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Auslandsjahr Bremer Schüler bevorzugen USA nur noch für Austauschprogramme

Die Begeisterung für Reisen in die USA hat nicht erst seit Trumps Amtsantritt einen Dämpfer bekommen. Für längere Auslandsaufenthalte wählen junge Menschen, auch aus Bremen, belegbar lieber andere Ziele.
19.05.2025, 05:00 Uhr
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Bremer Schüler bevorzugen USA nur noch für Austauschprogramme
Von Ulrike Troue

Generell haben junge Menschen aus Deutschland weiterhin Interesse an einem längeren Auslandsaufenthalt in den USA. Allerdings ist Amerika nicht mehr das Traumziel Nummer eins. Nur beim Schüleraustausch haben die Vereinigten Staaten noch die Nase vorn. Für ein Au-pair-Jahr, ein Studium oder Praktikum im Ausland, ein Arbeitsjahr in der Ferne oder bei Freiwilligendiensten sind andere Ziele mehr gefragt.

Insgesamt 13.000 Jugendliche aus Deutschland sind laut der Weltweiser-Studie "Auslandsaufenthalte 2025" im Programmjahr 2022/23 im öffentlichen Schüleraustausch in die USA gereist, das sind 37 Prozent aller Jugendlichen, die ins Ausland gereist sind. Damit registriert der unabhängige Bildungsberatungsdienst, der in Zusammenarbeit mit 62 Austauschorganisationen die Daten erfasst, einen deutlichen Anstieg.

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In Bremen haben das Gymnasium Vegesack und die Oberschulen Lesum und Blumenthal eine Partnerschule in Amerika. Wollen Bremer Schülergruppen dorthin reisen, gelten auch für sie verschärfte Einreisebedingungen. Aber die schreckten 20 Gymnasiasten nicht ab.

Die Vegesacker Schulleiterin Heike Ohler berichtet, dass die Schülergruppe Anfang Mai von ihrer vierwöchigen Reise nach Alaska mit kurzem Zwischenstopp in San Francisco zurückgekehrt sei. Aber erstmals würde keine Delegation aus Eagle River zum Gegenbesuch erwartet, weil die für den Schüleraustausch zuständige Kollegin der Chugiak High School nun in Rente sei.

16 Schüler und zwei Lehrerinnen der University Laboratory High School aus Urbana-Champain (Illinois) empfängt dagegen die Blumenthaler Oberschule in den Sandwehen, die ein umfangreiches Programm vorbereitet hat. "Wir planen die Austauschschüler in Mitte April 2026 zu besuchen", berichtet Rafael Luque. "Aufgrund der aktuellen politischen Lage haben wir jedoch keine Flüge gebucht."

Knapp 80 Prozent der 15- bis 17-Jährigen, die ins Ausland gehen, haben ein Schuljahr lang am Unterricht in Amerika teilgenommen und in einer Gastfamilie gelebt. Das High-School-Programm in den USA sei unter Jugendlichen nach wie vor die beliebteste Form für einen Auslandsaufenthalt, berichtet Constanze Sietz. Sie ist Geschäftsführerin des Reiseveranstalters Travelworks, einer der größten kommerziellen Schüleraustausch-Organisation. "Das generelle Interesse an den USA ist dabei über die Jahre stabil geblieben. Florida und Kalifornien bleiben die beliebtesten Ziele für Schüler, die ein Auslandsjahr machen möchten."

Eine klare Tendenz, ob sich die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump auf die Buchungen auswirkt, erkennt Travelworks bisher nicht: "Generell haben wir aber auch in der ersten Amtszeit Trumps bereits die Erfahrung gemacht, dass das konkrete Erlebnis in Schule und Gastfamilie kaum von der politischen Situation beeinflusst wird", erklärt Sietz.

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Für ein Auslandsstudium ist Nordamerika mit 16,48 Prozent gemäß der Weltweiser-Studie die zweitbeliebteste Destination, wobei Kanada klar vor den USA liegt. Die Universität Bremen, die mit acht Partneruniversitäten in den USA kooperiert, registriert dagegen einen gegenläufigen Trend.

"Die USA stehen kaum noch im Fokus", sagt Silke Prangemeier aus dem International Office. Kanada sei für viele attraktiver, ebenso Australien, Südafrika und vor allem Asien, sofern die Partnerhochschulen über englischsprachige Studienmöglichkeiten verfügten. Zu Praktika in den USA gebe es kaum Nachfragen. Sie weist aber darauf hin, dass immer mehr Studenten in die USA gingen, ohne dass eine Uni involviert sei.

Ein Jahr als Au-pair in Amerika zu verbringen, kommt für immer weniger junge Deutsche infrage. 2023 haben 2135 junge Menschen von 17 bis 29 Jahren aus Deutschland als Au-pair in einer Gastfamilie in den USA gelebt und gearbeitet – 264 weniger als 2022.

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Dabei haben amerikanische Gastfamilien nach wie vor großes Interesse daran, internationale Schüler aufzunehmen. Allerdings sorgen sich die Veranstalter, weil das Au-pair-Programm in den Staaten durch eine von der Biden-Regierung vorgeschlagene Reform existenziell bedroht ist, wie die "FAZ" berichtet. Demnach sollen die Au-pairs bis zu dreimal so viel Geld bekommen und weniger Wochenstunden arbeiten als bisher. Zudem kämen auf die Gastfamilien zusätzliche bürokratische Anforderungen und Aufwendungen zu. Knapp zehn Prozent der rund 21.000 Au-pairs, die jährlich in den USA arbeiten, kommen laut "FAZ" aus Deutschland.

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Für Sprachreisen ist Europa mit 84,27 Prozent eindeutig der beliebteste Kontinent. Deutlich dahinter folgt Nordamerika mit 8,48 Prozent. Und mit 1,71 Prozent ist dieses Ziel für Freiwilligenarbeit offenbar auch nicht reizvoll. Wer Arbeiten mit Reisen kombinieren will, stößt in den USA auf Hürden, weil keine Visa für klassische sogenannte Work & Travel-Programme ausgestellt werden.

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