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Spielplätze in Bremen-Nord Inklusiver Spaß für alle in Lesum

In Lesum hat die Stiftung Friedehorst bereits von 2019 bis 2021 einen inklusiven Spielplatz gebaut. Auf welchen Spielplätzen in Bremen-Nord Kinder mit Einschränkungen spielen können – und auf welchen nicht
24.09.2023, 18:00 Uhr
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Inklusiver Spaß für alle in Lesum
Von Julia Assmann

Es ist ein Vorzeigeprojekt, das die Stiftung Friedehorst von 2019 bis 2021 auf ihrem Areal in Lesum umgesetzt hat. Auf dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz und der umliegenden Wiese sind ein großer inklusiver Spielplatz und ein Treffpunkt für alle Generationen entstanden. Viele Spielplätze in städtischer Hand sind indes noch weit von einer inklusiven Gestaltung entfernt. Allerdings, das betont Bernd Schneider, Sprecher im Ressort für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, entwickele die Behörde alle Spielplätze, die neu angelegt werden, schon lange auch unter dem Aspekt Inklusion.

In der gesamten Stadt gibt es laut Schneider rund 200 Spielplätze, davon befinden sich 56 in Bremen-Nord: 18 in Blumenthal, 15 in Burglesum, 23 in Vegesack. Hinzu kommen sogenannte Spielpunkte, das sind einzelne Spielgeräte in öffentlichen Bereichen, Spielplätze auf Schul- und Kita-Geländen, die zumindest nachmittags und in den Ferien öffentlich zugänglich sind, sowie hausnahe Spielplätze in Wohnanlagen.

Der Großteil der Plätze in Bremen-Nord hat zumindest ein inklusives Element, erläutert Bernd Schneider. In einer Liste hat die Behörde die Qualität aller Plätze nach verschiedenen Kriterien, darunter Barrierefreiheit, erfasst. Darin haben alle Spielplätze in Bremen-Nord zusammen auf einer Skala von null (kein inklusives Element) bis fünf (voll inklusiver Spielplatz) einen Durchschnittswert von 1,7. Das entspreche dem Mittelwert der Spielplätze in ganz Bremen, so Schneider.

Spielplatz in Aumund mit Spitzenwert

Die Bewertung der einzelnen Plätze nach Barrierefreiheit reicht von null – diesen Wert haben fünf Spielplätze in Bremen-Nord – bis zum Spitzenwert von 4,38. Diesen Wert erreicht der erst jüngst sanierte Spielplatz an der Johann-Janssen-Straße in Aumund. Dort gibt es barrierefreie Spielgeräte. Rampen und verschiedene Ebenen bieten mehrere Möglichkeiten, sie zu erkunden. Außerdem hat der Spielplatz ein Bodentrampolin und Sandspielbereiche, die auch von motorisch eingeschränkten Kindern gut genutzt werden können.

Mit einem Wert von 3,44 ist die "Vegesacker Krabbe" – das ist der Name des Spielschiffs am Vegesacker Hafen – eingestuft. Der Spielplatz "Grüne Oase" an der Friedrich-Klippert-Straße in Grohn erreicht auf der Skala den Wert 3,13. Überhaupt nicht barrierefrei sind laut Behördenliste indes die Spielplätze Am Postmoor in Burg-Grambke, Auf dem Halm in Lesum, Pellens Park in Marßel, Flintacker in Aumund und Südstraße in Grohn.

Die Stadt sei bei der inklusiven Gestaltung der Spielplätze auf einem guten Weg, betont Schneider. "Die Barrierefreiheit hat seit einigen Jahren auf jeden Fall höhere Aufmerksamkeit." Mit dem "Sofortprogramm Spiel und Bewegung" wirke Bremen seit 2016 dem Investitionsstau auf öffentlichen Spielplätzen entgegen. "Seitdem gibt es auch die verstärkten Investitionen in die Barrierefreiheit."

Fachtag zu inklusiver Spielplatzgestaltung

Bei der Neugestaltung von Spielplätzen setzt Bremen häufig auf fachliche Beratung und Begleitung durch den Verein "Spiel Landschaft Stadt". Dabei steht die Beteiligung von Kindern und Eltern im Mittelpunkt. Architektin Carola Sonnwald arbeitet als Spielplatzplanerin und -prüferin für den Verein und organisiert auch sogenannte Planungspartys, zu denen Kinder, Eltern und Nachbarn eingeladen werden. Sie würde sich freuen, wenn sich daran vermehrt auch Einrichtungen beteiligen würden, die sich mit den besonderen Bedürfnissen von Kindern mit Einschränkungen auskennen, sagt Sonnwald.

"Ich habe mich bereits 1995 während meiner Diplomarbeit mit dem Thema auseinandergesetzt und damals eine inklusive Schule samt inklusivem Spielplatz geplant", erzählt die 54-Jährige. Im Mai dieses Jahres hat die Nordbremerin gemeinsam mit ihrer Kollegin Anke Bittkau von "Spiel Landschaft Stadt" in Friedehorst einen Fachtag gestaltet, in dem es um die inklusive Gestaltung von Spielräumen ging. "Das Interesse der Stadtplaner, Architekten und weiterer Akteure war groß", sagt Sonnwald.

Vermittelt hat sie dabei unter anderem, dass Barrierefreiheit nicht nur für Rollstuhlfahrer wichtig ist. Auch Kinder und Eltern mit einer Sehbehinderung seien auf ebene und breite Wege angewiesen. Verschiedene Oberflächen und Farben könnten unterschiedliche Sinne ansprechen, Rückzugsmöglichkeiten seien beispielsweise für Kinder mit Autismus wichtig, nennt sie weitere Beispiele.

Positives Beispiel

Auf dem Friedehorst-Gelände ist der Plan, einen Platz der Begegnung für Jung und Alt sowie mit und ohne Behinderung zu schaffen, aufgegangen. Auch Menschen aus der Nachbarschaft kommen regelmäßig, treffen sich zum Picknicken, zum Gärtnern oder Boule-Spielen. Das Areal bietet eine barrierearme Wasser- und Matschspielfläche, ein Baumhaus mit barrierefreiem Zugang zum Erdgeschoss, ein Klettermikado, ein Spielschiff und eine sogenannte Himmelsschaukel unter den Baumkronen. Sonnwald sieht den Spielplatz als positives Beispiel: "Es gibt viele inklusive Spielgeräte, aber auch ausreichende Spielmöglichkeiten für gesunde Kinder. Das gemeinsame Spielen ist auf dem Platz gut möglich."

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