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45 Jahre Party Wie der Betreiber des Bremer Aladin die Zukunft sieht

Das Aladin ist einer der bekanntesten Veranstaltungsorte Norddeutschlands. In diesem Jahr feiert es seinen 45. Geburtstag. Zwischen Tradition und Wandel sieht der Betreiber Herausforderungen auf sich zukommen.
03.04.2023, 05:00 Uhr
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Wie der Betreiber des Bremer Aladin die Zukunft sieht
Von Christian Hasemann

Seit 45 Jahren dröhnt es in der Hannoverschen Straße. Country, Schlager, Rock, Punk, Metal, Techno, Goa und Drum and Bass – kaum eine Musikrichtung, die nicht schon in dem, man muss es wohl so sagen, altehrwürdigen Gemäuer, gespielt wurde. Betreiber Werner Gerdes kann sich Hemelingen ohne Aladin nicht vorstellen und möchte den Charakter erhalten, sieht aber auch Schwierigkeiten auf den Aladin-Tivoli-Komplex zukommen. Aber zunächst soll der Geburtstag gefeiert werden.

Johnny Cash, Nirvana, Metallica, Die Ärzte – die ganz Großen der nationalen und internationalen Musikszene haben sich in der Hannoverschen Straße die Klinke in die Hand gegeben. Einige, wie Nirvana, als sie noch nicht so bekannt und kleiner waren. Die Liste lässt sich lang fortsetzen. Weit über 1500 Bands haben im Aladin gespielt, mal leiser, häufig lauter, sodass sich bei vielen etwas älteren Konzertgängern auch der Spitzname "Dröhn" festsetzte. Wer nun allerdings meint, dass das Aladin in Hemelingen eine urbremische Einrichtung ist, der irrt. Denn eigentlich liegen die Wurzeln in Preußen, beziehungsweise im Emsland.

Das Gasthaus an der Zollgrenze

Im Königreich Hannover, 1866 nach kurzem Kampf ins Königreich Preußen eingegliedert, bildete das Dorf Hemelingen im damaligen Kreis Achim die westliche Grenze zur Freien und Hansestadt Bremen. In Hemelingen lebten damals wenige Tausend Einwohner, der Ort besaß aber zwei Bahnhöfe, ein Postamt und war vor allem Industriestandort. Das letzte Gebäude auf preußischem Boden stand auf dem Gelände des heutigen Aladin. Direkt dahinter: der Schlagbaum und die Zollstation. An dieser Stelle entstand ein Gasthaus. Fuhrleute und Reisende schätzten das offenbar, denn Besitzer Hinrich Luers konnte ausbauen: Es entstanden eine vergrößerte Gastronomie und der Ballsaal Luers Tivoli. In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts folgte der Bau des Kinos, des heutigen Konzertsaals.

Die Atmosphäre ist meines Erachtens einzigartig.
Betreiber Werner Gerdes

Ende der 1970er-Jahre begann ein neues Kapitel für das Hemelinger Veranstaltungszentrum Lüers Tivoli. Die Gaststätte und das Kino waren nicht mehr zeitgemäß. Das Aladin wurde an den gebürtigen Emsländer und Veranstalter Bernhard "Natz" Linnenbaum, der auf der Suche nach einer passenden Immobilie nach Bremen kam, vermietet. Linnenbaum pachtete den großen Kinosaal, der zur Aladin Music Hall wurde, und 1991 konnte Linnenbaum den alten Ballsaal hinzumieten. Linnenbaum übergab dann 2011 an das Veranstalterpaar Elisabeth und Werner Gerdes.

"Wir haben damals das Shagall, betrieben und ich wollte mehr in Richtung Konzerte und Veranstaltungen gehen", erläutert Werner Gerdes im Café des Aladin. "Ich bin dann mit Natz zusammengekommen und habe zwei Jahre verhandelt."

Die größte Herausforderung sei gewesen, die technische Infrastruktur so aufzubauen, dass sie attraktiv für Bands ist. "Da musste viel investiert werden in die Anlage, in die Beleuchtungstechnik." Ein fortlaufender Prozess, wie Gerdes meint. "Eigentlich muss man immer irgendwas machen." Nach und nach habe man das Aladin umgestaltet. "Aber so, dass das Aladin das Aladin bleibt." Was den Charakter ausmacht? "Es ist das Urgemütliche, und ich glaube, das haben wir erhalten." Gerdes betont: "Die Atmosphäre ist meines Erachtens einzigartig." Er erzählt von Künstlern, die gezielt im Aladin spielen, statt größere Hallen in Bremen zu nutzen.

