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Hilfe für den Wiedereinstieg in den Beruf Mit Hilfe in den neuen Job

Das Projekt „Vermittlung und Integration von Alleinerziehenden in Arbeit“ am Standort Lesum zieht Zwischenbilanz. 13 Teilnehmer haben seit dem Start im Januar 2018 den Wiedereinstieg in den Beruf geschafft.
28.10.2019, 21:28 Uhr
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Von Gabriela Keller

Natalija Baranov ist alleinerziehende Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Die 44-Jährige will zurück in den Beruf. Vor wenigen Wochen hat die Nordbremerin eine Umschulung zur Fachkraft für Lagerlogistik begonnen. Bei der Suche nach einer beruflichen Perspektive hat ihr VIA geholfen, ein gemeinsames Modellprojekt des Berufsförderungswerkes Friedehorst und des Mütterzentrums Osterholz-Tenever in Kooperation mit dem Jobcenter Bremen. Ziel ist die Vermittlung und Integration von Alleinerziehenden in Arbeit. Auf dem Weg zurück in eine Beschäftigung werden Betroffene individuell unterstützt.

Das auf vier Jahre befristete Projekt läuft seit Januar 2018 an zwei Standorten, in Lesum und Osterholz-Tenever. Naranja Vijayakumar koordiniert das Unterstützungsangebot am Standort Bremen-Nord. „Seit Beginn des Projektes haben in Lesum und Tenever 130 Frauen und Männer Kontakt aufgenommen.“ Einige hätten nur eine Erstberatung in Anspruch genommen, andere seien intensiv begleitet worden. „Aktuell führen wir rund 50 Beratungsprozesse durch, davon 22 in Bremen-Nord“, sagt die Koordinatorin.

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„An beiden Standorten haben wir bislang 14 Teilnehmer in den ersten Arbeitsmarkt und 13 in eine Ausbildung mit anerkanntem Abschluss vermittelt“, zieht Vijayakumar eine erste Bilanz. Allein am Standort Bremen-Nord haben nach ihren Angaben 13 Teilnehmer eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden etwa als Köchin, Speditionskauffrau oder im Bereich Multi-Media-Design, weitere neun haben eine Ausbildung begonnen. Eine Umschulung oder Qualifizierung hätten insgesamt 28 Projektteilnehmer aufgenommen. Das gesteckte Ziel sieht laut Vijayakumar vor, bis zum Projektende an beiden Standorten insgesamt 200 Alleinerziehende in einen existenzsichernde Beschäftigung zu bringen.

Natalija Baranov hat die Chance, die ihr das VIA-Projekt bietet, genutzt. Die gebürtige Russin hat 18 Jahre als Laborantin in einer Zahntechnik-Firma in Bayern gearbeitet. „Eine Ausbildung habe ich nicht“, sagt sie. Seit 2014 lebt sie in Bremen, ihr fünfjähriger Sohn geht hier in den Kindergarten. „Die Betreuung endet um 15 Uhr. Danach habe ich niemanden, der sich um meinen Sohn kümmern könnte.“ Für Natalija Baranov kommt deshalb nur eine Teilzeit-Beschäftigung infrage. Über das Jobcenter erfuhr sie vom VIA-Projekt für Alleinerziehende in Lesum, im November nahm sie Kontakt auf. Als Laborantin wollte sie nicht mehr arbeiten. „Ich wollte etwas anderes machen, wusste aber nicht was“, sagt die 44-Jährige. Von VIA versprach sie sich Hilfe bei der beruflichen Neuorientierung.

Gemeinsam mit jedem Einzelnen Ideen entwickeln

Das Projekt bietet individuelle Unterstützung für den Wiedereinstieg in den Beruf, die sich an der konkreten Lebenssituation der Alleinerziehenden orientiert. „Wir präsentieren keine fertige Lösung, sondern entwickeln gemeinsam mit jedem Einzelnen Ideen“, sagt Naranja Vijayakumar. Stärken der Teilnehmer, berufliche Wünsche und Möglichkeiten werden ausgelotet. Teil des Projektes ist auch eine Assessment-Phase, die in der Regel vier Wochen dauert.

Die Teilnehmer lernen dabei praxisnah verschiedene Berufsfelder kennen, arbeiten dabei in kleinen Gruppen im Team an Aufgaben. „Die Maßnahme wird vom Berufsförderungswerk Friedehorst durchgeführt und muss vom Jobcenter bewilligt werden“, erklärt Friedehorst-Sprecherin Gabriele Nottelmann. „'Für Teilnehmer, die noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen, ist die Assessment-Phase ein gutes Mittel, um ihre Fähigkeiten und Interessen auszuloten.“

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Natalija Baranov schnupperte unter anderem in die Bereiche Hauswirtschaft, EDV und Handwerk hinein. „Das Assessment hilft einem zu testen, was man kann und was nicht“, sagt sie. So habe sie festgestellt, dass technisches Arbeiten für sie nicht infrage komme. Im Beratungsgespräch weckte schließlich ein Umschulungsprojekt für angehende Lagerlogistik-Fachkräfte, das ein Schulungsträger und das Unternehmen BLG Logistics Bremen anbieten, ihr Interesse. „Die Umschulung richtet sich gezielt an Alleinerziehende, die wie ich in Teilzeit arbeiten möchten“, erklärt Baranov. Am 23. September hat sie ihre Umschulung begonnen, sie endet am 5. Mai. Bei erfolgreichem Abschluss sei den Teilnehmern ein Teilzeit-Arbeitsvertrag zugesagt worden, sagt Baranov.

In der VIA-Beratung ist sie nach eigenen Worten immer wieder motiviert worden. „Genau das braucht man, wenn man alleine mit allem dasteht“, meint die 44-Jährige. Mut gemacht wird den Teilnehmern nicht nur bei der Beratung, sondern auch bei der weiterführenden Betreuung nach einer Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt oder in eine Ausbildung, die zum Konzept gehört.

Eine neue Situation

„Arbeitnehmer zu sein, neben der Mutter- oder Vaterrolle und der Haushaltsführung, ist für die Alleinerziehenden eine neue Situation. Oft unterschätzen viele den Zeitaufwand der beruflichen Tätigkeit. Da ist es dann wichtig, sie zu motivieren, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und gemeinsam Lösungen zu finden.“ So habe eine Alleinerziehende von zwei kleinen Kindern, die zunächst 40 Stunden arbeiten wollte, aber merkte, dass es zu viel war, ihre Arbeitszeit auf 30 Stunden reduzieren können.

Neben der individuellen Beratung der Projektteilnehmer gibt es jeden ersten Mittwoch im Monat ein Info-Café. Hier informieren etwa Weiterbildungsträger über ihre Umschulungsprogramme. Außerdem werden Hilfeangebote für die Kinderbetreuung vorgestellt. „Bei der Wahl der Themen richten wird uns nach den Wünschen der Teilnehmer“, sagt die Projektkoordinatorin. Überlegt werde auch, Bewerbungstrainings anzubieten. „Da müssen wir aber erst schauen, was die Teilnehmer wirklich brauchen.“

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Eine ursprünglich als Teil des Projektes geplante Kinderbetreuung für den Notfall, wenn etwa ein Kita-Platz nicht sofort zur Verfügung steht oder eine Betreuung ausfällt, konnte an beiden Standorten nicht umgesetzt werden – aus Mangel an Erziehern.

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