In den vergangenen Wochen haben Arbeiter in vielen Straßen des Bremer Südostens neue Bäume gepflanzt. Für die Pflanzungen und die Pflege kommt ein Millionenbetrag zusammen. Die Ortspolitik freut sich über das neue Grün in ihren Stadtteilen, sieht aber durchaus auch noch Verbesserungsbedarf.
Die Pflanzperiode nähert sich im April ihrem Ende. Bis dahin sollen laut Umweltbetrieb Bremen (UBB) 419 Bäume im Stadtbezirk Ost gepflanzt werden, von denen schon ein großer Teil in der Erde sei. Bis Ende des Monats sollen die restlichen Bäume folgen. Den Neupflanzungen stehen allerdings auch Baumfällungen gegenüber: etwa 2000 Stück in ganz Bremen in der abgelaufenen Fällperiode bis Ende Februar.
Training für Bäume
Auffällig: Statt der bekannten hohen Pflanzpfähle sind viele der neuen Bäume an nur etwa hüfthohen Dreiböcken befestigt. Diese erinnern etwas an Poller, sollen den Baum aber nicht etwa vor Verkehr schützen, sondern erfüllen einen ganz anderen Zweck. "So kann der im Boden verankerte Baum sich im Kronenbereich besser bewegen und lernt mehr Stabilität", erklärt eine Sprecherin des stadteigenen Betriebs.
Besonders viele Bäume sind in der Europaallee im Gewerbegebiet Hansalinie an der A1 gepflanzt worden. Dort allerdings vor allem als Ausgleichsmaßnahme für die Versiegelung durch den Ausbau des Gewerbegebiets. In den übrigen Straßenzügen überwiegt laut UBB-Sprecherin der Anteil an Ersatzpflanzungen – also neue Bäume als Ersatz für abgestorbene oder gefällte.
Ein neuer Straßenbaum kostet etwa 5700 Euro in den ersten fünf Jahren. In dieser Summe enthalten sind unter anderem das Pflanzen und die Entwicklungspflege. In Park- und Grünanlagen sind die Kosten geringer, da die Bäume dort weniger pflegebedürftig sind. Dennoch: Bei 419 Bäumen kommt ein Millionenbetrag für die kommenden zwei Jahre zusammen.
Neue Arten
Grundsätzlich würden Bäume durch dieselbe Baumart ersetzt, erklärt die Sprecherin des Umweltbetriebs. "Aber wir setzen andere Unterarten ein." In der Europaallee seien beispielsweise Trauben-Eichen gesetzt worden. Die Trauben-Eiche gilt als klimaresistenter als die in Deutschland verbreitete Stieleiche. Sie kommt gut mit Trockenheit klar. In den deutschen Wäldern hingegen ist die Trauben-Eiche eher selten. Sie benötigt viel Licht und in deutschen Wäldern wird auf Kahlschlag verzichtet, sodass sich diese Unterart nicht so gut durchsetzen kann.
In der Kleinen Westerholzstraße in Hemelingen hat der Umweltbetrieb die Thüringische Mehlbeere pflanzen lassen. Diese wiederum gilt als kälteresistent, übersteht lange Trockenphasen und kommt mit verunreinigter Luft klar.
Aber auch die klassische Linde als Großbaum kommt im Bremer Südosten zum Einsatz. So zum Beispiel in der Stresemannstraße und der Mahndorfer sowie der Arberger Heerstraße. Platanen wiederum kommen außerdem in der Malerstraße in die Pflanzlöcher.
Lob und Kritik
Der Hemelinger Beiratssprecher Uwe Jahn (SPD) freut sich über das neue Großgrün, Behördendeutsch für "Baum", ist aber auch skeptisch, ob es tatsächlich grüner wird im Stadtteil. "Wenn es so grün bleiben sollte, ist das gut. Allerdings wird es wohl nicht grüner werden, bei den Flächen, die für die Gewerbegebiete versiegelt werden." Jahn meint damit das Gewerbegebiet Hansalinie, für das künftig unter anderem zwei Wälder und Weideland weichen müssen. Andererseits: "Künftig werden ja auch zum Teil Pflanzungen auf dem Coca-Cola/Könecke-Gelände möglich sein, wo vorher ausschließlich Industrie war."
Jahn begrüßt außerdem die gelungene Zusammenarbeit zwischen UBB und Beirat. "Wir wurden gebeten Standorte für Bäume zu nennen und das ist dann auch genauso geschehen." Zuletzt hatte es aber auch Kritik aus dem Beirat gegeben, dass nicht genügend Ausgleichspflanzungen für die Baumfällungen entlang der Stresemann- und Bennigsenstraße vorgesehen seien.