Konzertsaal mit Ausstrahlung

Tatsächlich hat sich der Charme des Komplexes über die Jahre erhalten. Noch immer ragt eine Empore in den Kinosaal hinein, der nun die Tanzfläche vor der Bühne bildet. Kronleuchter hängen über den Theken, im Café Fotos und Namenszüge von Künstlerinnen und Künstler an den Wänden, die im Aladin aufgetreten sind. 1600 Gäste fasst das Aladin bei Konzerten, und wenn der ganze Komplex für Partys wie das Dreamland oder Klangwelten geöffnet ist, bis zu 3000 Besucher.

Wirtschaftlich hat sich das Aladin unter Gerdes diversifiziert, wie Wirtschaftsfachleute vielleicht sagen würden. "Wir spielen von Schlager bis Metal alles, wir machen auch Kohltouren und Hüttengaudi. Ich glaube, das macht es am Ende des Tages." Wer sich nur auf eine Sache konzentriere, habe es schwer, sagt Gerdes. Nicht alles finden die Stammgäste aber toll. "Bei der Hüttengaudi gab es erst mal einen Shitstorm, was denn aus dem Aladin werde", erzählt Gerdes. Letztlich habe sich die Partyreihe wirtschaftlich ausgezahlt.

Liebe auf den ersten Blick

Einnahmen generiert das Aladin über Konzerte, Vermietung an Konzertveranstalter, eigene Partyreihen und Mottopartys sowie Veranstaltungen wie auch Firmenfeiern.

Zurückhaltung nach Corona, wie im vergangenen Jahr, kann Gerdes bei den Besuchern nicht mehr erkennen. "Corona ist gar kein Thema mehr." Etwas hat sich aber doch verändert. "Der Ticketvorverkauf ist etwas schwächer, aber ich glaube, das pendelt sich ein." Folgt man Gerdes, muss den Besuchern auch etwas geboten werden. "Einfach nur die Türen aufmachen, das reicht nicht mehr, das kann man vergessen", sagt er.

Gerdes und das Aladin, das ist auch eine Geschichte der Liebe auf den ersten Blick. "Ich komme ursprüngliche aus dem Emsland, und mit 20 haben wir eines Samstagabends vom Aladin gehört und sind gegen 1 Uhr hingefahren und es war proppenvoll, als wir angekommen sind." Morgens um 8 Uhr war dann die Party vorbei.

Hohe Kosten

Aber es gibt auch Herausforderungen. "Wenn die Energie noch teurer wird, muss man schauen, wie man das macht", sagt Gerdes. Irgendwann sei der Punkt erreicht, an dem man die Kosten nicht mehr weitergeben könne. Und dabei hat Gerdes nicht nur Strom- und Heizkosten im Blick, sondern auch kleine Dinge, die viele für selbstverständlich halten. "Allein der Preis der Zitronen hat sich verdoppelt, aber auch Milch und Zucker haben sich verteuert." Alles Dinge, die Gäste in ihren Getränken für selbstverständlich halten. Von der Zukunft des Aladin trotz steigender Kosten ist Gerdes überzeugt: "Das Aladin gehört zu Hemelingen, und ein Hemelingen ohne Aladin ist eigentlich nicht vorstellbar."

Dieser Überzeugung ist auch Beiratssprecher Uwe Jahn (SPD). "Ohne Aladin würde Hemelingen noch unbekannter sein, weil es eine Strahlkraft über Bremen hinaus hat." Er sei zwar kein großer Konzertgänger. "Aber gelegentlich haben wir uns in meiner Spätjugend morgens noch zum Kaffeetrinken im Aladin getroffen", erzählt er. Eines bedauert Jahn aber doch: "Johnny Cash hätte ich dann doch gerne live im Aladin gesehen."

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Info

Am 13. Mai feiert das Aladin ab 21 Uhr seinen 45. Geburtstag. Auf drei Areas spielen DJs Musik aus den 80er- und  90er-Jahren und aktuelle Hits. Der Eintritt beträgt zehn Euro im Vorverkauf. Weitere Informationen auf www.aladin-bremen.de.

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