Was für ein Glück, denkt man, wenn im Hintergrund die Geräusche der Stadt immer leiser werden. Wenn das Rauschen von der B75 vom Winde verweht wird. Wenn die Straßenbahn im Rücken nicht mehr zu hören ist. Was für ein Glück, denkt man, dass sie hier damals keine Autobahn gebaut haben. Diesen Plan gab es tatsächlich, lang ist’s her, über 40 Jahre. Was für ein Glück, dass der Park Links der Weser in seiner heutigen Form existiert.
Man ist hier zwischen Grolland und Huchting in der Stadt, das kann man nicht ignorieren. Die Eisenbahnlinie Bremen-Oldenburg im Norden, die Straßenbahngleise und die Bundesstraße, die den Park regelrecht durchschneiden, erinnern nachdrücklich daran, in welchem Takt das urbane Leben schlägt. Je nachdem, wie der Wind steht, begleitet einen das Grundrauschen von Motoren beim Umrunden des Parks.

Esel, Hund, Katze, Hahn – natürlich, die Stadtmusikanten.
Aber irgendwie ist das ja auch das Schöne und Faszinierende: Bremen ist Stadt, aber Bremen ist an so vielen Stellen auch Wald und Park, Wiese und Grünfläche. Gleich 240 Hektar davon befinden sich hier draußen. Baum- und Buschreihen, Gräben und Teiche, Wasserbüffel auf Weiden und Vögel in Baumwipfeln. Obwohl sich rechts und links vom Park der Mensch niedergelassen und tüchtig gebaut hat, fühlt sich hier nichts gedrängt und eingezwängt an – stattdessen öffnet sich über dem Wiesenvogelschutzgebiet der Horizont, ein Gefühl von Weite stellt sich augenblicklich ein.
Wir haben uns an diesem Nachmittag vorgenommen, den Park einmal ganz zu umrunden. Wir kommen mit der Straßenbahn, steigen an der Haltestelle Norderländer Straße aus und starten am Grollander Krug Richtung Norden. Die Gefahr, sich unterwegs zu verlaufen, ist relativ gering, wir bewegen uns über weite Strecken einfach am äußeren Rand des Parks, der durchzogen ist von einem Netz aus Rad- und Wanderwegen. Es ist also möglich, Wegstrecken zu variieren und zu kombinieren. Ein Blick in die Faltkarten, die an diversen Infotafeln zum Mitnehmen hinterlegt sind, kann helfen.
Die kostenlosen Flyer sind ein feiner Service des Vereins „Park Links der Weser“, den 1976 engagierte Bürger aus Huchting, Grolland, der Neustadt und aus Stuhr gegründet haben. Sie wollten die Ochtumniederung zwischen Obervieland und Strom als Naturraum schützen. Seit 1991 pflegt und entwickelt der Verein das Naherholungsgebiet, nachdem die Stadt Bremen ihm diese Aufgabe übertragen hatte.
Sehr viel Gutes ist seitdem entstanden. Sehr praktisch: die vielen Sitzgelegenheiten, Bänke und Schutzhütten, Rast- und Picknickplätze für die kleine (oder größere) Pause zwischendurch. Perfekt im Winter: der Rodelberg im Nordwesten des Parks und die Eislauffläche im Südwesten.
Von den verschiedenen Aussichtshügeln halten wir es am Alma-Rogge-Hügel am längsten aus. Mit der Schriftstellerin, die 1969 in Bremen-Rönnebeck starb, kann man sich lange beschäftigen. Wegen ihrer Werke, wegen ihrer Verdienste um die niederdeutsche Sprache, aber auch wegen einiger sehr bedenklicher Aussagen zum Judentum. Auf dem Stein am Hügel, der nach ihr benannt ist, ist ein anderer Text verewigt:

Ein Stein für die Dichterin Alma Rogge.
Wo ik her kaam,
is dat Land so free un wiet,
wasst dat Gras un bleuht de Klee,
rückt de Luft na Solt un See,
blänkert Water, ruschelt Reith,
jagt de Wulken, Wind de weiht,
wo ik her kaam.
(Wo ich herkomme, ist das Land so frei und weit, wächst das Gras und blüht der Klee, riecht die Luft nach Salz und See, schimmert Wasser, raschelt Reet, jagt die Wolken, Wind der weht, wo ich herkomme.)
Vom Rogge-Stein sind es auch nur 500 Meter bis zum Roland-Center – falls man vergessen haben sollte, dass man sich doch noch in der Stadt befindet. Oder Lust auf einen schnellen Snack hat.
Unser Lieblingsbereich im Park ist das Huchtinger Fleet (Süd), schon fast in Stuhr. Hier sind Teiche angelegt, Stege und Pontons und ein Gehölzlehrpfad. Amphibien und Libellen sind hier zu Hause. Wir lassen uns auf einer Bank nieder und blicken hinüber zum Flughafen. Tatsächlich landet an diesem Tag, noch immer im Lockdown, ein Flieger. Wie gesagt: Das ist hier Stadt. Deshalb darf auch ein Wahrzeichen Bremens nicht fehlen: die Stadtmusikanten, ein bisschen versteckt zwar, aber sie sind da. Ragna Reusch, Künstlerin aus Ahausen, hat Esel, Hund, Katze und Hahn aus einem mannshohen Baumstamm geschnitzt.
Wer noch mehr entdecken will hier draußen, muss sich selbst auf die Suche machen.

Das Magazin Wanderbar bietet viele tolle Wanderstrecken.
Wer, wie, wo, was, wann
Anreise: mit der Straßenbahn bis Haltstelle Norderländer Straße; mit dem Pkw zu den Parkplätzen unterhalb der Bundestraße am Grollander Krug, am Grollander See, am Huchtinger Fleet Süd oder am Roland-Center
Länge: 9,6 Kilometer
Dauer: knapp zwei Stunden
Wegbeschaffenheit: Asphalt, überwiegend befestigte Wirtschaftswege
Tipps für die kleine Pause:
Grollander Krug Emslandstraße 30, geöffnet täglich bis 22 Uhr
Roland-Center Alter Dorfweg 30-50, geöffnet täglich außer sonntags von 10 bis 20 Uhr
Weiterführende Hinweise im Netz: