Wenn die Veranstalter aus dem geglückten Comeback der Bremer Sixdays eine Lehre gezogen haben, dann wohl diese: Der Radsportklassiker, der mit seiner Mischung aus Party und Spitzensport nicht nur Bremer und Bremerinnen in die ÖVB-Arena lockt, funktioniert noch immer. Und das soll auch im besten Fall für die 58. Ausgabe der Traditionsveranstaltung gelten. Auch, und gerade deshalb wurde das Konzept für die zweite Edition nach der vierjährigen Corona-Pause optimiert – und an einigen Stellschrauben gedreht. "Stillstand bedeutet Rückschritt", fasst es Ingo Gösling, einer der Geschäftsführer der Bremer Sixdays, zusammen. Der WESER-KURIER stellt die wichtigsten Neuerungen vor.
Die Veranstaltung
Man könnte beinahe behaupten, dass sich die Sixdays im steten Wandel befinden – so auch, was das traditionelle Anschießen, die Verteilung der Musik-Acts in den Hallen und das gastronomische Angebot betrifft. Die größte Neuerung ist wohl die Eröffnungszeremonie, bei der erstmals ein Frauen-Trio, bestehend aus der Dance-Sängerin Cascada, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Feuerwehrfrau Yvonne Dommaschke, die Radprofis mit dem Schuss aus der Pistole auf die viertägige Reise schicken wird.

Mario Roggow (l.) und Erik Weispfennig leiten die Bremer Sixdays - und hatten einige Neuerungen mitzuteilen.
Für das musikalische Wohl des feierfreudigen Publikums wird erstmals die ganze Party in Halle 4 vonstattengehen. Dort werden Cascada am Eröffnungsabend und die Hermes House Band am Montagabend, statt wie in den vergangenen Jahren inmitten des Holzovals in Halle 1, auftreten. Dort wird ab Freitag die Hausband "Watch Your Steps" der Menge einheizen. "Damit schaffen wir indirekt eine Zone für unsere Partygäste und eine Zone für die, die Sport schauen wollen", sagt Mario Roggow, Leiter der Sixdays. Neu ist auch ein bayerischer Wind, der durch die Halle 4 wehen wird: das Oktoberfestprogramm mit der Band "Münchner Zwietracht" am Sonnabend und Sonntag. "Das hatten sich die Fans gewünscht", bestätigt Roggow. Das beliebte kulinarische Angebot, das "Grünkohlland", wird ebenfalls seinen angestammten Platz verlassen. Nun lässt es sich in einem Bereich zwischen Halle 3 und 4 schmausen. Und: Auch das Bier wird ein neues sein. Statt dem lokalen Haake-Beck müssen sich die Trinkfreudigen mit Warsteiner zufriedengeben.
Der Wettkampf
Olympia- und Paralympicssieger, Weltmeister, Europameister, Deutsche Meister: Mehr personifiziertes Edelmetall auf dem 166 Meter langen Rund geht kaum. Das sportliche Herzstück bleibt jedoch der Kampf der zwölf Zweier-Teams, die bei den Jagden versuchen werden, sich an die Spitze des Feldes zu setzen. Dabei wird Theo Reinhardt, der im Vorjahr mit dem dreifachen Madison-Weltmeister und Stammpartner Roger Kluge die Sixdays gewann, seinen letzten Auftritt in Bremen haben. Der 34-jährige Zweifach-Weltmeister verkündete am Mittwoch überraschend seinen Abschied vom Profiradsport, nach dem Sixdays-Wochenende in Berlin (31. Januar bis 1. Februar) ist Schluss.
Hauptkonkurrenten für die Vorjahressieger werden in diesem Jahr das deutsch-niederländische Duo Yoeri Havik mit Tour-de-France-Mannschaftssieger Nils Politt sowie die beiden Italiener Simone Consonni (unter anderem Olympiasieger) und Michele Scartezzini sein. "Es wird ein hochklassiger Kampf auf der Bahn", prognostiziert Erik Weispfennig, sportlicher Leiter der Sixdays.
Die Bahn
Noch wird gezimmert, gehämmert und geklebt, damit die Radprofis ab Freitag pünktlich mit über 70 Stundenkilometer über die steile Holzbahn heizen können. Dafür sorgt erneut die Firma "Velotrack", ein Familienunternehmen aus Osterholz, die sich selbst ganz selbstbewusst die "erfahrensten und erfolgreichsten Velodrombauer der Welt" nennen. Aber auch Expertise aus Berlin ist in Bremen zugange. Die Firma "Werbewirksam Haberstroh", die auch beim Sixdays-Wochenende in Berlin tätig ist, kümmert sich um die großen Werbebanner auf der Bahn. "So eine schräge Bahn zu bekleben, ist nicht einfach", sagt Sandra Haberstroh. "Da dauert es eine gewisse Zeit, die richtigen Maße zu finden." Seit knapp einer Woche sind die Gewerke in der ÖVB-Arena am Aufbauen, direkt nach den Sixdays gehts auch schon wieder an den Abbau.

Werden mit über 70 Stundenkilometer befahren: Etwa 1,5 Zentimeter sind die Holzbretter des Ovals dick.
Der Ticketverkauf
Es ist immer die große Frage: Kommen auch genug Zuschauer, damit sich die Veranstaltung finanziell lohnt? Wie Eric Weispfennig bestätigt, scheint das auch dieses Jahr wieder der Fall zu sein. Der Freitag sowie der Montag seien bereits fast ausverkauft. Grund dafür ist auch der einheitlich heruntergesetzte Preis von 19,90 Euro pro Tag. Die Tickets für das "Grünkohlland" am Sonnabend und den Frühschoppen am Sonntag sind bereits vergriffen. "Wir registrieren auch mehr Buchungen aus anderen Bundesländern wie Hamburg oder Nordrhein-Westfalen", bestätigt Geschäftsführer Ingo Gösling. Damit das Radsportfest auch dieses Jahr ein Erfolg wird.