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Starke Leserresonanz nach Linken-Vorstoß Beim SUV scheiden sich in Bremen die Geister

Der Vorstoß der Linken, Bremen für SUV-Fahrer unattraktiver zu machen, hat mächtig Staub aufgewirbelt. Eine Mehrheit gibt sich kritisch gegenüber größeren Modellen, ein Autohändler hält dagegen.
11.12.2018, 20:47 Uhr
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Beim SUV scheiden sich in Bremen die Geister
Von Frank Hethey

Für starke Leserresonanz hat die Forderung der Linken gesorgt, Bremen für SUV-Fahrer unattraktiver zu machen (wir berichteten). Dabei ist ein eher SUV-kritisches Stimmungsbild auszumachen: Bei der „Frage des Tages“ zeigten die Leser des WESER-KURIER ein deutliches Bild: Eine Mehrheit von 62 Prozent schlug sich auf die Seite der Linken, auch bei den Kommentaren gab es scharfe Kritik am Trend zum SUV. „Diese Protzkisten sind in der heutigen Zeit völlig fehl am Platze“, lautete eine Ansicht.

Doch es sind auch Gegenstimmen zu hören, einem Teilnehmer geht „dieses unsägliche SUV-Bashing“ gründlich gegen den Strich. Interessant auch, wie ein Autohändler den Trend erklärt. Danach wäre alles Lamentieren vergebens, weil größere Automodelle die Zukunft sind. Sozusagen als evolutionäre Zwischenstufe auf dem Weg zum autonomen Fahren.

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Etliche Kritiker hegen Vorbehalte gegen die Fahrzeugbesitzer. Ein gängiger Vorwurf: der SUV diene nur „der reinen Selbstdarstellung“. Als fatal gilt dieses Phänomen, wenn auch noch fahrtechnisches Unvermögen hinzukommt. „Die wenigstens SUV-Fahrer kommen mit ihren Fahrzeugen zurecht und parken deshalb öfter mal im Weg“, merkt ein Kritiker an. Ergänzt werden solche Vorbehalte von umweltpolitischen Überlegungen. Als Spritschlucker haben SUVs keinen guten Ruf. „Sie verbrauchen mehr Kraftstoff als nötig“, kritisiert ein Leser. Klimawandel und Zersiedelung geben einem weiteren Skeptiker zu denken. Die Folgerung: „SUVs? Ja, die können weg!“

Ein viel diskutiertes Thema ist der SUV als Parkplatzkiller. „Kein Parkhaus in (halb-)öffentlicher Hand sollte auf dieses Luxusproblem reagieren“, fordert ein Leser. Denn: „Es handelt sich um ein ganz persönliches Problem, sich ein Auto zuzulegen, mit dem man keine Parkplätze mehr findet.“ Mit mehr als zwei Meter breiten Fahrzeugen parke man auf Kosten anderer, schimpft ein weiterer Kritiker. „Die Schlachtschiffe der Premiummarken sind da nicht mehr sozial verträglich und alles andere als zukunftsorientiert.“ Beifall gibt es für die Linken-Forderung nach einer härteren Gangart gegenüber Falschparkern. „Das Falschparken müsste endlich konsequent verfolgt werden, statt es offiziell zu dulden.“

Automodelle werden insgesamt immer größer

Mehrfach wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass die verschiedenen Automodelle insgesamt immer größer würden, die Fokussierung auf SUVs gehe deshalb am Kern des Problems vorbei. Schon bei normalen Zweitürern werde es eng, merkt ein Leser an. „Aber jetzt gibt es ein neues Feindbild, Deutschland bleibt sich treu.“

Ein weiterer Diskussionsteilnehmer gibt zu bedenken: „Es ist der Autoverkehr im Allgemeinen, der deutlich zu viel öffentlichen Raum in der Stadt beansprucht.“ Seine Forderung: weg mit der Priorisierung des Autoverkehrs, mehr Anreize für die Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, per Rad oder zu Fuß, dann könnten die Linken „das ganze Problem angehen, nicht nur das SUV-Problem“. In die gleiche Kerbe schlägt ein weiterer Leser mit seiner Kritik am „Riesenwuchs bei den zeitgenössischen Fahrzeugen“, dem müsse „die öffentliche Infrastruktur wirklich keine Rechnung tragen“.

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Freilich gibt es auch Stimmen, die den Linken ideologisch motivierte Stimmungsmache ankreiden. „Das ist also die konstruktive Auseinandersetzung der Linken mit sich verändernden Verkehrssituationen“, moniert ein Leser. Und ein anderer fragt, ob die Linken keine anderen Sorgen hätten. „Immer raufschlagen auf den Autofahrer.“

Woher aber kommt überhaupt der Siegeszug? Die Kunden schätzten das größere Platzangebot im Innenraum, sagt Jan Lehmann, Verkaufsleiter im Audi Zentrum Bremen. Hinzu kämen der höhere Einstieg und der bessere Rundumblick. „SUVs wirken größer und korpulenter, dadurch strahlen sie ein anderes Sicherheitsgefühl aus.“ Das spreche nicht nur Senioren an, sondern auch jüngere Autofahrer. Dabei widerspricht er der landläufigen Ansicht, SUVs seien das Auto der Reichen. Vielmehr unterscheidet er zwischen den Varianten im Kleinwagenbereich und im Luxussegment. Aber es gibt auch noch einen anderen Aspekt – wobei nicht ganz klar ist, ob die Autoindustrie auf Bedürfnisse reagiert oder sie überhaupt erst weckt: „Die Nachfrage nach SUVs steigt, weil es ein immer größeres Angebot gibt.“

Rückkehr zu kleineren Automodellen kaum denkbar

Weshalb sich umso dringender die Frage stellt, ob es ein Zurück gibt. Ob Autos wieder „in verträgliche Größen gezwungen werden“ können, wie eine Forderung lautet. Laut Lehmann kaum. Bei allen neuen Automodellen kämen mehr oder weniger stark ausgeprägte SUV-Eigenschaften zum Tragen, es werde „Altbewährtes mit Vorteilen eines SUV gepaart“.

Der Trend zu immer breiteren und längeren Autos ist aus seiner Sicht unumkehrbar. Das habe mit der Zukunft des Autofahrens zu tun, dem Trend zum autonomen Fahren. Wer sein Fahrzeug nicht mehr selber lenken müsse, könne sich während der Fahrzeit anders beschäftigen. Dadurch steige das Bedürfnis nach mehr Platz. „Deshalb müssen die Raumvolumina größer werden.“

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