Zurück an alter Wirkungsstätte: Seit dieser Woche sitzt Necati Uluisik wieder auf der Bank von Vatan Sport und soll den Bremen-Ligisten in eine bessere Zukunft führen. „Ein bisschen überlegt habe ich schon“, sagt der 40-Jährige. Er war bereits vom Sommer 2019 bis zum März 2023 als Vatan-Coach aktiv gewesen. Den folgenden Job bei Rot-Weiß Achim hatte Uluisik im letzten Jahr bereits nach wenigen Monaten aufgegeben, weil ihm die Doppelbelastung von Beruf und Trainer-Dasein „zu viel“ geworden war. Also wollte der erneute Einstieg in den Amateurfußball gut überlegt sein.
Aber am Ende entschied sich Uluisik für die Rückkehr. In gewisser Weise ist Vatan also eine Herzensangelegenheit. Es gab daneben allerdings schon noch den ein oder anderen Aspekt, der ihm die Entscheidung erleichterte. „Es ist Potenzial in der Truppe“, sagt der neue Vatan-Coach. Am Sonntag hat Necati Uluisik das 1:4 seines Teams beim Brinkumer SV gesehen, das erste Bremen-Liga-Spiel seit langer Zeit. Danach setzte sich der Trainer mit den Verantwortlichen von Vatan Sport zusammen und machte die Zusammenarbeit perfekt. Abgeschreckt hat in die klare Niederlage also nicht. „Aber man sieht, dass die Konstanz fehlt“, sagt Uluisik.
Fehleranalyse steht noch aus
Man sieht es sogar sehr deutlich. In der Tabelle, weil Vatan nach einem ordentlichen Start mittlerweile auf den zwölften Platz abgerutscht ist. Aber auch die einzelnen Ergebnisse markieren Ausschläge in beide Richtungen. Im September hatte das Team etwa mit einem beachtlichen 2:2-Unentschieden beim aktuellen Spitzenreiter SV Hemelingen überrascht – und dabei erst in der Nachspielzeit den Ausgleich kassiert. Dem ESC Geestemünde (4.) musste sich Vatan im Oktober gleich mit 0:9 geschlagen geben, und beim 2:4 gegen den SC Vahr-Blockdiek gestattete man dem mittlerweile fast abgeschlagenen Schlusslicht die einzigen Punkte der Hinrunde. Im November sprang im Duell mit dem OSC Bremerhaven (2.) dagegen ein spektakuläres 5:5 heraus, in Unterzahl und nach einem 0:4-Rückstand.
„Irgendetwas fehlt, und das muss ich sehen“, beschreibt Necati Uluisik seine Aufgabe. Die nötigen Erkenntnisse erwartet er allerdings nicht „in dieser Woche“. Der neue Trainer hat allenfalls eine grobe Vorstellung davon, in welche Richtung sich die Fehlersuche entwickeln könnte: „Vielleicht liegt es an der Fitness oder auch am Mannschaftsgefüge.“ Sicher ist: Uluisik vertraut seinem Team, schon wegen des „sehr guten“ Kerns. Er kennt ja noch eine ganze Menge der Spieler, und gestandene Kräfte wie Enes Tiras (29), Mert Ates (23), Ahmet Gül (34) oder Dogukan Sedef (22) würden für ein stabiles Gerüst stehen.
Das gilt auch für Mert Sait, seinem Vorgänger, der sich nach Monaten als Spielertrainer nun wieder voll auf seine Aufgabe als Vatan-Kicker konzentrieren wird. Den mittlerweile 26-Jährigen hatte Uluisik ja noch bei seinem letzten Engagement in 2023 kennengelernt. „Mert hat damals mittrainiert und ich habe gesagt: Denn müssen wir sofort holen“, erinnert sich der Trainer. Er findet überhaupt nur positive Worte für Sait: „Dass er die Aufgabe im Sommer übernommen hat, muss man wertschätzen.“
Mit ihm, da ist sich Necati Uluisik andererseits sicher, wird „frischer Wind“ einkehren. Dabei nimmt der Trainer durchaus erfreut zur Kenntnis, dass sich sein aktueller Einstieg nicht mit dem Beginn in 2019 vergleichen lässt: „Damals hatte ich nach dem Abstieg in die Landesliga gerade drei Spieler beim ersten Training vor mir stehen.“ Er baute trotzdem eine erfolgreiche Mannschaft auf, die bereits im folgenden Frühjahr und aufgrund eines Corona bedingten Saisonabbruchs in die Bremen-Liga zurückkehrte. „Wir haben damals mit den besten Fußball in der Liga gespielt“, erinnert sich der Trainer. Er legt „Wert auf Taktik“ und möchte einen dominanten Fußball mit viel Ballbesitz spielen lassen.
Allerdings weiß Necati Uluisik auch, dass diese Vorgabe so gar nicht zur aktuellen Situation seiner Mannschaft passt. Zwar habe man in den vergangenen Monaten gesehen, dass Vatan „alle Mannschaften“ schlagen könne. „Aber jetzt sind wir erst mal im Abstiegskampf und das bedeutet: kämpfen, kämpfen, kämpfen“, betont Uluisik. Nach nur einem Punkt aus den vergangenen drei Partien muss einfach mal wieder ein Erfolgserlebnis her. Im Heimspiel gegen den TS Woltmershausen bietet sich dazu am Sonntag (14 Uhr) die letzte Chance in diesem Jahr.
„Wir wollen Punkte holen, damit wir mit einem guten Gefühl in die Winterpause gehen können“, sagt der Vatan-Coach – und weiß doch, wie schwer es werden dürfte. Denn der Gegner ist nun seit vier Spielen unbesiegt und gewann dabei stolze zehn Punkte. Er kletterte auf Rang neun, hat also längst den Kontakt zum Mittelfeld hergestellt. Einen ähnlichen Weg strebt Necati Uluisik mit Vatan Sport an.