250.000 Euro soll der Neubau einer Brücke über den Grambker See kosten. Eine Reparatur des alten Bauwerks, das im Dezember aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde, ist dauerhaft nicht mehr möglich. Diese Aussagen, die Gutachter Martin Mathea kürzlich in einer Ausschusssitzung des Beirats Burglesum gemacht hat, will Rainer Tegtmeier, der dem Beirat für Die Linke angehört, nicht einfach so stehenlassen. Er ist der Überzeugung: "Das geht auch günstiger." Er bezweifelt außerdem, dass die Brücke nicht mehr zu retten ist.
Kurzerhand hat Tegtmeier einen Kostenvoranschlag für eine Alternativlösung, eine schwimmende Pontonbrücke, eingeholt. Rund 95.000 Euro würde die kosten. Weil er die Höhe der vom Gutachter veranschlagten Summe nicht nachvollziehen kann, hat er zudem im Sprecherausschuss des Beirats um eine detaillierte Aufstellung der Kosten für einen Brückenneubau sowie für den Prüfbericht gebeten. Die von Mathea angegebenen Kosten für eine notdürftige Reparatur in Höhe von 65.000 Euro, die sich laut dem Gutachter nicht mehr lohnen würde, stellt Tegtmeier ebenfalls infrage. Auch sie möchte er aufgeschlüsselt haben.
"Es ärgert mich, wenn solche Aussagen einfach so hingenommen und nicht hinterfragt werden", sagt Tegtmeier. Er befürchtet, dass es bei der genannten Summe und dem angegebenen Zeitraum für die Planung und den Neubau von zwei Jahren ohnehin nicht bleiben würde. „Erfahrungsgemäß dauert die Sache dann vier Jahre und kostet 500.000 Euro.“ Tegtmeier hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es möglich ist, die vorhandene Brücke kurzfristig wieder begehbar zu machen, beispielsweise mit einer stützenden Stahlkonstruktion. Nach Ansicht des Gutachters ist das keine Option.
Doch Tegtmeier hat die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger im Blick, für die die Brücke eine wichtige Verbindung ist – beispielsweise auf dem Weg zum Sommerbad Grambker See oder zu den Einrichtungen des Sozialwerks der Freien Christengemeinde. Reimer Kanje, Sprecher des Sommerbads Grambker See, befürchtet erhebliche Einbußen für das Seebad, das vor allem von Familien genutzt wird. "Wir haben die Behörde schon angeschrieben und darauf aufmerksam gemacht, dass unsere Besucherzahlen durch die Brückensperrung erheblich sinken könnten."
Auswirkungen spürbar
Vor 20 Jahren, erinnert sich Kanje, sei mal ein Rundweg geplant gewesen, der an der Ostseite des Sees entlang laufen sollte. "Dafür hat sich die Stadt damals sogar die letzten Meter des nördlichen Ufers gesichert und erworben. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Nun muss wenigstens die Brücke schnell wieder her." Dass der Weg für Fußgänger und Radfahrer derzeit dicht ist, sei in Grambke deutlich spürbar. Und die Sperrung könnte sich im Sommer noch stärker bemerkbar machen, glaubt er.
Laut Kanje nutzen beinahe sämtliche Besucher, die nordwestlich des Sees wohnen, die Brücke, um zum Sommerbad zu kommen. "Wir würden es natürlich begrüßen, wenn zeitnah eine Lösung gefunden werden würde." Er hat sich Fotos der Brückenlösung angeschaut, für die Rainer Tegtmeier einen Kostenvoranschlag eingeholt hat. "Ich finde den Vorschlag recht gut. Klar, eine Holzbrücke hätte mehr Charme, aber letztlich ist es wichtig, dass die Leute den Weg nutzen können."
Angebot für Pontonbrücke
Tegtmeier hat ein Angebot für eine schwimmende Pontonbrücke eingeholt. Die Maße sind mit drei Mal 46 Meter angegeben. Die begehbare Fläche ist zwei Meter breit. Rund 95.000 Euro würde diese Lösung kosten – inklusive Anlieferung, Montage und Verankerung der Brücke mit Stahlrohren. Wie aus dem Angebot hervorgeht, könnte die schwimmende Brücke gegen einen Aufpreis auch mit einem Trimax- oder Holzbelag sowie Recyclingkunststoff belegt werden. Je nach Material kämen rund 34.400 Euro (für Holz), 44.000 Euro (für Recyclingkunststoff) oder 55.500 Euro (Trimaxbelag) hinzu. Kosten für Genehmigungen, Ketten, Zwischenlagerungen, einen Tauchereinsatz, eventuelle sonstige Bauteile und Zubehöre oder Aufbauten, ein Bodengutachten und ein Fundament für die Zugangsbrücke beinhaltet das Angebot nicht. Ein Aufbau wäre demnach nach einer Planungszeit von sechs bis zehn Wochen möglich.
Der Anbieter betont, die Pontonbrücke sei für eine dauerhafte Nutzung geeignet. Nach Angaben des Herstellers entspricht das schwimmende Bauwerk den Empfehlungen des deutschen Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Abteilung Eisenbahnen, Wasserstraßen im entsprechenden „Merkblatt schwimmende Anlegestellen“.
Recherche zu Alternativen
Tegtmeier will noch weiter recherchieren und unter anderem bei Schlossereien anrufen. Dort will er fragen, ob eine Stützkonstruktion für die vorhandene Brücke eine Lösung sein könnte. Auch die Idee, beim Technischen Hilfswerk (THW) um Unterstützung anzufragen, zieht der Beiratspolitiker in Erwägung. Das jetzige Bauwerk war 1998 vom THW errichtet und 2010 durch eine Baufirma saniert worden.
Es kommt häufiger vor, dass das THW Brücken errichtet, dafür gibt es beim Technischen Hilfswerk Spezialisten und spezielle Gruppen. Zwei Behelfsbrücken hat das THW beispielsweise Anfang 2020 im Tiergarten Delmenhorst aufgebaut. "Auf jeden Fall", sagt Tegtmeier, "sollten wir nach Alternativen suchen".