Feuer- und Rettungswache 7" steht in großen Lettern über der Eingangstür. Erst seit Anfang Februar ist die Wache am Hochschulring in Betrieb und noch hat sie ihren Baustellencharakter nicht völlig abgelegt. Links von der Tür eine quadratische Aussparung, nacktes Mauerwerk und Dämmwolle, wo später mal die Klingel sein wird. Das Schlüsseldepot daneben wird von schwarzem Klebeband geschlossen gehalten, an der Eingangstür hängt ein Zettel mit einer Telefonnummer für alle, die in die Wache wollen. "Es funktioniert schon vieles", findet Wachleiter Michael Englisch, Chef der neuen Feuerwache, eine hübsche Formulierung zum Stand der Dinge.
Knapp 60 Feuerwehrleute, darunter eine Frau, sind hier stationiert, drei Wachabteilungen, die im 24-Stunden-Dienst rotieren. Dienstantritt der ersten Wachmannschaft war am 1. Februar 2023 um 7 Uhr. In der Chronik der Wache wird dereinst nachzulesen sein, dass die erste Alarmierung um exakt 12.23 Uhr erfolgte. Ostertorsteinweg, Wasserrohrbruch im Keller, zwei Tauchpumpen vom Rüstwagen im Einsatz. Einsatzende gegen 14.10 Uhr.
Direkt hinter dem Eingangsbereich führt ein Gang nach rechts zum Lager für die Schutzkleidung. Fein säuberlich hängen hier sandfarbenen Ausrüstungen an Bügeln, über jeder Montur ein neuer Helm, gelb, mit einer weißen 7 auf rotem Grund versehen. Schräg gegenüber der Lastenaufzug, daneben eine Werkstatt für kleinere Reparaturen, weitere Lagerräume und der Zugang zur Fahrzeughalle. Linker Hand im selben Gang ist der Rettungsdienst untergebracht. Ein eigener abgeschlossener Bereich mit kleinem Büro und drei Ruheräumen.

Die neue Bremer Feuerwache 7 am Hochschulring ist seit Anfang Februar in Betrieb.
Karsten Klama
"Üben, üben, üben" lautet ein Schlüssel zum Erfolg bei der Feuerwehr. Ein Teil der Wachmannschaft bei der Einweisung in die Fahrzeugtechnik.
Karsten Klama
Die Feuerwache von oben. Das langgezogene Dach der Fahrzeughalle wird begrünt, der Bürotrakt dahinter bekommt eine Photovoltaik-Anlage.
Karsten Klama
Umgesetzte Energieeffizienz: Die Be- und Entlüftungsanlage der Wache dient zugleich der Wärmerückgewinnung.
Karsten Klama
Einer der 16 Ruheräume der neuen Wache, ausgestattet mit einer automatischen Außenbeschattung, die im Sommer runterfährt und dafür sorgt, dass die Räume nicht zu Saunakabinen werden.
Karsten Klama
Ein Notstromgenerator sorgt dafür, dass sich die Wache bei einem Stromausfall 72 Stunden lang selbst mit Strom versorgen kann.
Karsten Klama
In der Fahrzeughalle verbirgt sich unter einem der Gitterroste eine automatische Stiefelwaschanlage. Bloß den Fuß reinstellen und schon starten die Bürsten.
Karsten Klama
Das Lager für frische Einsatzkleidung. Dazu gehören die neuen Helme, die in der gesamten Feuerwehr Bremen seit Dezember im Einsatz sind. Auf der neuen Wache sind sie mit einer entsprechenden Sieben versehen.
Karsten Klama
Der Rettungsdienst ist in einem separaten Bereich der Wache untergebracht.
Karsten Klama
25 Meter hoch ist der Turm der Wache. Er dient als Übungsturm für alle Bremer Feuerwehren. Zum Beispiel für die Brandbekämpfung in mehrstöckigen Häusern.
Karsten Klama
Nicht weit vom Haupteingang der Wache führt ein Gang direkt in die Fahrzeughalle.
Karsten Klama
Die Drehleiter, eine der Basiskomponenten für Lösch- und Hilfeleistungseinsätze.
Karsten Klama
Zu Fuß die Treppe runter ginge auch, wenn Alarm ausgelöst wird. Aber die Rutschstange direkt in die Fahrzeughalle ist schneller.
Karsten Klama
Alles hat seinen Platz in der neuen Wache – auch die Einsatzstiefel.
Karsten Klama
Von der Fahrzeughalle führt ein direkter Zugang zu den Duschen, eine bewusst angelegte Schleuse zur Einsatzhygiene. „Arbeits- und Gesundheitsschutz genießen höchsten Stellenwert“, sagt Englisch. Die in vielen Feuerwachen üblichen mehr oder weniger kreativen Provisorien zur Trennung von „rein“ und „unrein“ (im Sinne von sauber und konterminiert) lassen bauliche Sicherheitsstandards heute nicht mehr zu.
In der Fahrzeughalle stehen ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug und eine Drehleiter, die Basiskomponenten für Lösch- und Hilfeleistungseinsätze. Dazu kommt eine Rüsteinheit mit Rüstwagen und Kran und dahinter eine eigene Waschhalle mit Ölabscheider. An den Rolltoren befindet sich ein Buzzer. Wird er drei Sekunden lang gedrückt, schalten draußen die eigens für die Feuerwache aufgestellten Ampeln links und rechts von der Wache auf Rot für den Verkehr auf dem Hochschulring.
Alle Feuerwehren Bremens trainieren im Turm der Feuerwache 7
Das Ende des Gebäudes ist ein 25 Meter hoher Turm, der als Übungsturm für alle Feuerwehren Bremens dient – Brandbekämpfung in mehrstöckigen Häusern, Leiterausbildung, Abseilübungen... Der Weg nach oben führt vorbei an Baulampen, die mit Kabelbindern befestigt sind, in einem Erker liegen Holzbretter und anderes Baumaterial. Von der Spitze des Turms fällt der Blick auf das Dach der Fahrzeughalle, das später begrünt sein wird. Dahinter, auf dem Dach des Bürotrakts, ist eine Photovoltaik-Anlage geplant.
"Energie" ist noch so ein Thema, auf das ein besonderes Augenmerk gelegt wurde. Der Gebäudetrakt mit Büros und Ruheräumen wurde in Passivbauweise erstellt, dazu die Solaranlage auf dem Dach und eine Be- und Entlüftungsanlage, die der Wärmerückgewinnung dient. Im Gebäude regulieren Bewegungsmelder das Licht, selbst die Dunstabzugshaube in der Küche erkennt sensorgesteuert, wann gekocht wird, und schaltet sich dementsprechend aus und ein. "Hier ist wirklich alles auf Energieeffizienz ausgelegt", sagt Englisch.
Direkt vom Turm führt eine Tür in einen langen Gang über der Fahrzeughalle. Hier sind die 16 Ruheräumen untergebracht, dazu die zentrale Umkleide – 73 Spinde, Fußbodenheizung –, daneben ein Raum mit belüfteten Spinden, in denen das Bettzeug verstaut wird, wenn die Ruheräume für die nächste Schicht freigeräumt werden. Rechter Hand im Gang ein Fitnessraum, dann plötzlich eine knallrote Flügeltür. Michael Englisch drückt auf einen runden grünen Taster an der Wand, die Tür schwingt nach innen auf und gibt den Blick auf eine Stange frei. Von hier geht es etwa sechseinhalb Meter runter direkt in die Fahrzeughalle. Am anderen Ende des Ganges gibt es noch so eine Stange. Rutschen ist schneller und sicherer als zu Fuß die Treppe runter. "90 Sekunden nach Alarmauslösung ist das Fahrzeug auf der Straße", lautet die Vorgabe.

"90 Sekunden nach Alarmauslösung muss das Fahrzeug auf der Straße sein", lautet die Einsatzvorgabe.
Am Ende des Ganges sind Bürobereich, ein Schulungsraum, die Küche und zwei Freizeiträume untergebracht. Eine Stippvisite im Zwischengeschoss beendet den Rundgang. Hier schlägt das technische Herz der Wache. Allem voran der Raum mit der Lüftungsanlage, ausgestattet mit bedarfsgerechten Pumpen, die zum Teil zur Wärmerückgewinnung genutzt werden. "Schon alles sehr modern hier", sagt Englisch, und der muss es wissen.
Vor seinem neuen Posten in der Wache 7 war der 54-Jährige Wachabteilungsleiter auf der Wache 3 in der Osterholzer Heerstraße. Ein altes umgebautes Wohnhaus, das seit 40 Jahren als Provisorium fungiert und innerhalb der Feuerwehr als „Sorgenkind“ gilt. "Da war es anders extrem", formuliert es Englisch.

Wachleiter Michael Englisch in luftiger Höhe auf dem Turm der Feuerwache 7. Unter ihm das Dach der Fahrzeughalle, das begrünt werden soll. Dahinter das Dach des Bürotrakts, auf dem eine Photovoltaik-Anlage installiert wird.
Ob dagegen die neue Wache wie ein Palast wirke? Entschiedener Widerspruch des Wachleiters: Natürlich sei hier alles neu und modern. Trotzdem sei der Bau letztlich nicht mehr als eine zeitgemäße Feuerwehrwache. "Den heutigen Bedürfnissen einer modernen Wache angepasst, aber ohne Schnickschnack", betont Englisch. "Kein Protzbau, sondern nach DIN-Norm auf aktuellem Standard gebaut.“ Das letzte Feuerwehrhaus, dass zuvor in Bremen gebaut wurde, die Wache 5, stammt aus dem Jahr 2001. "Seitdem haben sich die Standards geändert. Man hat in vielen Bereichen dazu gelernt, und das wurde hier natürlich von vornherein..."
Eine Lautsprecherdurchsage unterbricht den Wachleiter. In einer Wohnung in der der Ricarda-Huch-Straße könnte eine tote 82-Jährige liegen. Nachbarn haben sich über Notruf gemeldet. Im selben Augenblick kommt auch schon ein Feuerwehrmann die Rutschstange hinuntergeschossen. Innerhalb von Sekunden eilen fünf Feuerwehrmänner zu einem der Fahrzeuge und streifen sich die Einsatzkleidung über, die an einem Ständer neben dem Wagen hängt.
Kein hektisches Gerenne – konzentrierte präzise Bewegungen. Am Not-Computer direkt neben Treppenhaus und Rutschstange liegt bereits ein DIN A4-Blatt bereit – der Einsatzort als Karte und Satellitenbild ausgedruckt, inklusive der in rot eingezeichneten schnellsten Route. Wirklich notwendig ist das nicht, im Fahrzeug zeigt ein Navi den perfekten Fahrweg an, aber sicher ist sicher. Das Rolltor fährt hoch, die 90 Sekunden waren nicht übertrieben.
In der Fahrzeughalle kehrt wieder Ruhe ein. Zurück zur neuen Wache. Was deren Besonderheit ausmacht? Das Aufgabenspektrum, das Team, und dass man hier etwas ganz neu entwickeln könne, sagt Michael Englisch. "Wann hat man das schon, dass man so eine Aufbauphase miterleben kann?" Das sei total spannend und schaffe innerhalb des Teams einen besonderen Spirit. "So ein bisschen Aufbruchstimmung, wir bauen hier was auf."