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Lesumsperrwerk in Bremen Nord Schleuse zu, Gefahr gebannt?

Durch Sturmflut und Hochwasser muss das Lesumsperrwerk seine Schleusen schließen und Wasser pumpen – erstmalig seit seiner Inbetriebnahme. Wie das hilft, Überflutungen abzuwenden, erklärt der technische Leiter.
05.01.2024, 18:38 Uhr
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Von Karolina Benedyk

Wann schließen? Wann wieder öffnen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich der Betriebsleiter, Andreas Krause, und der Geschäftsführer des Bremischen Deichverbandes am rechten Weserufer, Stephan Levin, zwischen den Tagen beim Lesumsperrwerk rund um die Uhr. Das Sturmtief aus dem Norden und der Niederschlag im Binnenland ließen die Wasserpegel der Weser und der Lesum steigen. Wie die Gefahrenabwehr am Sperrwerk funktioniert und welche Maßnahmen sie ergreifen können, erklären Krause und Levin.

In den letzten Wochen war die Situation beim Deichverband am rechten Weserufer "angespannt", sagt der Geschäftsführer Levin. "Durch das Sturmtief von Richtung der Nordsee hatten wir mit hohen Pegelständen der Weser zu kämpfen."

Das Sperrwerk hat die Aufgabe, Sturmfluten abzuwehren

Um das Binnenland zu schützen, schließen sie bei auflaufender Tide die Schiffschleusen des Lesumsperrwerks und die Durchfahrtsöffnungen. Ansonsten steigt der Wasserstand der Lesum zu hoch. "Der Einflussbereich der Tide zieht sich hoch bis nach Borgfeld" , sagt er. Doch unter normalen Umständen lasse sich das Wasser gut bändigen. "Wir haben durchgehend Rufbereitschaft und überprüfen den Pegelstand in Vegesack, wo die Lesum in die Weser mündet, zwei Mal am Tag", sagt Levin. Soweit der Wasserstand in Vegesack mehr als 2,70 Meter über dem Normalhöhennull (NNH) liegt, müssen sie das Sperrwerk schließen.

Die Tore bleiben nicht dauerhaft zu. "Wir versuchen das Lesumsperrwerk während der Ebbe zu öffnen", sagt Krause. Das Ziel des Sperrwerks ist es, einen erhöhten Pegelstand der Lesum zu verhindern und sicherzustellen, dass das Wasser aus der Lesum in Richtung der Nordsee fließt.

Wann und ob gesperrt wird, entscheidet der Deichverband nicht allein. Das Lesumsperrwerk ist eines von drei Sperrwerken in der Region, die dem Küstenschutz dienen. Die weiteren stehen an der Ochtum und der Hunte. Der Deichverband steht mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in Kontakt. Denn würde nur eines schließen, läuft mehr Wasser in die anderen Flüsse. "Wenn das Wasser nicht die Lesum weiterfließen kann, sucht es sich einen anderen Weg. Dann eben in Richtung der Hunte oder Ochtum."

Erhöhte Pegelstände der Weser aufgrund von Sturmfluten aus Richtung der Nordsee sind nichts Ungewöhnliches für die Ingenieure. Als Sturmfluten bezeichnet man Wasserstände, die von 1,5 bis 2,5 Meter über dem mittleren Tidehochwasser (MThw) liegen. In Vegesack ab ungefähr vier Meter. Zu Weihnachten haben sie Wasserstände von bis zu 4,80 Metern gemessen.

Wenn die Sturmflut auf Hochwasser trifft

Das passiert immer wieder. Das Sperrwerk schließt im Mittel rund 120 Mal im Jahr, Tendenz steigend. Doch was diese Sturmflut besonders machte, war, dass es gleichzeitig zu Hochwasser in der Wümme und damit zu hohen Binnenwasserständen der Lesum kam. "Das war in dieser Form einmalig und ist auch der Grund dafür, weswegen es in Bremen und umzu zu so hohen Wasserständen kam", sagt der Betriebsleiter Krause.

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Das Hochwasser, das unter anderem in Lilienthal und Borgfeld zu schweren Überflutungen führte, ist auf die Regenmasse zurückzuführen. "Seit Oktober hat es das 1,5-Fache dessen geregnet, was zum statistischen Jahresmittel herunterkommt", sagt Krause. Für den Boden war es viel Niederschlag, so viel, dass der Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen konnte. Es strömte in die Flüsse. In die Wümme, Hamme und Wörpe, also Zuflüsse der Lesum. Dadurch erhöhte sich der Wasserspiegel der Lesum, also dem Fluss, der durch die geschlossenen Schleusen des Lesumsperrwerks niedrig gehalten werden soll.

Das Schöpfwerk

"Jetzt hatten wir die Situation, dass der Pegelstand von der Weser über 4,50 Meter hoch ist und der Stand der Lesum in der Höhe des Sperrwerks zwei Meter übersteigt. In diesem Fall können wir die Schleusen nicht öffnen, da das Wasser in Richtung des Binnenlandes fließen würde", erzählt Krause. Für so einen Fall habe das Sperrwerk Pumpen, die ab einer Höhe von zwei Metern bei geschlossenem Tor Wasser aus der Lesum in Richtung der Weser pumpen können. "Sie sind allerdings nur einsatzfähig, wenn der Wasserstand zwei Meter übersteigt", sagt er. Diese Situation ergab sich zwischen den Tagen. Hierdurch musste das Lesumsperrwerk zum ersten Mal seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1979 die Pumpen einsetzen.

"Doch die Pumpen sind kein Allzweckmittel, die Pumpkraft ist im Vergleich zu den zufließenden Wassermengen der Lesum gering", betont Krause. "Sobald der Wasserpegel der Weser abnimmt und das gleiche Niveau wie der Binnenwasserpegel der Lesum erreicht, öffnen wir die Tore des Sperrwerks wieder. Denn die natürliche Fließgewalt ist immer effektiver als der Einsatz der Pumpen. Die dienen nur der akuten Gefahrenabwehr."

An mehreren Tagen konnte das Schöpfwerk zweieinhalb Stunden pumpen. "Pro Sekunde sind das um die 45 Kubikmeter Wasser, die in die Weser befördert werden." Dadurch erreichten sie, dass der Wasserstand der Lesum kurz stagnierte und sich dann etwas langsamer erhöhte.

Im Moment entspanne sich die Situation ein wenig. "Wir verzeichnen langsam fallende Pegel und obwohl es die letzten Tage viel geregnet hat, haben wir einen Riesenvorteil: keine Sturmflut und Wind von Osten", sagt Levin. Der Ostwind drückt das Wasser in Richtung der Nordsee. Levin und Krause sind hoffnungsvoll, dass die nächste Zeit ruhiger wird. Doch beide halten das nicht für ein einmaliges Ereignis. Krause sagt: "Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Starkregenzeiten und Sturmfluten. Darauf müssen sich die Küstenregionen einstellen."

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