Diesel-Fahrer müssen in Bremen vorerst keine Fahrverbote befürchten. Das Bundesland hat die Stickoxid-Grenzwerte im Jahresdurchschnitt eingehalten. An den drei verkehrsnahen Messtationen im Bundesland wurde der EU-Grenzwert (Jahresmittelwert) für die Stickstoffdioxidkonzentration in der Außenluft von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschritten. Mit 39 Mikrogramm pro Kubikmeter war der Wert im vergangenen Jahr an der Nordstraße in der Stadt am höchsten. Das teilte die Bremer Umweltbehörde auf Nachfrage des WESER-KURIER mit. Alle Daten sollen in der kommenden Woche bekannt gegeben werden.
„Das konstante Setzen auf den Umweltverbund führt dazu, dass wir keine Fahrverbote verhängen müssen“, sagt Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne). Durch die Förderung der umweltverträglichen Verkehrsmittel (unter anderem öffentlicher Nahverkehr, Fuß- und Radverkehr) vermeide man Staus und entlaste die Straßen, so Lohse.
Um die Luftqualität zu bewerten, werden in Bremen und Bremerhaven an insgesamt neun festen Standorten verschiedene Werte gemessen. Sechs Standorte dienen der gebietsbezogenen und drei Standorte (Dobbenweg, Nordstraße und Cherbourger Straße) der verkehrsbezogenen Überwachung. Niedriger als an der Nordstraße war der Stickoxid-Wert am Dobbenweg mit 38 Mikrogramm pro Kubikmeter (2017: 39,19) und an der Cherbourger Straße in Bremerhaven mit 34 Mikrogramm pro Kubikmeter (2017: 34,59).
Für 2018 ist die Validierung noch nicht komplett abgeschlossen, es wird sich aber nichts mehr ändern, heißt es aus der Behörde. So saubere Lust gab es in Bremen nicht immer. Beispielsweise im Jahr 2016 war die Stadtluft noch stärker als erlaubt mit Stickoxiden belastetet und lag am Dobbenweg und an der Nordstraße über dem Grenzwert. In den Jahren davor waren die Werte sogar noch höher und Bremen drohte ein Fahrverbot aller Dieselfahrzeuge.
Bremen mit dem niedrigsten Stickoxid-Anteil
Im Vergleich von Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern sei Bremen laut der Umweltbehörde die Stadt mit dem niedrigsten Stickoxid-Anteil in der Luft. Nichtsdestotrotz setzt sich Senator Lohse weiterhin für die bundesweite Einführung einer blauen Plakette ein. Sie soll nur besonders schadstoffarmen Fahrzeugen zustehen und in weiten Teilen deutscher Städte zu einem faktischen Fahrverbot älterer Dieselfahrzeuge führen, die als Hauptverursacher zu hoher Stickoxid-Mengen gelten. Dazu kam es bislang nicht.
„Wir dürfen nicht innehalten, weiterhin daran zu arbeiten, die Werte zu senken“, sagt Lohse. Von der Autoindustrie erwartet er die Hardware-Nachrüstung für ältere Diesel-Autos und zwar komplett auf eigene Kosten.
Um die Luft sauber zu halten, sind Diesel-Fahrverbote in ganz Deutschland ein Thema. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagt gegen zahlreiche durch Dieselabgase belastete Städte und will Fahrverbote erreichen. Das bundesweit erste großflächige Diesel-Fahrverbot zur Luftreinhaltung gilt seit dem Jahresbeginn in Stuttgart. Diesel der Abgasnorm 4 und schlechter dürfen dort nicht mehr in die Umweltzone fahren. Für Anwohner gilt eine Übergangsfrist bis zum 1. April. Es gibt Ausnahmen, etwa für Handwerker.
Gerichte haben für mehrere Städte Fahrverbote für ältere Diesel angeordnet, etwa für Berlin, Köln, Essen, oder Frankfurt. Hier liegen die Werte bei Stickstoffdioxid über dem Grenzwert. Quelle für Stickstoffdioxid ist vor allem das Auto. Anderswo, etwa in Hamburg, sind einzelne Straßen betroffen.