Die On-off-Beziehung zwischen dem SV Grambke-Oslebshausen und seinem Handballtrainer Gerd Anton ist ein Kapitel reicher geworden. Dreimal hatten ihn die Gelb-Blauen seit 2008 engagiert, die just mit dem Team eingefahrene Vizemeisterschaft wird auch als positiv bewertet. Trotzdem gehen der Klub und Gerd Anton jetzt getrennte Wege, und es deutet viel darauf hin, dass sie sich in Zukunft nicht wieder kreuzen werden. Sein Nachfolger ist der im Männer-Handball noch unbekannte Torben Müseler, der mit dem SVGO womöglich eine Etage höher in der Verbandsliga an den Start gehen wird.
Zum Hintergrund der Trennung von Gerd Anton äußerte sich lediglich der SVGO-Handballchef Tjard Appel. „Wir mussten uns von Gerd trennen, weil wir von ihm bislang keine feste Zusage für die kommende Saison erhalten haben. Das hat weder persönliche noch zwischenmenschliche Gründe“, erklärt er. Zwei Tage vor dem Saisonkehraus gegen die SG Buntentor/Neustadt habe ihm Gerd Anton auf Nachfrage bezüglich der kommenden Saison weder zu- noch abgesagt, auch bei einer Mannschaftssitzung rund zwei Wochen zuvor hätte Anton diese Frage gegenüber den Spielern nicht beantwortet, führt Appel weiter aus.
In Gesprächen kurz vor dem Saisonende mit dieser Zeitung hatte Gerd Anton seine Verlängerung davon abhängig gemacht, „wie die Mannschaft in der kommenden Saison aussieht.“ Irgendwann lief dem Verein offenbar die Zeit davon. „Wir konnten ja nicht planen und haben ihm dann nach einem Vorstandsbeschluss abgesagt“, gibt Tjard Appel zu verstehen. Gerd Anton wollte sich auf Nachfrage dieser Zeitung nicht zur Trennung äußern, in Insiderkreisen wird jedoch von einer großen Enttäuschung seinerseits gesprochen.
Für die Mannschaft kam der vollzogene Schlussstrich „völlig überraschend“, wie der Ältestenrat des Teams bestehend aus Nils Zittlosen, Bengt Kohrt, Daniel Schimske und Michael Mulinski bekannt gibt. „Der Vorstand hat uns beim Training die Situation plausibel erklärt, wir konnten sie nachvollziehen“, so die Führungsriege des Teams weiter.
Menschlich täte die Entwicklung sowohl der Mannschaft als auch dem Handballvorstand sehr leid. „Die meisten von uns kennen Gerd schon sehr lange, weshalb gerade auf der persönlichen Ebene eine enge Beziehung besteht“, lässt Bengt Kohrt wissen. Tatsächlich war Gerd Anton im September 2023 auf Betreiben der Mannschaft als Trainer wieder zum SVGO zurückgekehrt, als man sich auf der Bank von Michael Meyer getrennt hatte. Das rechnet ihm der Handballvorstand hoch an. „Wir wissen, aus welcher Situation heraus er uns geholfen hat. Dafür sind wir ihm genauso dankbar wie darüber, dass er die Mannschaft auf den zweiten Platz geführt hat“, betont Tjard Appel.
Der Neue, Torben Müseler, muss sich dagegen im Männer-Handball erst noch einen Namen machen. Der B-Lizenzinhaber trainierte viele Jugendmannschaften, zuletzt die Oberliga A-Jugend der TS Hoykenkamp. Im Erwachsenenbereich coachte er unterklassig die jungen Männer des TuS Komet Arsten und zuletzt die Frauen der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg in der Regionsoberliga. Sowohl die TS Hoykenkamp als auch die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg hatte er kurz vor dem Punktspielstart 2024/25 verlassen und seitdem pausiert.
„Mit ihm haben wir eine jüngere Alternative zu Gerd gefunden, dazu ist Torben im Bremer Raum gut vernetzt“, ist Tjard Appel überzeugt.
Als erste Neuzugänge benennt er den oberligaerfahrenen Torben Pilger, Torwart Fabian Blumenröther (beide HSG Schwanewede/Neuenkirchen II) sowie Nils Rosebrock und David Marzian (HSG Lesum/St. Magnus), von denen die letzten Drei zwischen 21 und 23 Jahre alt sind. Dem Vernehmen nach ist der SVGO mit weiteren Interessenten im Gespräch. Ihnen winkt die große Chance, in der kommenden Saison in der Verbandsliga an den Start gehen zu können.
„Da aus der 3. Liga keine Mannschaft in unsere Region runterkommt, sieht es im Moment so aus, als wenn die ersten beiden aller Landesligen in die Verbandsliga aufsteigen würden“, schildert Eckhard Meyer, Seniorenspielwart in der Handballregion Bremen-Nordsee, auf Nachfrage dieser Zeitung die Lage. Allerdings spielt der gefährdete Drittligist TV Bissendorf-Holte eine Abstiegsrelegation in der 3. Liga. Verliert er diese, müsste dieses laut einer Übersicht des Handballverbandes Niedersachsen-Bremen zu einer Aufstiegsrelegation der Landesligazweiten führen.
So oder so hat sich das SVGO-Team entschlossen, die Gelegenheit auf jeden Fall beim Schopfe zu packen, auch wenn im aktuellen Aufgebot das Gros der Spieler älter als 30 Jahre ist und sein Top-Torjäger Felix Fuchs zum aktuellen Oberliga-Vorletzten HSG Schwanewede/Neuenkirchen wechselt. „Ein Aspekt bei der Entscheidung war es, den jüngeren Spielern die Möglichkeit zu bieten, Erfahrungen in der Verbandsliga zu sammeln“, verrät Bengt Kohrt.
Zuletzt gehörten die Gelb-Blauen in der Saison 2016/17 der Verbandsliga an, danach liefen sie durchweg in der Landesliga auf. Mit zweimaligem intensiven Training die Woche will das Team an die Aufgabe herangehen. „Uns ist bewusst, dass in der Verbandsliga ein höheres Maß an Einsatz und Verantwortung benötigt wird. Ob die Aufgabe gelingt, wird vor allem auch von den jüngeren Spielern abhängen. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir in der Verbandsliga eine gute Rolle spielen“, sagt Bengt Kohrt im Namen seiner Mannschaft.
Der Handballvorstand hofft, mit der höheren Spielklasse eine größere Attraktivität auf jüngere potenzielle Neuzugänge auszustrahlen. „Wir werden dadurch für andere Spieler interessant, die uns bei der Landesliga absagen, die die Verbandsliga aber reizt“, gibt Tjard Appel zu verstehen.