Während die Vereinten Nationen in Glasgow zur Weltklimakonferenz zusammenkommen, protestieren in Bremen seit rund einem halben Jahr Aktivisten mit einem Klimacamp vor dem Rathaus. Nun soll das Klimacamp umziehen: Laut Innenbehörde wird das Zeltlager voraussichtlich Anfang November seinen Standort wechseln. Vom Rathaus geht es dann in die Wallanlagen. Gegenüber der Kunsthalle soll das Klimacamp neu aufgebaut werden. Darauf haben sich Klimaschützer und Behörde "einvernehmlich" geeinigt, so Ressortsprecherin Karen Stroink. Die mehrfach verlängerte Erlaubnis für die Sondernutzung der bisherigen Fläche am Grasmarkt läuft am 31. Oktober ab. Das Klimacamp darf aber übergangsweise stehen bleiben, bis das Ordnungsamt eine Versammlungsbestätigung für den neuen Standort erteilt hat.
Allerdings drängt die Zeit, weil in der Woche vom 8. bis 14. November Arbeiten am Rathaus vorgesehen sind – das Klimacamp würde dabei im Weg stehen. Bevor das Ordnungsamt grünes Licht gibt, müssen Stroink zufolge jedoch alle Details und Auflagen geklärt sein.
Ein Diskussionspunkt zwischen Klimaaktivisten und Behörde war das Heizproblem in der kalten Jahreszeit. Doch dafür zeichnet sich eine Lösung ab. Die Feuerwehr habe sich bereit erklärt, gemeinsam mit den Aktivisten eine Lösung zu finden, so Stroink. Nach ihrer Angabe kommen mehrere Möglichkeiten einer Wärmequelle in Betracht. Aus Sicherheitsgründen müsste die Wärmequelle aber rund um die Uhr bewacht werden.
Seit Ende April befindet sich das Klimacamp am Rathaus. Mit ihrer Aktion wollen die rund 30 Aktivisten auf schwerwiegende Versäumnisse in der Klimapolitik aufmerksam machen, ihre Kritik richtet sich gleichermaßen gegen die Bundes- und Landesregierung. Für eine Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung waren die Klimacamper nicht erreichbar.
Der prominente Standort war von Anfang an umstritten. Mehrfach hatten die Klimaaktivisten bekundet, nicht weichen wollen. Der Grund: Der Grasmarkt am Rathaus sei ein optimaler Ort, um mit den Menschen in den Dialog zu kommen. Gleichwohl signalisierten die Aktivisten auch Kompromissbereitschaft. Bereits im Sommer hatte Klimacamper Paul-Nikos Günther die Wallanlagen als Ausweichstandort für die Weihnachtszeit ins Gespräch gebracht – allerdings nur als temporäre Notlösung.
Bei einem Rechtsstreit gegen die Klimacamper hatte die Innenbehörde im Frühjahr den Kürzeren gezogen, seither wurde immer mal wieder Kritik am Standort laut. Zuletzt vor Beginn des Freimarkts, als Innen- und Wirtschaftsbehörde einen Umzug forderten, um Platz für den Kleinen Freimarkt zu schaffen. Dagegen konnte sich allerdings Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) erfolgreich zur Wehr setzen.