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Schienenersatzverkehr Kritik an der Nordwestbahn

Derzeit gibt es auf der Strecke der RS 1 einen Schienenersatzverkehr. Der Nordbremer Helmut Girardet ärgert sich über mangelnde Informationen und überfüllte Busse. Was er erlebt hat.
17.07.2022, 18:00 Uhr
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Kritik an der Nordwestbahn
Von Julia Assmann

Fahrgäste der Nordwestbahn sind derzeit gut beraten, sich vorab zu informieren, ob ihr Zug tatsächlich fährt. Wegen Brücken- und Weichenarbeiten ersetzen aktuell Busse die Züge auf der Strecke der Regio-S-Bahn-Linie 1 (RS 1). Im August sind außerdem Gleisarbeiten geplant. Auch dann fahren wieder Busse. Bei der Organisation ihres Schienenersatzverkehrs sollte die Nordwestbahn jedoch unbedingt nachbessern, findet Helmut Girardet. Der Nordbremer ärgert sich über mangelnde Informationen und überfüllte Ersatzbusse.

Der 74-Jährige schildert, was er erlebt hat. Am späten Mittwochabend sei er mit dem Zug aus Wilhelmshaven am Bremer Hauptbahnhof angekommen. "Ich wollte mit der Nordwestbahn weiter nach Bremen-Burg fahren", sagt der Rentner. Er ging zum Bahnsteig fünf, wo die RS 1 in Richtung Bremen-Nord häufig abfährt. Doch es kam kein Zug. An einen Schienenersatzverkehr dachte Girardet nicht. Also schaute er auf die Anzeigentafel, achtete auf Durchsagen und suchte nach einem Mitarbeiter, der ihm vielleicht Auskunft geben könnte. Vergeblich. "Man steht da blöd rum und erfährt einfach nichts", sagt Girardet.

Durchsagen sind nicht vorgesehen

Die Nordwestbahn informiert auf ihrer Internetseite über Fahrplanänderungen, doch der Rentner hat nicht die Möglichkeit, dort nachzuschauen. "Ich habe kein Smartphone." Schließlich fragte er am Infoschalter der Bahn nach und erfuhr dort vom Schienenersatzverkehr. "Ich habe noch gefragt, ob das nicht per Durchsage oder auf der Anzeigentafel angekündigt werden könnte. Die Dame antwortete, das sei nicht vorgesehen."

In der Hoffnung, nun schnell mit dem Bus in Richtung Bremen-Nord fahren zu können, lief Girardet zur Bushaltestelle. "Sie können sich gar nicht vorstellen, was da los war. Da waren jede Menge Leute. Draußen, aber auch im Bus, der schon völlig überfüllt war. Die Menschen standen dicht gedrängt, wie die Heringe." Der Bus sei fahrplanmäßig abgefahren. "Ich bin nicht mitgekommen." Nicht nur er, auch etliche andere Menschen blieben seinen Worten nach zurück.

Zu wenig Platz im Bus

Dann wurde ein weiterer Bus angekündigt, der 15 Minuten später fahren sollte – und auch fuhr. Dieses Mal bekam der Rentner mit Glück einen Sitzplatz. Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrgästen. "Sie standen ebenfalls wie die Sardinen, bis vorne in den Fahrerbereich. Ein Rollstuhlfahrer sagte noch, dass er auch mitfahren möchte. Der Fahrer antwortete: kein Platz mehr. Er machte die Tür zu und fuhr los."

Etwa 20 Minuten habe die Fahrt zum Bahnhof Bremen-Burg gedauert. "Es herrschte Gedränge, die Scheiben beschlugen, Kinder schrien. Offenbar wird bei der Nordwestbahn nicht mehr daran gedacht, dass wir noch eine Pandemie haben", sagt der Nordbremer, der die Umstände "unmöglich" und die Organisation "katastrophal" findet.

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Das sieht Steffen Högemann, Sprecher der Nordwestbahn, anders. Die bereitgestellten Buskapazitäten seien normalerweise ausreichend. "Die Kapazitäten, die wir bestellen, basieren auf Erfahrungswerten." Für eine Verbindung könnten durchaus sechs bis acht Busse fahren. "Die stehen an der Haltestelle aber nicht alle direkt hintereinander. Sie kommen in Etappen und fahren nicht in einer Kolonne." Das Neun-Euro-Ticket, räumt er ein, habe in jüngster Zeit allerdings manchmal dazu geführt, dass die Kapazitäten doch nicht reichten.

Fahrpläne hängen in Vitrinen aus

Die Informationen über den Schienenersatzverkehr sind nach Ansicht von Högemann ebenfalls ausreichend. Er betont, dass auf alle Änderungen schon im Vorfeld über verschiedene Kanäle hingewiesen wird: über Medien, im Internet unter www.regiosbahn.de, www.bahn.de und www.fahrplaner.de. "Außerdem werden die Fahrpläne in den Bahnhofsvitrinen ausgehängt." Das sei auch in diesem Fall passiert.

Lautsprecherdurchsagen und Informationen auf den Anzeigentafeln gibt es laut Högemann nur dann, wenn es sich um ungeplante Zugausfälle handelt. "Bei geplanten Änderungen sieht die Deutsche Bahn das nicht vor." Nur wenn diese sehr groß und lange andauernd seien, werde in den ersten Tagen extra Personal an den Bahnsteigen eingesetzt, um die Fahrgäste zu informieren. "Das hat auch damit zu tun, wie viel Personal zur Verfügung steht. Das ist mit immensen Kosten verbunden. Letztlich richten wir uns nach den Vorgaben des Landes, mit dem die Leistungen vereinbart werden." Vom Fahrgast werde auch verlangt, so Högemann, "dass er sich aktiv informiert".

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