Grambke. Die Hoffnung, die marode Holzbrücke über den Grambker See könnte rechtzeitig zur Badesaison im Mai wieder begehbar sein, müssen Anwohner begraben. Tatsächlich könnte es zwei Jahre oder sogar noch länger dauern, bis sie die Wegeverbindung wieder benutzen können. Das erfuhren die Mitglieder des Burglesumer Ausschusses für Verkehr, Wirtschaft und Tourismus jetzt von Martin Mathea. Er hatte die Brücke im Dezember als Gutachter genau in Augenschein genommen. Sein Urteil fällt vernichtend aus: Das Bauwerk ist von Pilz zerfressen, das Holz durch Braunfäule zersetzt, die gesamte Konstruktion fehlerhaft und im Prinzip nicht mehr zu retten. Ein neue Brücke soll 250.000 Euro kosten.
In den vergangenen Wochen haben sich gleich mehrere Bürger wegen der seit Dezember gesperrten Brücke gemeldet, sagte Ortsamtsleiter Florian Boehlke. Den Weg nutzten Grambker beispielsweise, wenn sie zum Sommerbad Grambker See oder zu den Einrichtungen des Sozialwerks der Freien Christengemeinde wollten. "Es ist eine wichtige und viel genutzte Wegeverbindung", betonte Boehlke. Schon vor einigen Wochen hatte Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (Grüne), gegenüber unserer Zeitung gesagt, sie werde sich dafür einsetzen, dass ein Ersatz geschaffen wird. Das begrüßten die Ausschussmitglieder.
Reparatur mit kurzfristigem Effekt
Entsprechend dieser Aussage erwarten die Kommunalpolitiker, dass aus dem Ressort nun die entsprechenden finanziellen Mittel bereitgestellt werden, damit "unverzüglich" mit den Planungen für eine neue Brücke begonnen werden kann. Eine Reparatur, die die Nutzungsdauer allenfalls für zwei Jahre verlängern würde, käme mit 65.000 Euro zwar im ersten Moment günstiger. Doch angesichts des kurzfristigen Effekts einer Reparatur und der schlechten Grundsubstanz des Holzbauwerks riet Mathea davon ab, es auszubessern. "Das würde lediglich die Erneuerung des Belags beinhalten. Es ist aber nicht damit getan, nur ein paar Bretter auszutauschen. Die Grundsubstanz und die Unterbauten sind so stark geschädigt, dass man daran nicht einmal richtig etwas befestigen kann."
Die Brücke sei "langfristig und irreparabel zerstört", sagte der Gutachter und belegte seine Aussage durch zahlreiche Fotos. Die Bilder machten anschaulich, was Pilze und Fäulnis angerichtet haben: Die Joche unter dem Bauwerk sind gerissen, Querträger lose, Haupttragteile verrottet und zum Teil nicht mehr miteinander verbunden. "Wenn man über die Brücke läuft, merkt man, dass einige Felder schon durchhängen und weich nachgeben", schilderte Mathea zudem.
Ein Jahr für die Planung
Der Gutachter rechnet damit, dass allein die Planung einer neuen Brücke ein Jahr dauern wird. Unter anderem müsste der Baugrund untersucht, eine Konstruktion samt Statik entworfen, ein Bauantrag gestellt und Behörden beteiligt werden, zählte er die Schritte auf. "Die Stelle ist für schweres Gerät schlecht zugänglich, denn es gibt nur einen schmalen Weg, der zum See führt. Das macht die Planung noch schwieriger." Auf die Planungsphase folge dann die Ausschreibungs- und schließlich die Ausführungsphase.
Rainer Tegtmeier (Die Linke) bezweifelte, dass es bei der genannten Summe und dem Zeitraum bleibt. "Erfahrungsgemäß dauert die Sache dann vier Jahre und kostet 500.000 Euro", sagte er. Er äußerte die Hoffnung, dass eine Minimallösung übergangsweise Abhilfe schaffen könnte. "Wäre es nicht möglich, die Brücke mit einer Stahlkonstruktion abzustützen?", fragte er. Doch das ist nach Ansicht des Gutachters keine Option.
Frage nach Hilfe vom THW
Agnes Müller-Lang (FDP) wies darauf hin, dass die Brücke 1998 vom Technischen Hilfswerk (THW) errichtet wurde. 2010 hatte eine Baufirma sie zuletzt saniert. Harald Rühl (AfD) erkundigte sich, ob daran gedacht wurde, Kontakt zum THW aufzunehmen und um Unterstützung zu bitten. Hintergrund ist, dass Fachleute des THW darauf spezialisiert sind, kurzfristig Brücken aus vorgefertigten Teilen oder herkömmlichen Baumaterialien wie Holz oder Stahl und sogar Eisenbahn-Behelfsbrücken zu errichten. Das sei nicht in Erwägung gezogen worden, sagte Bettina Hesse, die für das Umweltressort an der Sitzung teilnahm.
Sie betonte, dass sich das Ressort mit dem Amt für Straßen und Verkehr darauf geeinigt habe, dass die Brückenbauingenieure der Behörde die Planung übernehmen. "Da ist Begleitung durch Fachpersonal notwendig", sagte sie. Weder beim Umweltbetrieb, der sich bisher um die Brücke gekümmert und kleinere Reparaturen übernommen habe, noch im Referat Grünordnung des Umweltressorts gebe es das nötige Know-how.