Seit nunmehr 25 Jahren arbeitet der Geschichtskreis Sebaldsbrück die Geschichte des Ortsteils und Hemelingens auf. Für das Wochenende lädt er alle Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils ein, gemeinsam zu feiern. Die Mitglieder des Geschichtskreises werden außerdem ihr neues Buch vorstellen. Inhalt des neuen Werkes: das Gelehrten- und Luftschifferviertel rund um die Zeppelinstraße.
Der Inhalt des neuen Buches
Seit Anfang an aktiv im Geschichtskreis ist Pastor Tilman Gansz-Ehrhorn. "Damals gab es einen Umbruch in der Gemeinde und wir haben eine Gemeindewerkstatt gemacht, was die Interessen insbesondere der 50- und 60-Jährigen sind." Dabei sei herausgekommen, dass viele, insbesondere Zugezogene, mehr über die Geschichte des Ortsteils erfahren wollten. "Das war damals die Motivation, als wir mit einer Handvoll Leute angefangen haben", so Gansz-Ehrhorn.
Anfänglich bestand die Arbeit vor allem aus Sammeln, später kam das Sortieren, Archivieren und Schreiben dazu. Inzwischen hat der Geschichtskreis unter anderem Werke zur Geschichte der Vahrer Straße, zum Schlosspark und dem Schlossparkviertel sowie zur Geschichte der Juden in Sebaldsbrück herausgebracht. Nun das neue Werk, das die Geschichte der Straßenzüge rund um die Zeppelinstraße und westlich davon ins Rampenlicht stellt. Während die meisten wohl die namensgebenden Wissenschaftler der Einstein- und Zeppelinstraße sowie der Virchowstraße kennen mögen, sind die Namensgeber der Schütte-Lanz-Straße, der Eckenerstraße und der Esmarchstraße eher weniger geläufig.
Schütte-Lanz war ein Luftfahrtunternehmen der Unternehmer Karl Lanz und Johann Schütte, das der größte Konkurrent von Ferdinand Zeppelin beim Bau von Luftschiffen – also Zeppelinen – war. Friedrich von Esmarch war wie Rudolf Virchow Mediziner und gilt als Gründer des Samariterwesens in Deutschland im 19. Jahrhundert, das als ein Vorläufer des modernen Rettungswesens und der Erste-Hilfe-Versorgung gilt.
"Das ganze Viertel ist ab den 1920er- bis 1930er-Jahren entstanden", sagt Helmut Rohde vom Geschichtskreis. In derselben Zeit entstanden auch die inzwischen sogenannten Schlichtbauten am Sacksdamm und der Alten Landwehr. "Die Wohnungen wurden damals für die Arbeiter in den Hemelinger Betrieben gebraucht." Zu diesen Unternehmen gehörte unter anderem Borgward. Dass einige der Straßen nach Zeppelinpionieren benannt wurden, erklärt sich aus dem zeitlichen Zusammenhang: Die Jahre bis zum Lakehurst-Unglück des Zeppelins Hindenburg galten als die goldenen Jahre der Luftschifffahrt. Entsprechend bekannt waren ihre Erfinder und Ingenieure.
Anwohner als wichtige Quelle
Für das neue Buch bekam der Geschichtskreis Sebaldsbrück Unterstützung von Rita Runge, die Fotos und Zeitungsartikel aus ihrer bereits 1984 erstellten Chronik über die Zeppelinstraße zur Verfügung stellte. Überhaupt setzt der Geschichtskreis auf das Wissen und die Dachböden der Bürgerinnen und Bürger. Ältere Bewohner können sich häufig noch an längst Vergangenes erinnern, erst sie machen die Geschichte mit ihren Erzählungen und mit Fotos aus Fotoalben greifbar und lebendig.
"Das hat uns zum Beispiel bei dem Buch über die Eisenbahnersiedlung geholfen", so Rohde. Etliche Anwohnerinnen und Anwohner hätten Dokumente und Fotos vorbeigebracht und einiges zugespielt. "Auch Sachen, die man nicht im Staatsarchiv findet." Als nächstes Projekt steht die Geschichte der Straßen Am Sacksdamm und Alte Landwehr an. "Da hatten wir schon angefangen, aber erst einmal beiseitegelegt", so Rohde. Bereits abgearbeitet hat der Geschichtskreis die Historie der Vahrer Straße und der Sebaldsbrücker Straße, die – einst Teil der unter Napoleon angelegten Nationalstraße Nr. 3 – lange Zeit eine "Chaussee" war.
Künftig könne sich Rohde auch vorstellen die Geschichte Sebaldsbrücker Unternehmen aufzuarbeiten. Und davon gibt es eine ganze Menge: die ehemaligen Schokoladenfabriken Goldina und Cadbury sowie die Bremer Silberwarenfabrik BSF. Im weiteren Umfeld Sebaldsbrücks wären außerdem noch Borgward, Focke-Wulf und Nordmende zu nennen. Genug zu tun also für den Geschichtskreis.
Das Jubiläumsfest beginnt am Sonnabend, 13. September, um 15 Uhr im Gemeindezentrum "Die Brücke" an der Sebaldsbrücker Heerstraße 52. Neben der Vorstellung des neuen Buches wird es die Möglichkeit geben, bereits erschienene Bücher des Geschichtskreises zu kaufen. Begleitet wird das Fest von einer Ausstellung mit Zeichnungen der Sebaldsbrückerin Hanna Fertig sowie Szenen aus Sebaldsbrück im Film von Karl-Heinz Hofmann. Bei Kaffee und Kuchen können Gespräche geführt, Erinnerungen ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft werden.