Mit einem übergreifenden Beschluss wenden sich die Beiräte Findorff, Schwachhausen und nun auch Mitte an die Ressorts Inneres und Soziales und fordern, in Anbetracht der kalten Witterung keine obdachlosen Menschen von den von ihnen gewählten geschützten Orten zu räumen. Jonas Friedrich (Grüne), Sprecher des Beirates Mitte, brachte den Beschluss in die jüngste Sitzung des Stadtteilparlaments ein. Außerdem fordern die Beiräte die senatorischen Behörden auf, die Hilfeleistenden darin zu unterstützen, überdachte Orte zu finden und diese als Schlafplätze für obdachlose Menschen auszuweisen. Dort sollen diese Menschen die Nächte verbringen, ohne gestört oder geräumt zu werden.
Die Forderung nach Toleranzräumen ist nicht neu: So hat der Findorffer Beirat bereits im Januar gefordert, solche Aufenthaltsräume zu schaffen. Zwar gibt es eine Vielzahl an Notunterkünften, Hilfsangeboten und Beratungsstellen, und doch gibt es Menschen, die von diesen Angeboten nicht erreicht werden – aus Angst vor Corona werden beispielsweise die Gemeinschaftsunterkünfte gemieden oder der Umstand, dass der Hund nicht in die Unterkunft darf, steht einer Übernachtung entgegen. Hier möchten die Beiräte gegensteuern und haben auch Vorschläge: In Frage für diese Orte kämen da ungenutzte Flächen in Parkhäusern oder auch kleinere Orte wie etwa der überdachte Bereich vor der Beratungsstelle Comeback am Rembertiring. Auch der Bereich vor der Bahnhofsmission im Bremer Hauptbahnhof als überdachter Schlafplatz ist für die Beiräte vorstellbar.
Für Holger Ilgner (SPD) geht es darum, Menschen zu erreichen, die in der beginnenden kalten Jahreszeit nicht in die Notunterkünfte gehen. Dirk Paulmann von der CDU bemängelt jedoch, dass nur in Frage kommende Orte in der Bahnhofsvorstadt genannt wurden und nicht auch Plätze in anderen Ortsteilen. „Toleranzräume funktionieren nur dort, wo die Leute sind“, entgegnet Jonas Friedrich, „deshalb müssen wir im Bahnhofsumfeld bleiben.“