Es gibt zwei Lesarten. Die Gäste sitzen im Außenbereich an den Tischen auf der Straße Hinter dem Schütting. Oder aber die Gäste nehmen an einem idyllischen Flecken in der Stadt Platz, wo es von oben immer wieder von den Bäumen Blüten regnet. Wir entschlossen uns für letztere Beschreibung, weil wir es schlichtweg so empfanden.
Mittendrin – und dennoch etwas zurückversetzt zur Hauptstraße und dementsprechend ruhiger. Wir nippten entspannt am harmonischen, zitrusfrischen Roten Veltiner vom österreichischen Weingut Setzer (0,15 Liter für 8 Euro) und schauten, wie Passanten vorbeischlenderten. Wir genossen, welch entspannte, gelassene Atmosphäre in dieser Seitengasse herrschte.
Dabei hatten wir auch immer die Böttcherstraße im Blick, in der momentan viel los ist, sich viele Touristen aus unterschiedlichen Ländern treffen und Bremen dadurch vielfältig und weltmännisch wirkt. Das Ganze wurde untermalt und den ganzen Abend von einem höchst freundlichen Service begleitet. Als unsere Kellnerin um die Ecke kam, staunten wir nicht schlecht.
Wir mussten zwei Mal hinsehen, weil wir glaubten, Sarah Jessica Parker bedient uns. Natürlich handelte es sich nicht um die Schauspielerin aus der bekannten Serie „Sex And The City“. Aber die Ähnlichkeit erschien uns verblüffend. Wir glitten also sanft und heiter in diesen Abend. Es gab so viele Eindrücke, dass die Zeit bis zum selbst gebackenen, noch leicht warmen Brot mit einer tollen krossen Kruste wie im Fluge verging.
Darauf folgte das Amuse Gueule: ein butterweiches Kalbsinvoltini, gebettet in einem etwas zu mild gewürzten Estragonschaum und daneben ein kleiner, apart geteilter Rösti. Den Appetitanreger präsentierte die Küche in einem schwarzen, runden Steingutteller – ein rustikales und zugleich edel anmutendes Geschirr, das zur Außenbewirtung und den Teakholzmöbeln prima passte.
Im Teller ähnlicher Machart bekam ich auch meine Vorspeise des Vier-Gänge-Menüs (49,50 Euro) serviert. Farblich fast künstlerisch erwies sich die Kombination aus dem knusprig gebratenen Pulpo, den die Küche auf ein sanftes Linsenragout legte und darüber den gleichen Estragonschaum träufelte, den wir schon beim Amuse Gueule hatten.
Meine Begleitung entschied sich für die Speisen der Matjeskarte und wählte vorweg das Matjestatar (13,50 Euro), das eine grandiose Frische bereithielt und fast auf der Zunge schmolz, so gut war die Qualität des Fisches. Als Raffinesse erwiesen sich der geeiste Meerrettich, die Pumpernickelerde und das gekochte Wachtelei.
Vor allem aber die Salzzitrone gab dem Gericht ein mediterranes Flair. Grandios. Für mich folgte ein Zwischengang mit Kärntner Kasnudeln. Dahinter versteckten sich Minz-Topfen, die leider an den Rändern etwas ausgetrocknet waren. Die schmackhafte Petersilienwurzelcrème, der karamellige Nussbutterschaum und das Kerbelespuma halfen aber sehr gut darüber hinweg.
Deftig stellte sich der Hauptgang meiner Begleitung dar, die sich an die gebratenen Matjesfilets (15,50 Euro) machte, die schöne Röstaromen besaßen. Diese fanden sich auch in den Bratkartoffeln und den Speckbohnen wieder. Eine runde Sache. Als Erfrischung reichte die Küche Blattsalate mit einem gekonnt gewürzten Dilldressing.
Weitaus edler zeigte sich meine Hauptspeise. Ein guter Klotz eines medium gebratenen Kalbsfilets fand sich auf meinem Teller, den der Koch durch den grünen Pinselstrich des Erbsen-Wasabipürees erst richtig in Szene setzte. Der angeröstete Buchweizen schmeckte wie Popcorn, was ich genial fand, weil es eine ganz neuartige Richtung in die Zusammenstellung brachte.
Der Koch lebte auch seine Kreativität bei den drei Kalbsbriespralinen aus, die eine so feine Konsistenz besaßen, dass sie fast zerfielen. Was für eine Eleganz. Der Hauptgang des Vier-Gänge-Menüs markierte wahrlich den Höhepunkt des Abends. Deshalb fiel das Dessert vermutlich ab. Denn was sind dagegen schon marinierte Ananas und ein Vanille-Panna-Cotta, das krisselig, etwas labbrig, wässrig und vom Geschmack weit hinter den Erwartungen blieb?
Deshalb wünschte ich mir mehr vom Ananas-Granité, von dem es nur ein paar kleine Kleckse gab, und vor allem mehr vom satten Rum-Cocos-Sorbet. Beides hob das Niveau der Nachspeise wieder. Das Blaumohn-Tartelette meiner Begleitung tat sich vor allem durch die weiße, sanfte Schokoladen-Ingwercrème hervor.
Fazit:
Das Topaz bietet eine hochwertige Küche und eine üppig bestückte Karte, die allerlei Geschmacksrichtungen befriedigt. Dennoch fehlt bei manchen Gerichten der letzte Pfiff durch mehr Würze. Das Restaurant versprüht sowohl im Innern als auch jetzt im Sommer draußen einen angenehmen Charme und der Gast fühlt sich willkommen. Naja, und nur so am Rande: Wer Carry-Bradshaw-Fan ist, sollte unbedingt nach ihrer Doppelgängerin Ausschau halten, die hier einen höchst freundlichen und präsenten Service abliefert.
Topaz
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Langenstraße
2-4, 28195 Bremen, Telefon: 0421/77625, Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend von 12 bis 21.30 Uhr (Küche), Sonntag geschlossen, teilweise barrierefrei, Internet: www.topaz-bremen.de