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Reitbrake Abschluss der Grabungen: Staatsrätin verspricht würdiges Gedenken

Skelettfunde in Oslebshausen haben das grausame Schicksal sowjetischer Zwangsarbeiter aufgezeigt. Zum Abschluss der Grabungen hatte Staatsrätin Emigholz eine klare Botschaft für den russischen Vize-Konsul.
17.10.2022, 06:22 Uhr
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Abschluss der Grabungen: Staatsrätin verspricht würdiges Gedenken
Von Björn Struß

Manchmal liegen die großen Katastrophen der Geschichte und des aktuellen Zeitgeschehens ganz eng beieinander: Die Abschlussveranstaltung der Grabungen an der Reitbrake hat die Bremer Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz für einen flammenden Appell gegen den russischen Angriff auf die Ukraine genutzt. Ihre Worte richtete sie an den russischen Vize-Konsul Sergej Loginov, der aus Hamburg als einer der geladenen Gäste gekommen war: "Die Waffen müssen endlich schweigen. Krieg ist kein Mittel der völkerrechtlichen Auseinandersetzung". Die Zuhörer quittierten dies mit lautem Applaus.

Dort, wo in Oslebshausen eine Bahnwerkstatt entstehen soll, haben Skelettfunde in den vergangenen 16 Monaten das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte zutage gefördert. Sowjetische Zwangsarbeiter lagen an der Reitbarke zu Hunderten unter der Erde. Inzwischen weiß Bremen, wie unwürdig eine erste Exhumierung im Jahr 1948 war. Dutzende Leichen blieben unter der Erde, die mit Kriegsschutt bedeckt wurde und in Vergessenheit geriet.

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Landesarchäologin Professorin Uta Halle stellte den aktuellen Stand der von ihren geleiteten Grabungen vor. Ihr Team fand 62 vollständige Skelette und 203 Erkennungsmarken, von denen 150 identifiziert werden konnten. "Über ihre Namen geben wir den Toten ihre Identität zurück und ihre Familien erhalten einen Platz zum Trauern", sagte Halle. Für die Auswertungen jenseits der Grabungsstätte seien weitere 24 bis 36 Monate nötig.

In der vergangenen Woche war die Landesarchäologin in die Kritik geraten. Die Bürgerinitiative Oslebshausen und das Bremer Friedensforum hatten ihr vorgeworfen, sich für die Bebauung des Areals ausgesprochen zu haben. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) nahm sie in Schutz und wies die Kritik als Versuch zurück, eine deutschlandweit angesehene Wissenschaftlerin diskreditieren zu wollen.

Bürgerinitiative und Friedensforum verteilten am Sonntag Flugblätter mit einer klaren Forderung: Keine Bahnwerkstatt auf der Kriegsgräberstätte. Landesarchäologin Halle bedankte sich in ihrer Rede bei Bovenschulte und dem Petitionsausschuss der Bürgerschaft für das Engagement. Gleichzeitig spielte sie den Ball in das Feld ebendieser politischen Akteure: "Letztlich liegt es in ihrer Verantwortung, was mit diesem Gelände weiter passiert". Zu dieser Frage gab Staatsrätin Emigholz ein Versprechen: "Egal, ob Friedhof oder Gedenkstätte: Wir werden ein würdiges Gedenken möglich machen".

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