält die Behörde auch an dem Modellprojekt fest, da Inklusion in Bremen eine große Bedeutung habe. Das Bundesland hat die niedrigste Exklusionsquote in der Bundesrepublik. "Sie ist jetzt noch mal von 0,8 Prozent auf 0,7 Prozent gesunken", so Brandt. Das heißt: 99,3 Prozent der Kinder in Bremen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen besuchen allgemeinbildende Schulen.
Konzept für das Modellprojekt steht
Nach Angaben der Sprecherin steht das Konzept für die inklusive Grundschule bereits. Die Schulbehörde und das Förderzentrum Paul-Goldschmidt-Schule haben es gemeinsam erarbeitet. Bremen möchte damit bundesweit Vorreiter werden und nach dem Modell der "umgedrehten Inklusion" arbeiten. Brandt: "Das bedeutet, dass die Schulleitung in Händen der Sonderpädagogen und nicht der Regelschulleitung liegt." Da die Schule nun aber doch als Regelschule gegründet wird, ist die Paul-Goldschmidt-Schule an der Gründung nicht beteiligt. Das mache für das Förderzentrum derzeit keinen Sinn.
Den Unterricht nach dem neuen Konzept könnten die Bildungsbehörde und die Paul-Goldschmidt-Schule laut Brandt auch heute schon nach dem neuen Modell realisieren. Obwohl das Vorhaben vorerst an den fehlenden baulichen Voraussetzungen scheitert, stehe die Behörde nach wie vor in engem Austausch mit dem Förderzentrum. Gemeinsam werde nach Lösungen gesucht, um das Inklusionsprojekt trotz aller Schwierigkeiten umsetzen zu können. Derzeit prüft die Behörde nach den Worten der Sprecherin Möglichkeiten einer Gründung ab dem Schuljahr 26/27, "die unter dem Aspekt der angespannten Haushaltslage Bremens und der Haushaltssperre im Hause der Senatorin für Kinder und Bildung darstellbar sind und das Konzept einer Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler an einem Schulstandort von vornherein ermöglichen".
Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) verspricht: "Wir halten an der Inklusion fest. Bremen ist hier spitze und soll weiter bundesweiter Vorreiter bleiben. Deshalb wird mein Haus alles daransetzen, dass wir das Modellvorhaben umsetzen."