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Fällsaison in Bremen Wenn die Kettensäge rasselt

Auch im Bremer Südosten fällen Arbeiter bis Ende Februar geschädigte Bäume. Als Ersatz sind neue Bäume in den Stadtteilen Hemelingen, Osterholz und Vahr vorgesehen.
03.02.2022, 00:52 Uhr
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Wenn die Kettensäge rasselt
Von Christian Hasemann

Das Grün im Quartier ist etwas, das wohl die meisten Bremerinnen und Bremer besonders genießen. Bäume spenden Schatten im Sommer, sie kühlen das Umfeld. Doch was, wenn der Baumarbeiter die Kettensäge an einen noch gesund erscheinenden Baum ansetzt? Dann sind Unverständnis und Ärger oft groß. Nur ein kleiner Trost für viele: Für jeden gefällten Baum gibt es auch Ersatz.

Im Bremer Südosten hat der Umweltbetrieb Bremen (UBB) in der aktuellen Fällperiode von Oktober bis Februar, also die Zeit außerhalb der Vegetationsperiode, bisher 298 Bäume fällen lassen, 16 in der Vahr, 125 in Hemelingen und 147 in Osterholz.

Der UBB ist zuständig für Straßenbäume, Bäume auf öffentlichem Gelände wie Kitas und Schulen sowie öffentlichen Grünanlagen. Nicht erfasst sind in der Statistik des stadteigenen Betriebs also Bäume, die im Zuge von Bauarbeiten oder zur Vorbereitung von Arbeiten auf Privatgrundstücken gefällt wurden.

Wo sind bisher die meisten Bäume gefallen? Den größten Einschnitt gab es in dieser Saison in Hastedt. Für den Bau der Straßenbahnlinie Querspange Ost entlang der Bennigsenstraße und Stresemannstraße zur Steubenstraße wurden etwa 180 Bäume gefällt. Nur wenige Exemplare blieben in der Bennigsenstraße stehen. Die gefällten Bäume sind in der Liste des UBB allerdings nicht enthalten, weil sie im Zuge von Bauarbeiten Dritter gefällt wurden.

Kahlschlag gab es auch entlang der Eisenbahntrasse in Sebaldsbrück – hier für den Bau des neuen Zeppelintunnels. Häufig sind also Infrastrukturprojekte der Auslöser dafür, dass Bäume weichen müssen. Das wird auch beim Bau der Fernwärmetrasse vom Hochschulring in die Vahr der Fall sein. Noch stehen die Bäume entlang der Richard-Boljahn-Allee aber.

Anfang 2021 wurden außerdem am Bultensee eine ganze Reihe von Pappeln und weitere Bäume gefällt – Pappeln gelten als besonders anfällig für Schäden und Astabwurf und können so Spaziergänger oder Erholungssuchende verletzen.

Wo sollen noch Bäume fallen? Ganz aktuell wird mit Sägen und Maschinen am Mahndorfer See aufgeräumt. Leserin Gisela Hoyer aus Mahndorf, die dort mit einer Gruppe Hundebesitzer regelmäßig spazieren geht: "Wir sind fast umgefallen, als wir das gesehen haben." Sträucher und Büsche seien in den vergangenen Tagen radikal weggeschnitten worden und inzwischen seien auch kleinere Bäume gefällt worden.

Tatsächlich sind am Mahndorfer See nach einer Karte des Umweltbetriebs weitere Fällarbeiten rund um die Lebensrettungsstation vorgesehen. Von einzelnen Schwerpunkten in Hastedt und Sebaldsbrück sowie Grünzügen wie dem Rodenfleet und der Hasenpromenade in Mahndorf und dem Bultenfleet in Osterholz abgesehen, verteilen sich die Baumfällungen des Umweltbetriebs aber auf den gesamten Bremer Südosten. 

Wie reagieren die Menschen? Gerade bei den Baumfällungen in der Bennigsenstraße und der Stresemannstraße zeigte sich exemplarisch die emotionale Verbundenheit der Menschen mit den Bäumen. Anwohnerinnen und Anwohner protestierten vor Ort, in zahlreichen Leserbriefen äußerten Leserinnen und Leser nach der Berichterstattung im WESER-KURIER ihr Unverständnis.

Gerungen wird aber nicht nur um ganze Straßenzüge, sondern auch um einzelne Bäume. So unterstützt der Beirat Osterholz beispielsweise den Verein Siedlermeinschaft Kuhkamp bei seinem Versuch, eine Eiche vor der Kettensäge zu retten und möchte ein eigenes Gutachten beauftragen

Im Ortsamt Osterholz laufen nach Aussagen von Leiter Ulrich Schlüter sonst eher wenige Beschwerden ein. Größere Aufregung habe es nur am Bultensee und bei einer Fällaktion an der Autobahn gegeben. "Da hat sich der Beirat auch angeschlossen", so Schlüter. Was immer wieder irritierend wirke, seien radikale Rückschnitte von Gehölzen. Ausdrücklichen Dank richtet Schlüter an die Grundstückseigentümer, die seit Jahrzehnten ihre Bäume für die Allgemeinheit pflegten.

Gisela Hoyer hat eine klare Meinung: "Ich finde es empörend, wie man am Mahndorfer See abholzt." Sie wisse zwar, dass es Pflegeschnitte gebe und Sträucher neu austrieben. "Aber so radikal wie jetzt war das nie", sagt sie.

Wo kommen neue Bäume hin? Für jeden Baum, der gefällt wird, muss Ersatz her – so regelt es die Bremer Baumschutzverordnung. Tatsächlich sind im Bremer Südosten deswegen auch zahlreiche Neuanpflanzungen geplant.

Bei der Auswahl von Standorten für neue Bäume orientiert sich der Umweltbetrieb an der Umgebung. Bei Lücken in Alleen und Baumreihen würden demnach möglichst Arten gepflanzt, die schon vorhanden sind, teilt der UBB auf Nachfrage mit. Weitere wichtige Kriterien: Vogel- und Insektenfreundlichkeit sowie Stadttauglichkeit und Klimaresistenz. An Schulen und Kindergärten würden hingegen keine stachligen oder giftigen Arten gepflanzt, in schmale Straßen keine Bäume mit großem Kronen wie Platanen.

Für enge Standorte eigneten sich eher klein kronige Gehölze wie Weißdorn, Hartriegel und Rotdorn. In Grünanlagen wiederum könnten hingegen auch andere Arten im Mix gepflanzt werden, um einer Zerstörung des Bestands durch Schädlinge entgegenzuwirken. Vorgesehen sind im Bremer Südosten neue Bäume unter anderem entlang der Hastedter, der Mahndorfer und der Osterholzer Heerstraße.

Der Osterholzer Beirat hat außerdem in der Feldmark Flächen für einen ganzen neuen (Klima)-Wald ausgemacht. Zuletzt hatte es dazu vorsichtige positive Signale aus dem Umweltressort gegeben.

Der UBB plant in Osterholz mit 181 neuen Bäumen, in Hemelingen mit 213 und in der Vahr mit 14 für die derzeitige Pflanz- und Fällperiode – insgesamt also 110 Bäume mehr, als er fällen lässt.

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