An der Oslebshauser Heerstraße ist die Stimmung am Kochen. „Die Whatsapp-Gruppe platzt vor Nachrichten“, schildert Anwohnerin Tanja Eriksons, die sich mittlerweile an den Gröpelinger Beirat und an Umwelt-Staatsrat Enno Eike Nottelmann gewandt hat. Denn dass nun ohne jegliche Vorwarnung wie schon vor zwei Jahren in Gröpelingen auch in Oslebshausen Metallpoller gesetzt wurden, wollen die Anwohnerinnen und Anwohner nicht unwidersprochen hinnehmen.
Sie hatten sich zunächst sogar noch gefreut, als in der Woche zuvor Schilder aufgestellt wurden, die ein Halteverbot vom 25. bis zum 29. Juli ankündigten, schildert Eriksons: „Wir haben alle vermutet, dass endlich die Bäume gepflegt und geschnitten werden.“ Passiert sei dann allerdings etwas ganz anderes. Anstelle des erwarteten Gärtnertrupps rückten nämlich Straßenarbeiter an, die im Auftrag des Umweltbetrieb Bremen (UBB) in regelmäßigen Abständen Metallpoller in der Erde versenkten. Am Ende des Tages standen auf den etwa 800 Metern zwischen der Hauptkreuzung und der Tucholskystraße mehr als 100 Poller.

Auf der anderen Straßenseite können Autos nur verkehrswidrig auf dem Radweg parken.
Für die Nachbarschaft hat das unmittelbare Konsequenzen: Wer dort bislang sein Auto geparkt hat, kann dies nun nicht mehr tun. Damit steigt der Parkdruck in dem Quartier weiter an, in dem neuerdings wie berichtet Strafzettel an Stellen ausgestellt werden, an denen abgestellte Autos über Jahre geduldet worden waren. Entsprechend groß sei die Entrüstung, erzählt Eriksons: „Alle fürchten um ihre Wohn- und Lebensqualität und auch um den Wert ihrer Immobilien. Außerdem haben wir ältere Menschen in der Nachbarschaft oder junge Mütter, die nun teilweise sehr weite Wege mit ihren Einkäufen gehen müssen. Das sehen wir als nicht tragbar und sind sehr enttäuscht von der Politik. Wir sind sauer, wütend und haben nur noch Unverständnis für all die Aktionen in den letzten Wochen. Keiner spricht mit uns Anwohnern oder informiert uns! Das ist doch kein Umgang?!“
Durch die Poller werde nun ein Dominoeffekt in Gang gesetzt, kritisiert Eriksons. So habe es in der Dohlenstraße bereits Ärger um die dortigen Parkmöglichkeiten gegeben. „Und wir hatten auch schon ein kleines Verkehrschaos mit Rückstau, als auf der einen Seite ein DHL-Wagen hielt und auf der anderen ein anderer Wagen, der nun nicht mehr auf den Seitenstreifen fahren konnte.“
Dass die Anwohner sich über die Poller ärgern, kann auch UBB-Sprecherin Kerstin Doty nachvollziehen. Sie betont aber gleichzeitig: „Das sind keine Parkplätze und es waren nie Parkplätze. Sondern das sind Baumscheiben. Und wir sind von der Stadt damit beauftragt worden, die Bäume zu schützen.“
Die Baumpoller sollen die Bäume vor sogenannten Anfahrschäden und den Folgen der Bodenverdichtung schützen, wie Doty betont: „Beides sind Faktoren, die sich erheblich negativ auf die Lebensdauer von Bäumen auswirken können. Die Rinde ist für den Baum ein überlebenswichtiges Organ, ähnlich wie die Haut beim Menschen. Unter anderem schützt die Rinde den Baum vor Hitze und Kälte oder Infektionen durch Pilze. Wird sie durch Gegenstände verletzt, können Pilze eindringen und den Baum nachhaltig bis zum Absterben schädigen. Stadtbäume haben es ohnehin nicht leicht, weil sie nicht an ihrem natürlichen Standort wachsen, auch der Klimawandel macht ihnen zu schaffen. Wird dazu noch ständig auf ihrer Baumscheibe geparkt oder darauf herumgetrampelt, wirkt sich das negativ auf die Sauerstoffversorgung der Wurzeln aus. Durch das Befahren der Flächen unter dem Baum wird der Boden so weit verdichtet, dass die Wurzeln keine Nährstoffe und kein Sauerstoff mehr bekommen. Dadurch können sie absterben und somit auch der Baum.“
Auch Beiratsmitglieder üben Kritik
Dass jetzt ausgerechnet auf der stadtauswärtigen Seite der Oslebshauser Heerstraße Poller aufgestellt wurden, wo direkt gegenüber kein Auto vernünftig, sondern nur verkehrswidrig auf dem Radweg, parken könne, kommt für einige Anwohner einem Schildbürgerstreich gleich. Und auch von einzelnen Beiratsmitgliedern, die von der Maßnahme ebenso überrascht wurden wie die Anwohner, kommt Kritik. Kein Mensch im Stadtteil wäre auf die Idee gekommen, ausgerechnet an dieser Stelle anzusetzen, heißt es von dort etwa. Schließlich gebe es in anderen Vierteln im Stadtteil Hunderte problematischere Parkverstöße und gleichzeitig offizielle Parkbuchten an der Gröpelinger Heerstraße, wo die Bäume sehr nahe am Kantenstreifen der Parkbucht stünden.
An den betroffenen Standorten gebe es für den Baumschutz „einen ganz hohen Handlungsbedarf“, unterstreicht wiederum Doty: „Die Baumscheiben werden immer wieder zugeparkt, in der Folge sind etliche Anfahrtsschäden zu verzeichnen und wir beobachten einen deutlichen Vitalitätsverlust an den Bäumen. Es wäre schön, wenn die Anwohnenden die Situation auch einmal aus der Perspektive der Bäume oder des Baumschutzes betrachten würden.“