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Bahnhof Sebaldsbrück Beirat stinkt Eisenbahnunterführung

Die Eisenbahnunterführung am Bahnhof Sebaldsbrück ist kein Ort zum Verweilen. Urin, Müll und Schmiereien lösen Unbehagen aus. Der Beirat sucht nach Wegen, den Tunnel attraktiver zu machen.
27.09.2022, 14:05 Uhr
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Beirat stinkt Eisenbahnunterführung
Von Christian Hasemann

Die Unterführung am Sebaldsbrücker Bahnhof ist kein Ort zum Verweilen, sondern vielmehr ein Ort zum Durcheilen. Dem Beirat stinken die Zustände schon seit Langem, eine Besserung ist jedoch noch nicht absehbar.

Die Unterführung zwischen Sebaldsbrück und Hemelingen gilt seit Jahren als Schandfleck. Sie verbindet die beiden Ortsteile, ist aber für viele Passanten ein Angstraum: dunkel, dreckig, heruntergekommen.

Graffiti verschönert Wände

In der Vergangenheit gab es einen Versuch, die Passage einladender zu gestalten. Gemeinsam mit Jugendlichen hatten Kunstpädagogen und professionelle Sprayer 2014 Graffiti entworfen und auf die Wände gesprüht. Sie zeigen unter anderem historische und Motive aus der Gegenwart der angrenzenden Stadtteile.

Die Graffiti allerdings sind in die Jahre gekommen, die Sprühfarbe blättert zum Teil ab, Schmierereien haben sich ausgebreitet. Von der ursprünglichen Verschönerung ist nicht mehr viel über, auch wenn in den vergangenen Jahren die Graffiti-Künstler das Werk immer wieder nachgebessert und ergänzt haben.

Ortsamtsleiter Jörn Hermening kennt die Situation vor Ort. "Jedes Mal, wenn man da durchgeht, riecht es nach Urin und es sind auch immer neue Lachen da." In einer der kommenden Ausschusssitzungen möchte sich der Beirat dem Thema annehmen. Konkrete Ideen gebe es deswegen noch nicht. "Mehr Beleuchtung, mehr Polizei, ein Hinweis auf die Nette Toilette in der Kneipe nebenan", zählt Hermening möglich Maßnahmen auf.

Nette Toilette um die Ecke

Als Nette Toilette werden öffentlich zugängliche Toiletten in öffentlichen Einrichtungen, aber auch in Kneipen, Gaststätten und Restaurants bezeichnet. Sie sollen eine Antwort auf sogenannten Wildpinkler sein und den Kommunen gleichzeitig Geld sparen, denn Toilettenanlagen sind in Bau und Unterhalt teuer.

Kneipen und Gaststätten, die ihre Toiletten zur Verfügung stellen, bekommen eine Förderung zwischen 60 und 100 Euro im Monat. Ein deutschlandweites Konzept, das die britische BBC zu einem Bericht über die Nette Toilette in Bremen veranlasste.

Trotz Netter Toilette um die Ecke nutzen offensichtlich dennoch zu viele Menschen den Tunnel als Abort. Das erzeugt Gerüche, doch wer ist für die Reinigung zuständig?

Die Deutsche Bahn als Eigentümerin des Bahnhofs verweist auf die Stadt Bremen. "Der Tunnel wird von der Stadt Bremen, Amt für Straßen und Verkehr, bewirtschaftet, der Treppenaufgang, Bahnsteig und die Tunneldecke von der DB", so eine Sprecherin des Unternehmens.

Der Bahnsteig und die Treppen würden durch die Deutsche Bahn einmal in der Woche gereinigt. "Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht und Instandhaltung werden auftretende Mängel im Bereich der Bahnstation zeitnah beseitigt", heißt es weiter.

Beim ASV sind die Verantwortlichen mit der Situation nicht zufrieden. "Einen aktuellen starken Einfluss auf die Veränderung im Inneren des Tunnels hat unter anderem die feuchte Bausubstanz, die durch Undichtigkeiten in der Konstruktion unterhalb der Gleise hervorgerufen wird." Dafür sei die Deutsche Bahn zuständig.

Diese bewirkten zum Teil, dass dreckige Spuren durch die Decke entlang der Stützen und Wände in das Innere des Tunnels gelangten. "Ein wiederholtes Überarbeiten der Oberflächen führt lediglich nur vorübergehend zu einer Lösung, die nach mehrmaliger Instandsetzung auch nicht als wirtschaftlich zu betrachten ist", heißt es seitens des ASV. Seit Jahren gebe es Forderungen gegenüber der Deutschen Bahn, diesen Zustand zu beseitigen.

Um Angsträume im öffentlichen Bereich entgegenzuwirken, speziell im Sebaldsbrücker Tunnel, bedürfe es einen Abbau von Sichtbarrieren, der in diesem verwinkelten Tunnel mit Treppenaufgängen, Stützen und Rampen, ohne die Konstruktion zu verändern, nicht umsetzbar sei.

"Selbst eine Reinigung, die seitens des ASV in regelmäßigen Intervallen durchgeführt wird, erzielt man hier keine große Wirkung." Eine Empfehlung des ASV sei es, die Konstruktion unterhalb der Gleise seitens der DB instandsetzen zu lassen und somit eine Basis für nachfolgende bauliche Maßnahmen im eigenen Zuständigkeitsbereich durchführen zu können.

Keine Investitionen geplant

Der Sebaldsbrücker Bahnhof steht bei der Deutschen Bahn allerdings  auf dem Abstellgleis, denn an der Föhrenstraße sind zwei neue Bahnsteige geplant, die den Sebaldsbrücker Bahnhof ersetzen sollen. Von der Bahnsprecherin heißt es dann auch, dass derzeit keine Investitionen in den Bahnhof geplant seien.

Das Gesamtprojekt Föhrenstraße kann sich allerdings noch bis in die 2030er-Jahre ziehen. Das wiederum bedeutet, dass sich Passanten darauf einstellen müssen, dass sich an der grundlegenden Situation am Bahnhof Sebaldsbrück wenig ändern wird.

Auch Hermeming glaubt deswegen nicht an eine umfassende Lösung für die derzeitige Situation. "Die grundsätzliche Überarbeitung wird die Schließung des Bahnhofs sein." Leider sei das aber noch in weiter Ferne.

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