Besser spät als nie: In Gröpelingen sind in diesen Tagen zwei Corona-Teststationen entstanden. Auf dem Gelände des Sander Center haben die Johanniter ihre Arbeit aufgenommen. Im Außenbereich der Waterfront eröffnet der Betreiber Lima an diesem Sonnabend, 22. Mai, eine Schnelltest-Station für Autofahrer und Fußgänger. Im Gröpelinger Beirat zeigt man sich hocherfreut über die beiden Neuigkeiten. „Nun hat sich unser Einsatz gelohnt", kommentiert Sprecherin Barbara Wulff (SPD). Bereits seit Wochen fordert der Beirat die Einrichtung von Testmöglichkeiten vor Ort. Die neuen Angebote wurden auch von lokalen Unternehmen sehnlichst erwartet, wie der Gröpelinger Wirtschaftsausschuss hörte.
Kostenlose Bürgertests bietet die Johanniter-Unfallhilfe im Sander Center zunächst an den Wochentagen Dienstag, Donnerstag und Sonnabend jeweils von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Laut Geschäftsführer Henrik Sander könnten die Öffnungszeiten bei Bedarf ausgeweitet werden. Als Testzentrum dient die ehemalige Weltbildfiliale an der Schragestraße 3D. Termine können über die Webseite www.johanniter.de online gebucht werden. „Wir freuen uns sehr, dass es uns so schnell gelungen ist, hier ein Testzentrum für den gesamten Bremer Westen anzusiedeln", erklärt der Oslebshauser Unternehmer. „Die zentrale Lage an der Autobahn und der Bahnhof nebenan und dazu die vielen kostenlosen Parkplätze haben wohl den Ausschlag gegeben.“
Für die Schnelltests in der Waterfront können über die Webseite www.corona-schnelltest.center Termine gebucht werden. Die Betriebszeiten sind montags bis sonnabends von 9.30 bis 19 Uhr. Die neue Station des Berliner Anbieters Lima GmbH, der in Bremen bereits das Schnelltest-Center in der Überseestadt betreibt, ist sowohl als „Drive through" als auch als „Walk through"-Angebot mit einer täglichen Kapazität von 1700 Tests konzipiert. Standort ist der Parkplatz zwischen Primark und dem Pier 2, Gröpelinger Fährweg. Obwohl aufgrund der gesunkenen Infektionszahlen das Einkaufen mittlerweile auch ohne Nachweis eines negativen Tests erlaubt ist, werde der Bedarf noch eine Weile anhalten, prophezeit Center-Managerin Kirsten Jackenkroll. Tagesaktuelle Testnachweise sind weiterhin in der Gastronomie erforderlich, für Mitarbeiter von Unternehmen ist das stationäre Angebot eine Alternative zu Selbsttests, und auch in Schulen und Kitas bleibt die Testpflicht vorerst bestehen. Und wie sich die Zahlen und Verordnungen künftig entwickeln - das könne ohnehin niemand voraussehen, so Jackenkroll.
Soloselbstständige auf sich allein gestellt
Der Gröpelinger Wirtschaftsausschuss hatte wenige Tage zuvor die Dringlichkeit von Testmöglichkeiten im Stadtteil bekräftigt. Die Tatsache, dass die Kundschaft vor Ort bislang Zeit und Wege auf sich nehmen musste, um sich testen zu lassen, habe sich als spürbarer Wettbewerbsnachteil erwiesen, berichtete aus eigener Erfahrung die stellvertretende Ausschusssprecherin Birgit Erdogan (SPD). Die Kosmetikerin und medizinische Fußpflegerin, die ein Studio an der Oslebshauser Landstraße führt, schilderte, wie sehr sie selbst unter der Pandemie gelitten hatte: „Ich weiß nicht, wie oft ich mir gesagt habe - jetzt mache ich den Laden zu", gestand sie den Ausschussmitgliedern. Staatliche Unterstützung habe es für Soloselbstständige kaum und spät gegeben, Informationen über geänderte Verordnungen seien schwer zu erhalten, und viele Regelungen „nicht gut durchdacht." Trotz höchster Hygienevorkehrungen in ihrer Branche sei die Verunsicherung der Kunden und Patienten groß gewesen. Älteren oder wenig mobilen Menschen sei kaum zumutbar, vor einem Besuch im Studio zunächst die Fahrt zu den nächstgelegenen Impfstationen in Walle auf sich zu nehmen. Die Konsequenz: Viele abgesagte Termine und massive Umsatzeinbrüche. Ihr seien mehrere Betriebe aus dem Bereich der körpernahen Dienstleistungen bekannt, die die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie nicht überlebt hätten, so Erdogan.
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie auf die Unternehmen seien indes nicht einheitlich, berichtete Svenja Weber dem Ausschuss. Die neue Gröpelinger Stadtteilmanagerin –Nachfolgerin von Lars Gerhardt – diagnostizierte zwar ein allgemein „angeschlagenes Stimmungsbild". Gleichzeitig habe sie eine „besondere Dynamik" im Stadtteil wahrgenommen - vor allem, was den Bereich der „internationalen Nahversorgung" betreffe, sprich: Kioske und Lebensmittelhandel mit Spezialsortiment. Leerstände würden im Stadtteil schnell gefüllt, berichtete Weber, und zudem registriere man ein großes Interesse an Flächen für Produktion und Handel. Büros und Praxen.
In den beiden Einkaufszentren des Stadtteils war man den ansässigen Unternehmen aktiv entgegengekommen. „Wären wir nicht so vorausschauend nachsichtig mit den Mietzahlungen gewesen, hätten wir jetzt sicherlich Insolvenzen und Leerstände", erklärte Henrik Sander. „Doch langsam wird es brenzlig und wir hoffen sehr, dass es nun aufwärts geht.“ Auch in der Waterfront habe man „Gottseidank“ bislang keine Leerstände aufgrund der Pandemie verzeichnet, berichtet Kerstin Jackenkroll. Allerdings stocke die Nachvermietung für Flächen, in denen Mietverträge regulär ausgelaufen seien. „Die Erholung wird sicherlich noch einige Zeit dauern", sagt die Center-Managerin. Was aber deutlich wahrnehmbar sei: „Die Kundinnen und Kunden sehnen sich nach ein bisschen mehr Normalität".