Am Ende hatten sie sich wieder alle lieb. 60 Minuten lieferten sich die Landesliga-Handballer der SG Findorff und des SV Grambke-Oslebshausen ein intensives Stadtderby mit zum Teil theatralischen Einlagen, als könnten sie sich damit noch kurzfristig für die Oscar-Verleihungen bewerben. Die Punkte gingen letztlich an den SVGO, dessen Rückraumschütze Tammo Bischoff drei Sekunden vor Ultimo den Treffer zum äußerst glücklichen 27:26 (11:14)-Zittersieg erzielte. Es war für die Gelb-Blauen erst die zweite Führung im gesamten Spiel.
Bis zur 42. Spielminute war der Underdog aus Findorff tonangebend, doch ausgerechnet als der SVGO-Leitwolf Nils Zittlosen nach einem Foulspiel die direkte Rote Karte sah und die Hausherren bei ihrer 21:17-Führung auch noch den fälligen Siebenmeter verwarfen, kippte das Match. Ausschlaggebend dafür war die Manndeckung bei den „Füchse“-Torjägern Boy Hebbel und Pablo Carneiro Alves, die die Gastgeber sichtbar lähmten. Außerdem schraubte der SVGO an seiner Angriffseffizienz, die im ersten Durchgang magere 47 Prozent betragen hatte, und griff nun wesentlich cleverer an. Er profitierte aber auch von einigen SG-Zeitstrafen. Acht Minuten vor Schluss schafften die Gelb-Blauen erstmals den Ausgleich (24:24), dank der besseren Crunchtime und einer finalen Überzahl kamen sie mit einem dunkelblauen Auge davon.
"Es tut weh, da es das dritte Spiel in dieser Saison ist, das wir so knapp verlieren“, bedauerte der SG-Trainer Felix Schröder den misslungenen Endspurt. Dennoch machte er seinen Spielern gegen den Stadtrivalen keinen Vorwurf: „Wir haben am Limit gespielt und uns dafür lediglich nicht belohnt.“
Noch bitterer ist für die „Füchse“, dass ausgerechnet in ihrer Aufstiegssaison fünf Mannschaften und damit gut ein Drittel der Teams aus der reformierten Liga absteigen werden. Aktuell befinden sich die Findorffer mit 14:26 Punkten inmitten dieser Problemzone. Hoffnung macht ihnen im Kampf um den Klassenerhalt, dass sie in den finalen sechs Partien noch viermal im heimischen „Fuchsbau“ antreten, in dem die „Backe“ an den Händen strikt verboten ist. „Wenn wir zu Hause mit unseren Fans im Rücken spielen, treten wir ganz anders auf. Denn mit „Backe“ am Ball kriegen wir keine zwei vernünftigen Pässe hin“, erklärt Felix Schröder.
Mit Pablo Carneiro Alves und Moritz Bannas (beide studienbedingt nach Berlin) stehen bei der SG Findorff zwei Abgänge für die kommende Saison fest. Dafür hat das Trainerteam Felix Schröder und Mareike Worthmann (Co-Trainerin) bei den „Füchsen“ um ein weiteres Jahr verlängert, wie der Handball-Chef Rainer Langhorst am Rande der Partie bestätigte. Auch der Team-Kapitän Christian Stelzner und der Teammanager Marc Bösewill bleiben weiter an Bord. „Damit ist bei uns die Konstanz gewährleistet“, freut sich Langhorst. Seine Abteilung bestehe aktuell aus 400 Handballern, davon 350 aktiven. Da die Hallenzeiten jedoch nicht mit dem Mitgliederzulauf wachsen, musste in einigen Bereichen sogar eine Aufnahmesperre verhängt werden. Ungeachtet dessen soll in der kommenden Saison mit der Gründung einer männlichen B-Jugend die zurzeit vorhandene Lücke zum Seniorenbereich verringert werden.
Beim SV Grambke-Oslebshausen steht acht Wochen vor dem Saisonende fest, dass Jörg Rutenberg das Trainertandem verlassen wird. Er war rund zehn Jahre in Folge Coach der Reserve und rückte mit ihr, als sie vor eineinhalb Jahren mit der ersten Vertretung fusionierte, mitverantwortlich ins Landesligateam auf. „Das reicht jetzt erst einmal, ich habe es lange genug gemacht“, sagt er und freut sich auf mehr Freizeit.
Sein Trainerkollege Gerd Anton hält sich mit seiner Zusage zurzeit noch zurück. „Die hängt davon ab, wie die Mannschaft in der kommenden Saison aussieht“, gibt er zu verstehen. Mit Kolja Bangert, Mario Voß und Flemming Stüven listet Anton drei Abgänge zum Ende dieser Spielzeit auf, ansonsten lägen ihm nach einer Teambesprechung mehr oder weniger 14 Absichtserklärungen für die Saison 2025/26 vor, was ja kein schlechtes Gerüst wäre. Davon wollen jedoch zwei, drei Spieler kürzertreten, auch die Trainingsbeteiligung müsse infolge einiger Familienväter im Team geklärt und gewährleistet werden, erläutert der Coach. Sein Trainingsweg vom Wohnort Bruchhausen-Vilsen ist für ihn auch ein nicht unerheblicher Aufwand.
Verlässt Felix Fuchs den SVGO?
Spannung verspricht beim SVGO zudem die Personalie Felix Fuchs, der die Torschützenliste der Landesliga Bremen-Nordsee mit 172/61 Treffern deutlich anführt. Deshalb ist es auch keine Überraschung und in der Handballszene ein offenes Geheimnis, dass der Linksaußen bei einem Oberligisten auf dem Wunschzettel steht. „Dass wir in der Tabelle so weit oben stehen, ist auch sein Verdienst“, meint Gerd Anton und ist davon überzeugt, dass sich Fuchs auch zwei Ligen höher durchsetzen könne. Aber was plant der Top-Torjäger? „Ich möchte zu diesem Zeitpunkt keinen Kommentar abgeben“, lässt sich der Umworbene nichts entlocken.
Zurzeit spricht Gerd Anton potenzielle Neuzugänge auf einen Wechsel zum SVGO an, diesbezüglich sei aber noch alles in der Schwebe - was in diesen Spielklassen allerdings auch keine Überraschung ist. Wann die Entscheidungen fallen, gleicht einem Blick in die Glaskugel, wie der SVGO-Trainer mehrfach betont. „Ich bin aber guter Dinge, dass wir das beim SVGO hinbekommen“, zeigt er sich zuversichtlich.