Als Spieler war er wegen seiner außergewöhnlichen Wurfstärke einst bei gegnerischen Abwehrreihen gefürchtet, als Mensch war mit seiner lustigen Art in der Handballszene äußerst beliebt. Vielerorts ist die Trauer und Bestürzung über den unerwarteten Tod von Andreas Szwalkiewicz groß. Der Trainer der HSG Hude/Falkenburg starb am vergangenen Donnerstag, 24. April, beim Saisonabschluss-Training seiner Regionalliga-Handballerinnen im Alter von 48 Jahren (wir berichteten). "Wir stehen alle noch unter Schock", sagt der HSG-Vorsitzende Lars Osterloh.
Nach dem Abschluss der Spielzeit, die mit dem Abstieg aus der Regionalliga zu Ende gegangen war, wollten die Huder Handballerinnen noch eine lockere Einheit absolvieren. Kurz vor dem Ende des Trainings brach Szwalkiewicz plötzlich zusammen. "Die Spielerinnen haben sofort erste Hilfe geleistet und ihn reanimiert. Der Rettungswagen wurde gerufen und war schnell da, aber es war leider nichts mehr zu machen. Wahrscheinlich war es ein Herzinfarkt", berichtet Osterloh. Der Vorsitzende selbst war bei dem Saisonabschluss-Training nicht dabei und fuhr sofort in die Huder Halle, nachdem ihn eine Spielerin telefonisch über das Geschehen informiert hatte.
Eigentlich wollte das Frauenteam der HSG Hude/Falkenburg nun in die Sommerpause gehen. Viele Spielerinnen wechseln zur neuen Saison den Verein. Nun kommt die Huder Mannschaft aber noch einmal zusammen. Es werde ein weiteres Treffen geben, um miteinander zu sprechen und das Erlebte zu verarbeiten, sagt Osterloh. Andreas Szwalkiewicz war bei seinen Spielerinnen äußerst angesehen. "Sein Engagement, seine Leidenschaft und seine Menschlichkeit haben uns tief geprägt. Für viele war er nicht nur ein Trainer, sondern auch ein Mentor, Freund und Vorbild", schrieben die Huder Handballerinnen auf ihrem Instagram-Kanal. In den Kommentaren unter dem Post drückten zahlreiche Handball-Teams aus der Region ihr Beileid aus.
Spendensammlung für Familie
Szwalkiewicz war überall in der Handballszene bekannt als absoluter Fachmann mit großem sportlichen Ehrgeiz. Zudem galt er als jemand, der stets hilfsbereit war und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte. Er hinterlässt zwei Söhne im Alter von einem Jahr und fünf Jahren. Um Szwalkiewicz' Familie zu unterstützen, haben Freunde des Gestorbenen eine Spendensammlung initiiert unter www.gofundme.com/f/andreas-der-viel-zu-fruh-von-uns-gehen-musste. Mehr als 10.000 Euro waren am Dienstag bereits zusammengekommen. "Sein plötzlicher Tod hat eine Lücke hinterlassen, die nicht zu fassen ist", heißt es dort. Die Spenden sollen den Hinterbliebenen dabei helfen, "den Alltag der kleinen Familie etwas zu erleichtern und ihnen Raum zu geben, anstehende Zahlungen zu bewältigen und in Ruhe zu trauern und neue Perspektiven zu finden." Für Szwalkiewicz sei die Familie das Allerwichtigste gewesen.
Zudem war der Handball-Trainer ein großer Hundefreund. Für "Hugo", einer Mischung aus Boxer, Dogge und Bernhardiner, richtete er sogar ein Instagram-Profil ein. Sein Hund, den er aus dem Tierheim geholt hatte, habe mehr Follower als er selbst, erzählte Szwalkiewicz einmal gegenüber dem WESER-KURIER. "Mein Leben ist da wohl langweiliger“, scherzte er.
Szwalkiewicz' Heimatverein war die HSG Schwanewede/Neuenkirchen. Dort spielte er zunächst bis zur B-Jugend, ehe er sich dem TV Grambke anschloss. Danach war der groß gewachsene Rückraum-Shooter für die SG Bremen-Ost und den Oldenburger TB aktiv. Bei seinen Stationen war Szwalkiewicz stets Leistungsträger mit Torgarantie und Führungsspieler. Mit dem OHV Aurich schaffte er 2004 den Aufstieg in die 2. Bundesliga und zog weiter zur TSG Hatten-Sandkrug, die gerade in die Regionalliga aufgestiegen war. Dort spielte Szwalkiewicz mit dem HSG-Vorsitzenden Lars Osterloh zusammen. Anschließend lief Szwalkiewicz für den MTV Jever auf, ehe er 2010 zur HSG Schwanewede/Neuenkirchen zurückkehrte. "Jetzt möchte ich der HSG das zurückgeben, was ich bei ihr gelernt habe", erklärte er damals.
Meisterparty im Garten
Bei den "Schwänen" war der Mann, der wegen seiner Wurfstärke "The Hammer" genannt wurde, fortan einer der wichtigsten Torschützen. 2015 übernahm er die Rolle des spielenden Co-Trainers. 2016 wurde er Chefcoach und beendete seine aktive Laufbahn. Den Abstieg aus der Oberliga korrigierte Szwalkiewicz mit seiner Mannschaft ein Jahr später, indem er Schwanewede/Neuenkirchen 2019 zur Verbandsliga-Meisterschaft sowie dem damit verbundenen Wiederaufstieg führte. Die Meisterparty stieg in Szwalkiewicz' Garten in Dalsper, einem Ortsteil von Elsfleth. Der Coach dachte auch über das reine Ergebnis hinaus und trieb zum Beispiel eine engere Zusammenarbeit mit dem HC Bremen sowie dem ATSV Habenhausen zur Förderung des Leistungshandballs voran.
Im Februar 2020 verließ Szwalkiewicz Schwanewede mit seinem Trainerkollegen Dennis Graeve, um fortan die SG Varel/Altjührden gemeinsam zu trainieren. Dort blieb er anderthalb Jahre lang, ehe er ab August 2021 erst einmal keine weitere Trainertätigkeit aufnahm. Im November 2024 stieg Andreas Szwalkiewicz bei der HSG Hude/Falkenburg als Co-Trainer ein. Nach der Freistellung von Majk Skoric rückt er Mitte Februar dieses Jahres zum Chefcoach auf. Dass sich die HSG aufgrund diverser angekündigter Abgänge aus der Regionalliga zurückziehen würde, stand wenig später fest. Auch sportlich war der Abstieg nicht mehr zu verhindern. Szwalkiewicz' Art der Mannschaftsführung und seine Trainingsgestaltung kamen beim Team aber sehr gut an. Er sollte den Neustart in der Oberliga als Chefcoach verantworten. Sein unerwarteter Tod wirft bei der HSG Hude/Falkenburg also auch die Trainerfrage auf, doch damit wollen sie sich im Verein beschäftigen, wenn der erste Schock überwunden ist.