Der Biber ist zurück in der Weser – das ist schon etwas länger bekannt. Nun zeigt sich, dass ein bisher einzeln gesichteter Biber Verstärkung bekommen hat. Kündigt sich da eine Biber-Hochzeit mit Nachwuchs in der Hemelinger Marsch an?
Sind es die ersten Biber?
Bereits im Frühjahr dieses Jahres sind eindeutige Spuren eines Bibers aufgefunden worden. Im Bereich Bollen und Mahndorf hatte das fleißige Tier eine ganze Reihe von Weiden umgelegt. Nun sind die Spuren auch im weiteren Flusslauf deutlich zu erkennen. Rund um den Hemelinger See bis zum sogenannten Atlas-See sind im Uferbereiche Dutzende Weiden gefällt, typische und eindeutige Nagespuren sind auch mit bloßem Auge vom Boot aus zu erkennen. Es ist aber nicht die erste Sichtung von Biberspuren in Bremen. Schon 2021 wurde ein Biber auf Höhe des Stadionbads an der Weser fotografiert. Spuren sind auch auf der anderen Weserseite zu entdecken.
Das ist der Lebensraum
Weiden und Erlen sind Bäume, von deren Rinde sich der Biber ernährt. Mit Baumstämmen stauen die Tiere Flüsse und Bäche auf, um einen konstanten Wasserspiegel für ihre Bauten, deren Eingänge unterirdisch liegen, zu erreichen. Der Biber schafft sich so seinen Lebensraum selbst. Die Weser allerdings ist viel zu groß, um sie stauen zu können. Fraglich ist, ob der oder die Biber versuchen werden, die Zuflüsse der kleineren und größeren Seen entlang der Weser zu stauen.
Ist es wirklich ein Biber?
Ein ungeübtes Auge kann einen Biber mit einem Nutria verwechseln. Nutria, auch Biberratte genannt, stammen ursprünglich aus subtropischen und gemäßigten Gebieten Südamerikas und wurden zur Pelzzucht in Europa eingeführt. Seitdem verbreiten sie sich in Europa. Sie haben einen schlechten Ruf, weil sie Gänge in Uferbereiche bauen und Deiche unterhöhlen können. Jäger rücken ihnen deswegen auf den Pelz, aber auch Restaurants haben ein Geschäft mit dem Fleisch der Tiere für sich entdeckt. Deutlich wird der Unterschied beim Schwimmen: Beim Biber sieht man nur den Kopf, beim Nutria sind auch Rücken uns Schwanz zu erkennen. Weiteres Erkennungsmerkmal ist der charakteristische Biberschwanz, der ist allerdings nur an Land zu erkennen. Biber sind außerdem vor allem in der Dämmerung aktiv, Nutria dagegen auch am Tag.
Wer hat ihn gesehen?
Ein geübtes Auge für seltene und scheue Tiere hat Thomas Kuppel. Er ist Vogelkundler beim BUND und häufig an der Weser unterwegs und konnte bei einem seiner Streifzüge einen der Bremer Biber fotografieren. "Ich war auf der Suche nach dem Kamingimpel und dem Biber und konnte das in Marsch verbinden." Am Hemelinger See habe er schon zwei Biber gleichzeitig gesehen. "Aber auch auf Habenhauser Seite kann man ein paar Stellen entdecken", sagt Kuppel. Und noch etwas: "Es ist auch ein Weibchen dabei mit auffälligen Zitzen, es ist Nachwuchs absehbar." Zuletzt habe er einen Biber in der vergangenen Woche gesehen. Dass sich die Tiere von den Menschen am Wasser stören lassen, glaubt Kuppel nicht. "Die Tiere sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv."
Kann sich eine Biberkolonie gründen?
Im Bereich des Hemelinger Sees und flußaufwärts wachsen Erlen und Weiden am Weserufer und den Ausgleichsflächen, die den Tieren als Nahrung und Baumaterial dienen können. Allerdings befinden sich keine ausgedehnten Auwälder und sogenannter Niederwald entlang der Weser – der eigentliche Lebensraum der streng geschützten Tiere. Es ist also fraglich, ob das Nahrungsangebot für eine größere Kolonie ausreichend ist.
Was sagt die Umweltbehörde?
Grundsätzlich bestätigt das Umweltressort auf Nachfrage, dass es mehrere bestätigte Sichtungen gibt. "Eine Prognose, ob sich ein Biber dauerhaft ansiedeln wird, ist nicht möglich", heißt es weiter. Ob Dammbauten und damit der Hochwasserschutz dem Tierschutz entgegenstehen, sei von der Lage eines möglichen Dammes abhängig, so eine Sprecherin.
Das Umweltressort hält eine Ansiedlung einer ganzen Kolonie aufgrund der renaturierten Bereich am Weserlauf aber für nicht unausgeschlossen. Weitere Schutzmaßnahmen müssten bei einer Ansiedlung und bei Störungen erwogen werden, heißt es weiter. Für Sichtungen und Hinweisen von Spuren möglichst mit Fotobeleg sei die Naturschutzbehörde dankbar. Die E-Mail-Adresse lautet: naturschutz@umwelt-bremen.de.
Wie sollten sich Menschen verhalten?
Für die Menschen bedeutet der Nachweis des Bibers in der Weser, dass sie Rücksicht nehmen müssen. "Es herrscht ein strenges Störungsverbot der geschützten Art durch das Bundesnaturschutzgesetz", stellt die Sprecherin klar. Wer einen Biber sieht, solle Abstand halten.