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Klimawandel Klimaanpassung und Schwammstadt als Lösung für Huchting?

In Bremen wird es immer heißer, besonders in bestimmten Stadtteilen. Stefan Wittig, zuständig für kommunales Klimaanpassungsmanagement, informiert in Huchting über mögliche Gegenmaßnahmen.
05.12.2024, 05:00 Uhr
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Von Christa Neckermann

Es wird heißer in Bremen, und einige Stadtteile weisen geradezu „Hitzeinseln“ auf. Woran das liegt und wie diesen Entwicklungen des Klimawandels begegnet werden könnte, darüber informierte Stefan Wittig, bei der Umweltsenatorin für kommunales Klimaanpassungsmanagement zuständig, den Bauausschuss des Beirates Huchting. Wittig nutzte dafür unter anderem den ersten Klimareport für Bremen und Bremerhaven, das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Wetterdienst und der Bremer Umweltbehörde. Der Report bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Wissensstand des Wetters und des Klimas in der Region.

Seit 1881 zeichnet Bremen Klimadaten auf. Diese Daten belegen inzwischen, dass sich die Lufttemperatur seitdem im kleinsten Bundesland um 1,6 Grad Celsius erhöht hat, legte Wittig dar. Die fünf wärmsten Jahre ereigneten sich alle in den letzten zehn Jahren. Seit 1951 seien mehr Sommertage und weniger Frosttage zu verzeichnen, insgesamt sei ein Temperaturanstieg in allen Jahreszeiten feststellbar. Auch die Niederschlagsverteilung hat sich im Jahresverlauf verändert; das Frühjahr ist trockener und der Winter nasser geworden. Während kurzfristig keine deutliche Änderung der Jahresmenge des Niederschlags gesehen wird, gehen die Experten langfristig jedoch von einer Zunahme des Jahresniederschlags um acht Prozent aus, so Wittig.

Kinder und Senioren leiden besonders unter Hitze

Die veränderte klimatische Situation wirkt sich ebenfalls auf die Bevölkerung aus, besonders auf die als empfindlich eingestuften Personengruppen der Kinder und Senioren. Besonders im Bremer Süden treffen überdurchschnittliche Wärmebelastung und hohe Dichte an alleinlebenden Seniorinnen und Senioren aufeinander.

Welche Strategien sollen nun aber angewendet werden, um die Klimasituation in Bremen in den Griff zu bekommen? Dafür sprach Wittig mehrere Schlüsselmaßnahmen an. Da wäre einmal das Auskunfts- und Informationssystem Starkregenvorsorge, die Intensivierung des naturnahen Umgangs mit Regenwasser sowie eine Strategie zur Dach- und Freiflächenbegrünung und ein Handlungskonzept für Stadtbäume.

Überschüssiges Niederschlagswasser sollte gesammelt werden

Insbesondere das Konzept der sogenannten Schwammstadt fand großes Interesse bei den Mitgliedern des Fachausschusses. Die Ziele dieser wasser- und hitzesensiblen Stadt- und Freiraumgestaltung sind, in Hitzeperioden durch Verdunstung über den Boden und die Vegetation zu kühlen, nach (Stark-)Regenereignissen wie ein Schwamm Wasser zu speichern und so die Bewässerung städtischen Grüns zu ermöglichen.

„Bisher findet die Entwässerung unter der Erde statt“, zeigte Wittig auf, doch durch den Klimawandel und seine Folgen werde eine wassersensible Stadtgestaltung benötigt. Eine wirkungsvolle Schwammstadt benötige zunächst einmal wasserdurchlässige Straßenbeläge, Versickerungsmulden, Feuchtbiotope und unterirdische Zisternen. Auch Notabflusswege und Rückhaltungen von Starkregen müssten angelegt werden. Fassadenbegrünungen, Gründächer, Tiefbeete und Baumrigolen trügen zur Speicherung von Regenwasser bei, führte Wittig aus. Baumrigolen sind dabei Pflanzgruben unter Bäumen, die Niederschlagswasser teilweise aufnehmen und verdunsten. Sie reduzieren so den Oberflächenabfluss, kühlen die Umgebung und fördern die Biodiversität in städtischen Bereichen.

Pläne für Dechanatstraße in der Altstadt als Positiv-Beispiel

Wie das aussehen könnte, machte Stefan Wittig anhand einer Entwurfsplanung für die Dechanatstraße deutlich. Dort sollen die Straßenbäume in Rigolen angelegt und die Fassaden begrünt werden.

Doch der Weg zu einer Schwammstadt Bremen ist noch lang. Aufgrund bestehender Starkregenrisikokarten, Grundwassermodellierungen und Entsiegelungskataster sowie einer Stadtklimaanalyse müssten zunächst einmal konkrete Räume in Bremen identifiziert werden, die sich für eine Umsetzung eignen. Erfahrungen aus Pilotprojekten wie dem Klimaboulevard 2.0, der ZIZ-Studie Innenstadt, dem Handlungskonzept Stadtbäume und weiteren sollten herangezogen werden, um sowohl ingenieurtechnische wie auch juristische Expertisen zu erstellen. Die sollen dann zum einen in eine Verständigung auf Standards für die Umsetzung für die Schwammstadt und zum anderen in eine Überprüfung beziehungsweise Anpassung von Gesetze und Normen führen. Und natürlich müsse alles von Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. „All das ist eine Generationenaufgabe. Dafür werden wir ein paar Jahrzehnte brauchen.“

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