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Gerangel um Zuständigkeit Grambker Brückenneubau in weiter Ferne?

Die Holzbrücke über den Grambker See ist marode und daher gesperrt. Ein Neubau soll her. Der allerdings wird nicht so schnell realisiert werden. Wie der Stand der Dinge ist.
09.05.2022, 18:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Seit Ende vergangenen Jahres ist die rund 45 Meter lange Holzbrücke über den Grambker See wegen Einsturzgefahr gesperrt. Eine Reparatur kommt nach Expertenmeinung kaum in Frage, und wann mit einem Neubau gerechnet werden kann, steht in den Sternen. Die Begründung liefert die Pressestelle im Haus der Senatorin für Klima, Umweltschutz, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS). „Es ist derzeit ungeklärt, wer für  die Brücken in den öffentlichen Grünanlagen der Stadt zuständig ist“, sagt Linda Neddermann.

Bereits beim jüngsten Bürgerschnack für Grambke, Burg und das Werderland im Begegnungszentrum an der Grönlandstraße unter der Leitung von Rainer Tegtmeier hatten Teilnehmer kein Hehl aus ihrer Befürchtung gemacht, dass die Sperrung der Holzbrücke noch lange andauern könnte. Verständlich, denn der nunmehr marode Holzsteg bedeutete für Anwohner gut zwei Jahrzehnte lang eine erhebliche Abkürzung zu ihren Wohnhäusern und öffentlichen Einrichtungen wie  dem Sozialwerk der Freien Christengemeinde oder dem Grambker Seebad.

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So sorgt sich der Sprecher der ehrenamtlich tätigen Sommerbad-Betreiber, Rainer Kanje, dass infolge der Brückensperrung viele Badegäste ausbleiben und damit ein erheblicher Einnahmeverlust einhergehen könnte.  Kanje verweist darauf, dass gerade die Anwohner aus den großen Wohnanlagen nun für den Besuch des Seebades einen Umweg von einem Kilometer machen müssten. Man habe deshalb neben der Sorge um Mindereinnahmen die Befürchtung, dass gerade die sozial benachteiligten  Menschen von der Brückensperrung betroffen seien.

Die Brückenkonstruktion war 1998 von Ortsverband Bremen-Nord des Technischen Hilfswerks (THW) errichtet worden. Zu den Einsatzkräften gehörte damals auch Jürgen Löschen, der sich noch gut an den Brückenbau erinnern kann. Den Auftrag habe seinerzeit die Gartenbauabteilung beim Bauamt Bremen-Nord erteilt, der Stundenlohn für die ehrenamtlichen THW-Mitglieder habe zwischen fünf und acht D-Mark betragen. Löschen: „Insgesamt hat  das 46 Meter lange und drei Meter breite Brückenbauwerk rund 80.000 Euro gekostet. Für den Preis bekommt man heute natürlich nichts Gleichwertiges.“

Verfall war nicht ersichtlich

Verwendet wurde damals nach Löschens Worten ausschließlich Eichenholz. Das aus Umweltschutzgründen nicht mit Farbe oder chemischen Mitteln Imprägniert werden durfte. Deshalb sei es erforderlich gewesen, frühzeitig und regelmäßig Inspektionen vorzunehmen.  Dafür war zunächst der städtische Eigenbetrieb Stadtgrün zuständig, der aus dem 1998 aufgelösten Gartenbauamt hervorging und 2010 zum Umweltbetrieb Bremen umfunktioniert wurde. Seit 2018 ist er zwar nicht mehr für  die Stadtreinigung zuständig, wohl aber für die Kontrolle der öffentlichen Brücken in Grünanlagen, wie Pressesprecherin Kerstin Doty einräumt.

Der Umweltbetrieb, sagt Doty, habe die Holzbrücke über den Grambker See in regelmäßige Abständen inspiziert und kleinere Schäden in Eigenregie repariert. Das jetzt festgestellte Ausmaß des Verfalls sei zunächst nicht offenkundig gewesen. Als man aber größere Mängel festgestellt habe, unterstreicht Doty, sei umgehend ein Gutachter beauftragt worden.

Der stellte bekanntlich derart erhebliche Schäden fest, dass eine sofortige Sperrung unumgänglich war. Da zudem das gesamte Haupttragwerk marode sei, bezeichnete der Gutachter eine Grundrenovierung als unwirtschaftlich und empfahl einen Neubau. Die Kosten für Abbruch der baufälligen und Errichtung einer neuen Brücke werden von dem beauftragten Ingenieurbüro  Mathea auf 250.000 Euro geschätzt.

Angebot für Behelfsbrücke ist verfallen

Und nun steht für alle Betroffenen und den Beirat Burglesum die Frage im Raum, wann die neue Brücke kommen wird. Darauf gibt es aus dem Ressort von Senatorin Maike Schaefer keine Antwort. Bereits im Februar dieses Jahres sei den Mitgliedern des Burglesumer Beiratsausschusses erklärt worden, dass die Zuständigkeit für die Brücken in öffentlichen Grünanlagen zwischen dem Amt für Straßen und Verkehr und der Ressortleitung noch zu klären sei, sagt Pressesprecherin Linda Neddermann. Und auf Nachfrage, wann und wie schnell das geschehen könne, lautet ihre Antwort: „Der Klärungsprozess hat 2019 mit einem Bericht der Innenrevision begonnen, auf dessen Grundlage keine Einigung erzielt wurde. Derzeit ist ein Ende des Prüfungsprozesses nicht abzusehen.“ Und damit wohl auch kein Termin für einen Brückenneubau in Sicht.

Ein zwischenzeitlich von Rainer Tegtmeier bei der Firma PonSys GmbH eingeholtes Angebot, für zwei Jahre eine Ponton-Behelfsbrücke zu errichten, ist inzwischen hinfällig, weil der Zusage-Termin abgelaufen ist. Sie sollte für eine Nutzungsdauer von zwei Jahren 76.500 Euro kosten.

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